Zeigt her eure Schuh‘

Interview mit Oliver Kramer, Geschäftsführer der Kramer Schuhe GmbH & Co. KG

Seit 126 Jahren ist der Name Kramer am Schuhmarkt vertreten. „Mein Ururgroßvater war Schuster“, erzählt Oliver Kramer, der gemeinsam mit seinem Bruder Kai Geschäftsführer ist. Sie vertreten bereits die vierte Generation.

Heute werden die Schuhe nicht mehr selbst gefertigt. Die einstige Schuhmacherei hat sich zum Handelsunternehmen gewandelt. Der Vater der beiden Brüder gründete die erste Filiale. Fortan eröffnete Kramer Schuhe immer mehr Geschäfte an mittlerweile 52 Standorten. Nur eines trägt den Familiennamen – das Stammhaus in Ahaus. Alle anderen laufen unter den Markennamen ABC SCHUHE und SCHUH OKAY. Vertreten ist Kramer Schuhe in Nordrhein-Westfalen, allerdings nicht im Ruhrgebiet.

„Regional haben wir eine große Bedeutung. Wir sind im mittleren Preissegment angesiedelt. Das ist im Textilbereich eher schwierig, wir fühlen uns dort aber wohl und haben die Funktion eines Vollversorgers“, erklärt Oliver Kramer, der seit 1989 in dem Unternehmen seiner Familie beschäftigt ist. Im Sortiment finden sich Marken wie Tamaris, TOM TAILOR oder Rieker, im Stammhaus werden auch gehobene Marken wie Gabor oder LLOYD verkauft.

Daneben bietet Kramer Schuhe die Eigenmarken living UPDATED, Alyssa, BOXX und SNEAKERS. „Die Eigenmarken sind für uns extrem wichtig, damit wir Margen haben und aus dem Preisvergleich im Internet heraus sind“, betont der Geschäftsführer.

Kramer Schuhe GmbH & Co. KG
„Heute shoppt man, wenn es kalt ist, lieber vom Sofa aus per Internet. Bei schönem Wetter kommen die Leute raus.“ Oliver KramerGeschäftsführer

Offline und online

Die Zahl von 52 Filialen lässt darauf schließen, dass Kramer Schuhe auf die Präsenz vor Ort setzt. Das stimmt auch, aber nicht nur. Das Unternehmen verzeichnet ein kontinuierliches Wachstum und eröffnet ein bis zwei neue Filialen pro Jahr.

„Vorsichtige Expansion“, nennt es Oliver Kramer. Er beschreibt, was sich verändert hat: „Wir spüren seit einigen Jahren eine nachlassende Frequenz im Winter. Früher war dies die stärkste Saison. Das hat sich verschoben. Heute shoppt man, wenn es kalt ist, lieber vom Sofa aus per Internet. Bei schönem Wetter kommen die Leute raus.“

Die Konsequenz daraus ist nicht nur eine sorgfältige Auswahl der richtigen Standorte, die etwa für Events wie Weihnachtsmärkte geeignet sein müssen. Mit eigenen E-Shops, die an Portale angebunden sind, will Kramer Schuhe ebenso Zalando & Co. Paroli bieten.

„Wir haben generell einen schrumpfenden stationären Markt“, sagt Oliver Kramer. Vor allem Geschäfte in Kleinstädten und in Nebenstraßen hätten es schwer. „Unser Anteil an Online-Verkäufen steigt, aber wir sind da sehr vorsichtig. Wir wollen keine unrentable Arbeitsbeschaffungsmaßnahme betreiben.“ Dank der Online-Präsenz haben auch Kunden außerhalb des Geschäftsgebiets die Möglichkeit zum ‘Schaufensterbummel’: „Der Webshop ist unser digitales Schaufenster“, erklärt er. In die Online-Sichtbarkeit wurde viel investiert und eine Mitarbeiterin speziell für den Social-Media-Bereich eingesetzt.

