Maschinen für alle Fälle
Interview mit André Karbstein, Geschäftsführer der KMW Engineering GmbH
Bei Klingenthal denken viele zuerst an den Musikinstrumentenbau und den internationalen Akkordeonwettbewerb, der jedes Jahr ein internationales Publikum und Musikbegeisterte in die Region zieht.
„Große Harmonika-Werke mit bis zu 3.000 Mitarbeitern waren hier ansässig, auch Blasinstrumente und andere Instrumente wurden hier gebaut“, weiß Geschäftsführer André Karbstein zu berichten. „Diese Tradition ist auch heute noch präsent. Bei der bekannten Kneipennacht kommen Mundharmonikaspieler aus der ganzen Welt in die älteste Harmonikafabrik der Welt, um Neuheiten kennenzulernen, ihre Instrumente abzuholen und zum Abschied ein kleines Konzert zu geben.“
Der Weg nach oben
Es ist in dieses Umfeld, in dem sich KMW Engineering einen Namen gemacht hat. Inzwischen existiert das Unternehmen seit 60 Jahren. „Damals war die Idee, die etablierten Maschinenbauer im Bereich Rationalisierungsmaßnahmen zu unterstützen. Zu DDR-Zeiten waren wir ein staatliches Unternehmen“, so André Karbstein. „Nach der Wende ging es über die Treuhand in die private Wirtschaft, wurde 1997 insolvent und anschließend von einem bayrischen Maschinenbauer akquiriert.“ So begann KWM Engineering im Bereich der Automobilindustrie aktiv zu werden, bevor nach 2000 der Fensterbaumaschinenbau aufgebaut wurde.
Starke Präsenz in Klingenthal
Im Rahmen einer Nachfolgeregelung übernahm André Karbstein, selbst seit 1997 dabei, 2013 das Unternehmen. „Seitdem haben wir KMW Engineering weiter ausgebaut und auch einen Nachbarstandort und weitere Maschinen akquiriert, um unsere Kapazitäten gemäß der Nachfrage zu erweitern“, sagt André Karbstein. So präsentiert sich der Maschinenbauer heute mit zwei Standorten und insgesamt 7.000 m² in Klingenthal.
Er beschäftigt 120 Mitarbeiter, die einen Umsatz von derzeit zehn Millionen EUR generieren. „Wir setzen heute auf drei Hauptsäulen: den Sondermaschinenbau, bei dem jedes Teil einzigartig ist, den Fensterbaumaschinenbau und die Konfektion.“
Maschinen ganz individuell
Beim Bau der Maschinen für Kunden aus der Automobilindustrie, aber auch für die Bereiche Musikinstrumente, Küchenbau und Produktionsindustrie, hat KWM Engineering ausreichend Platz zur Verfügung, um auch große Anlagen bauen zu können. „Im Bereich Sondermaschinen entwickeln wir nach Kundenvorgaben. Die Kunden kommen mit einer Idee und wir entwickeln in Folge das gesamte Konzept vom Reißbrett auf. Diese Maschinen werden oft in der Automobilindustrie eingesetzt, und auch hier haben sie noch immer die Aufgabe der Rationalisierung“, sagt André Karbstein. „Auch in anderen Segmenten wie im Musikinstrumentenbau kommen sie zum Einsatz.“
Eine zweite wichtige Säule ist für KMW Engineering der Fensterbaumaschinenbau. Hier beliefert das Unternehmen europäische Kunden. Schwerpunkte sind Deutschland und Frankreich, aber es sitzen viele Kunden in Spanien, Polen und sogar Russland. Aber auch nach Kanada, die USA, Südafrika und Mexiko wurde schon geliefert.
Von der Dichtung bis zum Küchengriff
„Die Konfektion machte heute 8 bis 9% unseres Umsatzes aus. So liefern wir beispielsweise Dichtungen oder Nutensteine für VW und Audi, aber auch für Küchenhersteller sind wir aktiv. Hier produzieren wir Führungsschienen oder Griffe“, so André Karbstein. „Der große Vorteil ist, dass wir hier super flexibel reagieren, da wir die Maschinen selbst bauen und so auf Änderungen schnell eingehen können. Pro Jahr liefern wir rund zwei Millionen Dichtungen und fünf Millionen Nutensteine.“
Neue Geschäftsfelder ausbauen
Der Automobilmarkt erlebt in diesem Jahr einen Rückgang, aber diesen konnte KMW Engineering durch andere Bereiche gut auffangen. 2020 hat der Bereich Fensterbaumaschinen zugelegt, aber auch das Segment Konfektion hat sich sehr positiv entwickelt.
„Durch das Homeoffice, das Arbeiten von zu Hause, haben wir bemerkt, dass sich die Entscheidungswege deutlich verlängern. Es dauert aktuell weitaus länger, bis wir einen Auftrag erhalten“, merkt André Karbstein an. „Zudem haben wir das Problem der Auslieferung. Durch die geschlossenen Grenzen beziehungsweise die Quarantänebestimmungen ist es oft nicht möglich, die Maschinen auszuliefern.“
Den Blick in die Zukunft richten
KMW Engineering blickt insgesamt sehr positiv in die Zukunft, und kann dabei auf seine Erfolgsfaktoren setzen: erfahrene Mitarbeiter, Flexibilität gegenüber Kundenwünschen, eine große Fertigungstiefe und ein Rundumsorglos-Paket für den Kunden, der sich zudem auf pünktliche Lieferung verlassen kann.
„Wir möchten in Zukunft unser Kundenspektrum erweitern. Es ist wichtig, in Krisen mehrere Standbeine zu haben und den Wegfall in einem Bereich durch Zuwachs in einem anderen zu kompensieren“, unterstreicht André Karbstein. „Wir haben heute eine sehr gute Auslastung. Derzeit sind viele Angebote draußen, die noch vom Kunden angenommen werden müssen. Wir gehen davon aus, dass wir auch in Zukunft eine positive Auslastung haben werden.“