Global Player mit Bodenhaftung

Interview mit Oliver Seifert, Geschäftsführer der ViALUX Messtechnik + Bildverarbeitung GmbH

ViALUX ist ein mittelständisches Technologieunternehmen, das im Jahr 2000 von zwei Wissenschaftlern gegründet wurde und sich mit dem optischen Messsystem AutoGrid® und DLP® Subsystemen schnell einen Namen machte. „Das erste Produkt war AutoGrid®, ein Gerät zur Analyse von Blechbauteilen, das vor allem in der Automobilindustrie Anwendung findet“, erklärt Geschäftsführer Oliver Seifert. „Es handelt sich dabei um einen handgehaltenen Messkopf mit vier Kameras und entsprechender Software, mit der man zum Beispiel feststellen kann, ob an einem Blechbauteil die geforderte Mindestblechdicke unterschritten wird und somit technologische oder konstruktive Änderungen vorzunehmen sind.“ Parallel dazu stand immer die DLP® Technologie im Fokus. Seit 2002 ist ViALUX Design House Partner von Texas Instruments. „Basis unserer Produkte ist die DLP® Technologie, eine von Texas Instruments entwickelte Mikrospiegeltechnik mit einem elektronischen Bauelement als Herzstück, dem DMD-Chip (DMD = Digital Micromirror Device)“, sagt Oliver Seifert. „Mit dieser komplexen Technologie kann man strukturiertes Licht erzeugen, was sie für Anwendungen wie Projektoren oder Head-up-Displays im Auto interessant macht. Wir sind hier im Advanced Bereich tätig, für Top-Anwender, für die höchste Performances entscheidend sind.“

Regional verwurzelt, global tätig

Als Oliver Seifert das Unternehmen 2020 gemeinsam mit seinem Kollegen Jens Kümmel übernahm, starteten sie mit klaren Vorstellungen. „Unseren Vorgängern lag die regionale Verwurzelung des Unternehmens am Herzen“, erklärt Oliver Seifert. „Ihnen ging es dabei nicht zuletzt um die Mitarbeiter, von denen die meisten aus der Region kommen und seit Langem für ViALUX tätig sind. Obwohl es Angebote von Großinvestoren gab, übergaben sie uns das Unternehmen, in dem Wissen, dass wir es in ihrem Sinne weiterführen.“ Das Konzept ging auf. In den vergangenen drei Jahren konnte ViALUX stetig wachsen, zuletzt um 20%. „Zum Zeitpunkt der Übernahme lag der Umsatz bei rund sechs Millionen EUR“, sagt Oliver Seifert. „Heute setzen wir mit 36 Mitarbeitern rund zehn Millionen EUR um, mit einer Exportquote von 80%.“

Drei Standbeine auf solidem Fundament

Im Laufe der Zeit haben sich drei ViALUX-Standbeine herauskristallisiert: DLP® Technologie, 3D Scanner und das Traditionsprodukt AutoGrid®. „Der Bereich der DLP® Technologie trägt den Löwenanteil am Umsatz“, erklärt Oliver Seifert. „Wir haben zu den DLP® Chips eine Software entwickelt, verkaufen damit Module mit Soft- und Hardware. Als Design House Partner von Texas Instruments sind wir sehr früh in die Entwicklung integriert und müssen am Puls der Zeit sein. Kommt beispielsweise ein neues Bauteil von Texas Instruments, müssen wir dieses in unsere Elektronik- und Softwareumgebung integrieren.“

Beispielhaft für die Anwendung in der Forschung sind Lichtpinzetten, mit denen kleine Zellen verschoben werden können und Zellenwachstum gemessen werden kann. Auch in der Leiterplattenherstellung und dem 3D Druck kommt die Technologie zum Einsatz – „immer dann, wenn man kleinste Strukturen aufbringen möchte“, wie Oliver Seifert resümiert. „Das ist unter anderem für internationale Top-Unis wie Stanford und Berkely interessant, die zu unseren Kunden zählen.“ Aus diesem Tätigkeitsfeld heraus entwickelte sich das zweite ViALUX-Standbein, der 3D Scanner BodyLux®, welcher als flächenhafter DLP® Projektor arbeitet und gleichzeitig als 3D Scanner das projizierte Streifenmuster erfasst und auswertet. Bei Körpervermessungen überzeugt BodyLux® mit höchster Genauigkeit und Reproduzierbarkeit. „Früher haben wir Scanmodule an Wettbewerber verkauft“, sagt Oliver Seifert. „2017 haben wir dann BodyLux® auf den Markt gebracht und bis heute stetig weiterentwickelt, um unterschiedliche Anwendungsbereiche abdecken zu können. Voraussetzung dafür sind anwendungsspezifische Software-Plug-ins.“ Das 3D Scansystem bietet sich für die medizinische Versorgung mit Kompressionsprodukten, Prothesen und Orthesen an. In Zukunft soll BodyLux® direkt in Arztpraxen und bei Orthopäden eingesetzt werden. Der Vertrieb erfolgt direkt, ein qualifizierter Vor-Ort-Support ist garantiert. 

