1.100 Köpfe mit vielen Ideen
Interview mit Peter Schlagbauer, Geschäftsführer der Kostwein Maschinenbau GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Schlagbauer, Sie haben den Anspruch, World Class Manufacturing anzubieten. Was verstehen Sie darunter?
Peter Schlagbauer: Seit der Jahrtausendwende richten wir unseren Fokus auf World Class Manufacturing. Das erreichen wir durch Lean Management sowie die intensive Vernetzung von Unternehmensprozessen. Durch die enge Verzahnung von Fertigung, Montage und Logistik haben wir eine sehr effiziente Produktion etabliert und damit starkes Wachstum erzielen können. Unseren Umsatz von heute 170 Millionen EUR konnten wir seit dem Jahr 2000 mehr als verdreifachen. Das war nur möglich, weil jeder Mitarbeiter unsere World-Class-Manufacturing-Philosophie verinnerlicht hat.
Wirtschaftsforum: Stichwort Mitarbeiter. Welchen Stellenwert haben Ihre Beschäftigten im Unternehmen?
Peter Schlagbauer: Unsere Mitarbeiter sind die Basis unseres Erfolgs. 1.100 Beschäftigte stehen auch für 1.100 Familien. Dafür tragen wir die Verantwortung. Wir wollen gemeinsam wachsen und dieses Ziel ist für alle ein sehr starker Antrieb. Social Responsibility spielt eine wichtige Rolle und bildet das Fundament des Unternehmens. Wir sehen uns als große Familie, zu der alle Mitarbeiter ihren Teil beitragen. 1.100 Beschäftigte sind auch 1.100 Köpfe mit sehr vielen Ideen. Wir kümmern uns intensiv um den Nachwuchs und bilden aktuell mehr als 80 Lehrlinge aus. Jeder im Unternehmen agiert auch als kleiner Unternehmer im Unternehmen. Wir pflegen eine offene und transparente Kommunikation und informieren die Belegschaft umfassend. Dazu gehören unsere Management Reviews mit allen Fakten – auch zur finanziellen Entwicklung. Wir machen das, um alle Mitarbeiter mit ins Boot zu nehmen.
Wirtschaftsforum: Das hört sich beeindruckend an. Sind alle Mitarbeiter in Klagenfurt beschäftigt?
Peter Schlagbauer: Nein. Klagenfurt ist unser Hauptsitz. Insgesamt verfügen wir über neun Standorte, davon sechs in Österreich. Zwei weitere Niederlassungen befinden sich in Kroatien und eine in Indien. Zurzeit bauen wir einen weiteren Standort in den USA auf. Wir sind global aufgestellt, weil unsere Kundenstruktur global ist. Maschinen gehen in die ganze Welt und wir wollen unsere Auftraggeber lokal bedienen. Unser Exportanteil beträgt über 90%, wobei der Schwerpunkt in Europa liegt.
Wirtschaftsforum: Apropos Auftraggeber. Für welche Branchen arbeiten Sie vornehmlich?
Peter Schlagbauer: Unsere Kunden sind Weltmarktführer und OEMs verschiedener Branchen. So fertigen wir als Industriezulieferer unter anderem Verpackungsmaschinen für die Lebensmittelindustrie. Wir fertigen aber auch Maschinen für die Druckindustrie für Karton- und Metalldruck, Inspektionsmaschinen für die Pharmaindustrie, Werkzeug-, Textil- und Bahnbaumaschinen sowie Maschinen für die Solarindustrie und die Automatisierungstechnik, aber auch mechanisch bearbeitete Einzelteile als reiner Lohnfertiger. Wir werden in den Entwicklungsprozess der Maschinen eingebunden, angefangen beim Design über Fertigung und Montage bis hin zu Logistik und Service. Anschließend bauen wir die Maschinen und nehmen sie in Betrieb, bis hin zum Reconditioning-Business und Refurbishment. Dabei geht es immer um Auftragsarbeiten für OEMs, denn wir stellen keine Produkte unter unserem Namen her.
Wirtschaftsforum: Kostwein wird in dritter Generation als Familienunternehmen geführt. Erzählen Sie uns doch bitte etwas über die Historie.
Peter Schlagbauer: Sie beginnt mit der Gründung des Unternehmens als Schlosserei 1921 durch Johann und Adolfine Kostwein. Zunächst wurden Kühlkompressoren gebaut, nach dem Krieg verlagerte sich der Schwerpunkt auf Maschinen zur Bearbeitung von Holz. Nach dem Tod ihres Mannes 1948 führte Adolfine Kostwein die Firma zusammen mit ihren Söhnen Hermann und Wilhelm weiter. Seit Mitte der 1960er-Jahre sind wir ausschließlich als Zulieferer für die Industrie tätig. 1974 kam die dritte Generation ins Unternehmen. Neben CEO Hans Kostwein sind heute auch zwei weitere Familienmitglieder im Management und führen die Tradition der Gründer fort.
Wirtschaftsforum: Was sind nach Ihrer Auffassung die Gründe für die sehr positive Entwicklung von Kostwein?
Peter Schlagbauer: Einer der Gründe ist sicherlich die starke Einbindung unserer Mitarbeiter. Zudem unterhalten wir langfristige, strategische Partnerschaften. Unsere Partnerschaften mit Kunden und Lieferanten gehen weit über reine Kunden-Lieferanten-Beziehungen hinaus. Außerdem sind wir immer ein bisschen schneller als unsere Mitbewerber und als Lieferant für unter anderem Verpackungs-, Druckmaschinen-, Verarbeitungs-, Pharma-, Medizin- und Tabakindustrie sehr breit aufgestellt.
Wirtschaftsforum: Welchen Anspruch hat Kostwein für die Zukunft?
Peter Schlagbauer: Wir wollen der wichtigste Partner über die gesamte Wertschöpfungskette unserer Kunden – allesamt Weltmarktführer im Maschinenbau – sein. Als Familienunternehmen wollen wir Verantwortung übernehmen, nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch, und einen wesentlichen Beitrag in dieser Welt leisten.