Smarte Lösungen mit Hirn und Herz

Interview mit Christopher Thielen, Geschäftsführer der KNAPP Smart Solutions GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Thielen, die KNAPP Smart Solutions GmbH hat sich mit technologisch ausgereiften Kommissionierautomaten bei niedergelassenen Apotheken und Großhändlern einen Namen gemacht. Sie sind seit Oktober 2019 für das Unternehmen tätig und haben Anfang 2020 die Geschäftsführung übernommen. Wie haben Sie die vergangenen Jahre mit Pandemie und Krieg in der Ukraine erlebt?

Christopher Thielen: Corona war für KNAPP Smart Solutions sehr herausfordernd. Apotheken, unsere wichtigste Zielgruppe, waren zunächst in einer Art Ausnahmezustand, wurden dann aber sehr kreativ. Wir konnten unsere Kunden rund zwei Monate nicht besuchen, wurden dann aber Teil der kritischen Infrastruktur. Weil wir Stores immer ganzheitlich, das heißt aus verschiedenen Perspektiven betrachten, haben wir in der Zeit mit Apotheken vor allem darüber gesprochen, dass Kunden sich bei ihnen wohl und sicher fühlen sollen. Viele haben den Bedarf an Kommissionierautomaten gespürt, die Nachfrage zog an und wir konnten in den bestehenden Märkten wachsen. Was den Krieg betrifft, ist die Materialverfügbarkeit das zentrale Thema. Weil es viele kritische Komponenten einfach nicht gab, haben wir in der Konstruktion und Entwicklung rund um die Uhr nach alternativen Lösungen gesucht. Heute stehen wir vor der Aufgabe, einen riesigen Auftragsbestand schnell und gut abzuarbeiten. Material ist inzwischen besser verfügbar, allerdings teurer. Zudem fehlt heute das Personal.

Wirtschaftsforum: KNAPP Smart Solutions hat über 140 Mitarbeiter, der Umsatz ist in den vergangenen Jahren von 33 auf 40 Millionen EUR gestiegen. Wie sieht das Produktportfolio aus, das für dieses Wachstum mitverantwortlich ist?

Christopher Thielen: Flaggschiffprodukte sind zum Beispiel die meist in Kliniken und dem Pharmagroßhandel eingesetzten Automaten A 2000 und A 3000. Sie sind 22 m lang, 3,60 m hoch und haben zwei Greifarme mit einer Geschwindigkeit von 3,5 m pro Sekunde. Die Hälfte aller Verkäufe entfällt auf den A 1000, der perfekt die Bedürfnisse deutschsprachiger Apotheken erfüllt. Preis und Leistung stimmen, zudem ist der Automat flexibel anpassbar. Flexibilität ist auch bei dem modularen Automaten Cube das wichtigste Charakteristikum; Cube eignet sich insbesondere für kleine Apotheken.

Wirtschaftsforum: Gibt es bestimmte Trends, die momentan die Produktentwicklung beeinflussen?

Christopher Thielen: Ein wichtiger Treiber der Branche ist das elektronische Rezept, das großen Einfluss auf die Rezeptbestellkommissionierung nimmt. Bestellungen können ganz anders geplant und vorbereitet werden. In der Pandemie sind digitale Lösungen verstärkt in den Vordergrund getreten. Wir haben mit dem 24/7-Terminal eine Lösung entwickelt, die es dem Patienten ermöglicht, rund um die Uhr Rezepte oder Ware abzuholen. Für frei verkäufliche Ware kann ein Webshop integriert werden. Selbst für Beratungen via Videokonferenzen eignet sich das Terminal.

Wirtschaftsforum: Sind es allein die technologisch ausgereiften, immer smarter werdenden Produkte, die den Unternehmenserfolg ausmachen, oder gibt es mehr?

Christopher Thielen: Unsere Lösungen sind bis zum Ende durchdacht. Unsere Kommissionierautomaten sind beispielsweise so konzipiert, dass keine Klimaanlage notwendig ist. Die Abwärme gelangt nicht in Innenräume, wo Medikamente gelagert werden. Nachhaltigkeit ist ein weiteres Asset. Der Cube kann an verschiedenen Orten eingesetzt werden, die Hülle ist langlebig und geht nicht kaputt. Die hochwertigen Materialien verlängern die Betriebsdauer auf Jahrzehnte. Wir bieten Überholungen und Updates an, die nachts erfolgen, sodass die Apotheken tagsüber normal arbeiten können. Nach einer Woche sind die Automaten technisch wieder up to date und bereit für die nächsten zehn oder mehr Jahre. Auch das Energiemanagement ist sehr nachhaltig. Nicht zuletzt setzen wir uns mit unserem Beratungsansatz, der sehr persönlich ist, vom Markt ab. Für uns stehen immer die Menschen im Vordergrund.

Wirtschaftsforum: Zeichnen sich besondere Herausforderungen für die Zukunft ab?

Christopher Thielen: Der Hauptfokus liegt auf der Digitalisierung; unsere Lösungen müssen noch smarter werden, für Kunden Daten bereitstellen und daraus Maßnahmen ableiten. Unsere Automaten sind immer mit dem Warenwirtschaftssystem der Kunden verbunden. In ihnen steckt das Hirn, wir sind das Herz. Zusammen muss man funktionieren, damit die beste Lösung für Kunden entsteht. Da wir in Zukunft internationaler aufgestellt sein wollen, werden wir hier unsere Strategie weiter vorbereiten und aufgleisen.

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