Familiengesundheit durch Prävention
Interview mit Dr. Dirk Gramsch, Geschäftsführer der Ostsee-Kurklinik Fischland GmbH

Die Grundsteinlegung für die Ostsee-Kurklinik Fischland GmbH erfolgte 1997, die offizielle Eröffnung im Juni 1998 – mitten in einer Phase tiefgreifender Gesundheitsreformen, die die Reha-Landschaft spürbar veränderten. Von Anfang an setzte die Klinik auf ein besonderes Modell: feste An- und Abreisetage sowie eine Aufenthaltsdauer von 21 Tagen. Dadurch entstehen stabile Gruppenkohorten, die Synergien fördern und Therapien wirksamer machen. Mit 97 Apartments und einer konstanten Belegung von 3.800 bis 3.900 Patienten im Jahr ist die Einrichtung heute eine feste Größe im Nischenmarkt Mutter-Vater-Kind. Die Prävention bildet seit jeher das Fundament, während Reha-Maßnahmen eine ergänzende Rolle spielen. Der Gesetzgeber stärkte diesen Bereich 2007, als Mutter-Vater-Kind-Kuren zur Pflichtleistung der Krankenkassen wurden – seither sichert dies gleichmäßig hohe Auslastung und konstante Abläufe. Dirk Gramsch betont: „Wir können präventiv auf Ess- und Sozialverhalten einwirken und damit die Grundlagen für eine gesunde Entwicklung legen.“ Gerade in einer Zeit, in der Familien durch Stress, Pandemieerfahrungen oder gesellschaftliche Unsicherheiten belastet sind, sieht er darin eine Aufgabe mit großer Tragweite. Die Erfahrungen der letzten fünf Jahre haben zudem das Hygienebewusstsein spürbar erhöht – entsprechende Standards und Schulungen wurden im Haus dauerhaft verankert.
Struktur, Leistungen und Leitbild
Die Ostsee Kurklinik Fischland ist in privater Trägerschaft organisiert – ein Modell, das kurze Entscheidungswege ermöglicht. „Wir können Investitionen schnell anstoßen und flexibel reagieren, ohne langwierige Abstimmungsprozesse“, erklärt der Geschäftsführer. Zwei Standbeine tragen die Einrichtung: Vorsorge und Reha, wobei die Prävention klar im Vordergrund steht. Der Bereich Mutter-Vater-Kind ist nicht nur in der Klinik zentral, sondern ein zentrales Thema in der Bundes- und Landesregierung. Das Leitbild lautet, Gesundheit wiederherzustellen und zu erhalten, gestützt durch moderne Diagnostik und Technologie, psychologische Betreuung, Stressbewältigung, Entspannungsprogramme und Bewegung. Die Lage direkt am Strand, der angrenzende Kurwald und das große Schwimmbad schaffen beste Voraussetzungen für vielfältige Therapien. Wichtig ist auch das gesellschaftliche Engagement: Die Klinik wirkt in Verbänden mit und sensibilisiert Politik und Öffentlichkeit für die Relevanz von Vorsorgeprogrammen. „Es geht hier nicht um Urlaub, sondern um evaluierte Ergebnisse, die Familien nachhaltig stärken“, betont Dirk Gramsch.
Mitarbeitende und Digitalisierung als Erfolgsfaktoren
Rund 120 Mitarbeitende bilden das Herzstück der Einrichtung. Viele sind seit der Eröffnung dabei und tragen mit Kontinuität, Kompetenz und Motivation entscheidend zum guten Ruf bei. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement mit 1,5 fest eingeplanten Kräften kümmert sich um das Wohl der Mitarbeitenden. Ergänzt wird dies durch persönliche Gespräche, Jubiläen, gemeinsame Feiern, Goodies wie Tankgutscheine oder ein gefördertes Mittagessen. „Die technische Ausstattung unterscheidet uns kaum von anderen Kliniken – den Unterschied machen unsere Mitarbeitenden“, so der Geschäftsführer. Auch die Digitalisierung ist weit vorangeschritten. Neben digitalen Patientenakten und einer elektronischen Kommunikation mit Kostenträgern verfügt die Klinik über zwei Glasfaseranschlüsse, von denen einer ausschließlich für das Patienten-WLAN reserviert ist. Eine eigene Patienten-App unterstützt die Familien vor und während des Aufenthalts mit Speiseplänen, Veranstaltungsinfos und Gruppenchats. Damit wird jungen Familien ein zeitgemäßes Serviceangebot geboten, das Therapien ergänzt und Austausch ermöglicht. Die Klinik präsentiert sich zudem aktiv in sozialen Medien als Arbeitgeber.
Nachhaltigkeit, Innovation und Ausblick
Die Klinik verfolgt eine klare Nachhaltigkeitsstrategie: 2022 wurden 3.000 Eichen und Ulmen gepflanzt, die rund 10% des eigenen CO2-Ausstoßes kompensieren – eine Aktion, die im November dieses Jahres wiederholt werden wird. Photovoltaikanlage und Blockheizkraftwerk decken den hohen Energiebedarf weitgehend aus eigener Erzeugung. Diese Schritte werden besonders von jungen Familien positiv aufgenommen. Gleichzeitig investiert die Einrichtung in Innovation. Das Konzept funktioniert, wird aber stetig weiterentwickelt: psychosoziale Belastungen von Familien sollen künftig noch stärker adressiert, Mitarbeitende gezielt geschult und motiviert sowie der Kurwald intensiver für therapeutische Zwecke genutzt werden. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben anspruchsvoll: Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln können nicht auf die Krankenkassen übertragen werden. Trotzdem setzt die Klinik auf kontinuierliche Modernisierung. Zum Jahreswechsel wird das Haus traditionell kurz geschlossen, um Umbauten und Renovierungen vorzunehmen. Den Abschluss des Jahres bildet eine große Weihnachtsfeier für alle Mitarbeitenden, bevor das Team mit neuer Kraft ins nächste Jahr startet. Auch 2026 stehen Investitionen an – etwa in Schallschutzdecken und weitere Maßnahmen –, um dann durchzustarten. Dirk Gramsch betont abschließend: „Es darf nicht der Fehler gemacht werden, an Präventionsangeboten zu sparen. Sie sind eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.“ Mit diesem Selbstverständnis blickt die Klinik zuversichtlich auf ihr 30-jähriges Jubiläum und auf weitere Jahre erfolgreicher Familienarbeit.