Wachsen und seinen Werten treu bleiben 

Mit den hochkomplexen Lösungen hat sich ViALUX einen hervorragenden Ruf am Markt erarbeitet. „Unsere Stärke liegt in der Advanced Technology“, betont Oliver Seifert. „Mit unserer selbstentwickelten Elektronik und der Software im Hintergrund kann mit hoher Geschwindigkeit das Optimale aus den Chips herausgeholt werden. Kunden können die Systeme leicht in ihre Maschinen integrieren; es sind Plug-and-Play-Lösungen mit einfacher Bedieneroberfläche.“ Im universitären Umfeld gibt es nicht viele Wettbewerber mit ähnlichen Kompetenzen. Auch wenn ViALUX für 2024 einen leichten Umsatzrückgang erwartet, ist man optimistisch, weiter an der Spitze des Marktes zu bleiben. Dazu werden neue DLP® Produkte mit schnelleren Modulen, schnelleren Kameras und schnelleren Datenübertragungen beitragen. Im Segment BodyLux® wird es mehr Plug-Ins und eine breitere Aufstellung geben – getreu dem Slogan ʻEin System, viele Möglichkeitenʼ. Auch international sollen hier die Zeichen mit neuen Märkten wie Skandinavien und Benelux auf Expansion stehen. „Wir wollen wachsen, aber gleichzeitig bodenständig bleiben“, sagt Oliver Seifert. „Dafür wünschen wir uns bessere Rahmenbedingungen vonseiten der Politik, weniger bürokratische Hindernisse und mehr Unterstützung.“ 

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Interview mit Jens Junker, CEO der ROTOP Pharmaka GmbH

Mit Radiopharmaka Leben verbessern

Am Standort der ROTOP Pharmaka GmbH in Dresden wird bereits seit 1958 im Bereich der Nuklearmedizin geforscht. Heute produziert das Unternehmen Pharmazeutika für die nuklearmedizinische Diagnostik, unter anderem im Bereich…

„Ob Teilstück oder Gesamtkonzept – wir liefern, was gebraucht wird“

Interview mit Sebastiano Guerini, General Manager der Crezza S.r.l.

„Ob Teilstück oder Gesamtkonzept – wir liefern, was gebraucht wird“

Ob Autobahnen, Tunnel oder Viadukte – die Anforderungen an moderne Verkehrsinfrastruktur steigen stetig. Neben technischer Präzision sind heute Nachhaltigkeit, Sicherheit und Effizienz gefragt. Die italienische Crezza S.r.l. mit Sitz in…

Einzigartige Propeller-Innovation für die Luftfahrt

Interview mit Eric Greindl, Vice President der MT-Propeller Entwicklung GmbH

Einzigartige Propeller-Innovation für die Luftfahrt

Moderne Propellertechnik aus Niederbayern – mit dieser Vision hat sich die MT-Propeller Entwicklung GmbH als Innovationsführer im internationalen Luftfahrtmarkt etabliert. Gegründet von Luftfahrtpionier Gerd Mühlbauer, setzt das Unternehmen auf Hightech,…

Spannendes aus der Region Chemnitz

Kernkompetenz: Präzision

Interview mit Dipl.-Ing. Jürgen Barthold, Vorstand der GEMAG Gelenauer Maschinenbau AG

Kernkompetenz: Präzision

Wie aus einem Maschinenbauunternehmen, das einst Ersatzteile für die Strumpfindustrie im Raum Chemnitz herstellte, ein Lohnfertiger für Präzisionsteile und gleichzeitig eines von sieben Unternehmen einer starken Gruppe wurde, weiß Dipl.-Ing.…

Aufwind für erneuerbare Energien

Interview mit Lutz Stefaniak, Geschäftsführer der WKA Sachsen Service GmbH

Aufwind für erneuerbare Energien

Mit Flexibilität und Innovation hat sich die WKA Sachsen Service GmbH ein Unternehmen der 3Energy Unternehmensgruppe als Spezialist für erneuerbare Energien etabliert. Von den Anfängen in den frühen 1990er-Jahren bis…

Zukunftsweisende  Antriebstechnik im Fokus

Interview mit Martin Kroschk, Geschäftsführer und Gunther Budig, Geschäftsführer der EAAT GmbH Chemnitz

Zukunftsweisende Antriebstechnik im Fokus

Seit ihrer Gründung hat sich die EAAT GmbH Chemnitz zu einem führenden Anbieter in der elektrischen Automatisierungs- und Antriebstechnik entwickelt. Das Unternehmen ist bekannt für seine maßgeschneiderten Lösungen und Serienfertigungen,…

Das könnte Sie auch interessieren

Wenn es ganz genau sein soll ...

Interview mit Michael Zintl, Geschäftsführer der DZG Metering GmbH

Wenn es ganz genau sein soll ...

Die schrittweise Umstellung des Stromnetzes hin zu Smart Energy ist in vollem Gange. Bis 2032 sollen alle Haushalte in Deutschland mit digitalen Stromzählern ausgestattet sein. Smart Meter spielen für die…

Sichere Daten, sichere Zukunft

Interview mit Susanne Moosreiner, Geschäftsführerin der SEP GmbH

Sichere Daten, sichere Zukunft

Cyberangriffe sind derzeit auf Rekordniveau. Laut Bitkom-Studie ist die Gefahr von Industriespionage, Ransomware und Datendiebstahl für 81% der deutschen Unternehmen eine reale. Weil der wirtschaftliche Schaden immens ist, werden mehrschichtige…

Sehen, was sonst verborgen bleibt

Interview mit Dr. René Heine Geschäftsführer der Cubert GmbH

Sehen, was sonst verborgen bleibt

Chlorophyllgehalt in Pflanzen messen, Hämoglobinfluss verfolgen oder Kontaminationen erkennen – die Ulmer Firma Cubert macht mit hyperspektraler Bildgebung das Unsichtbare sichtbar. Ihre Spezialkameras führen komplette chemische Analysen in Echtzeit durch,…

TOP