Als Marke sichtbar bleiben

470 Mitarbeiter, davon 18 Auszubildende, sind im Unternehmen beschäftigt. Zu seinen Kunden zählen insbesondere junge Familien, nicht zuletzt wegen der großen Kinderabteilungen. Nur regional wettbewerbsfähig zu sein, reiche heute nicht mehr, so der Geschäftsführer. „Wir beobachten noch immer intensiv, was der Wettbewerb macht und wollen besser sein. Aber die Konkurrenz sitzt jetzt überall. Die Herausforderung für die nächsten Jahre wird sein, als Marke sichtbar zu bleiben und im Internet präsenter zu werden.“

Der Onlineshop soll deshalb neu aufgesetzt werden. „Das soll unsere Mitarbeiter nicht ersetzen, sondern für sie ein Gewinn sein“, betont Oliver Kramer. Ob sich die Familientradition fortsetzen wird, ist noch offen. „Mein Bruder und ich sind sehr stolz auf unser Unternehmen. Wir werden es noch mindestens zehn Jahre leiten, bis wir wissen, ob unsere Kinder Interesse haben.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Interview mit Georg Schreiber, Geschäftsführer der Schreiber Brücken-Dehntechnik GmbH

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Nicht nur im Brückenbau macht maßgeschneiderte Ingenieurarbeit den Unterschied. Doch wo es um Brückenbau und -sanierung geht, ist Schreiber Brücken-Dehntechnik genau deshalb ein gefragter Partner für die öffentliche Hand und…

Ein Blick hinter die Fassade

Interview mit Matthias Schur, Geschäftsführer der Siegfried Schur Baubetrieb GmbH

Ein Blick hinter die Fassade

Wie in vielen Teilen Deutschlands steht auch die Baubranche in Sachsen vor erheblichen Herausforderungen. Lange war sie Motor der Konjunktur, jetzt wird sie durch hohe Zinsen, steigende Material- und Energiekosten…

Globaler geht es nicht

Interview mit Erik van Os, Country Head Germany und Gianfranco Maraffio, Vorstand der TMF Deutschland AG

Globaler geht es nicht

Die TMF Group bietet ihre Management-, Accounting- und Payroll-Dienstleistungen in über 80 Ländern an und kann ihre Kunden damit nicht nur geografisch umfassend unterstützen. Erik van Os und Gianfranco Maraffio,…

Spannendes aus der Region Kreis Borken

Erfolg mit Strategie: Wie der TV Emsdetten Wirtschaft und Sport verbindet

Interview mit Florian Ostendorf, Geschäftsleiter der TV Emsdetten Marketing GmbH

Erfolg mit Strategie: Wie der TV Emsdetten Wirtschaft und Sport verbindet

Der TV Emsdetten ist weit mehr als ein Handballverein – er ist ein wichtiger Impulsgeber für die Region. Geschäftsleiter Florian Ostendorf erklärt, warum er den Begriff "Sponsoring" im Profisport für…

Hygiene trifft Hightech

Interview mit Daniel Triphaus, Geschäftsführer der Normec Hybeta GmbH

Hygiene trifft Hightech

Die Normec Hybeta GmbH in Münster ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Hygieneprüfungen, das sich auf mikrobiologische und technische Dienstleistungen für Krankenhäuser und Pharmaunternehmen spezialisiert hat. Mit einem starken…

Die digitale Migration: Wie Unternehmen ihren Platz in der Cloud finden

Interview mit Marc Eismann, Vorstand der group24 AG

Die digitale Migration: Wie Unternehmen ihren Platz in der Cloud finden

Die Möglichkeiten der Digitalisierung in vollem Umfang zu nutzen, fällt manch einem Unternehmen noch immer schwer. In einem sich rasant verändernden Markt hat sich die group24 AG als innovativer Anbieter…

Das könnte Sie auch interessieren

Das Garn macht den Stoff

Interview mit Bernd Schäfer, Geschäftsführer der bäumlin & ernst ag

Das Garn macht den Stoff

1920 gegründet, blickt die bäumlin & ernst ag (beag) auf fast 125 Jahre Firmengeschichte zurück. Waren es anfangs Baumwollzwirne für die in der Region St. Gallen typische Bestickung von Tüllstoffen,…

Wenn der Schuh passt: Erfolg im Lizenzgeschäft

Interview mit David Friedrich, CSO und Moritz Hamm, CEO der Hamm Footwear GmbH

Wenn der Schuh passt: Erfolg im Lizenzgeschäft

Die Lizenzierung einer Modemarke im Bereich Accessoires kann das Markenimage erheblich stärken und die Marktpräsenz erweitern. Im Interview mit Wirtschaftsforum erläutern Moritz Hamm, CEO, und David Friedrich, CSO der Hamm…

„Umwelt und Soziales war für mich immer untrennbar!“

Interview mit Kirsten Weihe-Keidel, Geschäftsführerin der Sense Organics Import & Trading GmbH

„Umwelt und Soziales war für mich immer untrennbar!“

Als Kirsten Weihe-Keidel 1996 mit der Gründung von Sense Organics antrat, nachhaltige Kinder- und Babymode zu produzieren und zu vertreiben, galt dieser Ansatz im Markt noch als exotisch. Heute liegt…

TOP