Qualität, Präzision, Sorgfalt

Interview mit Christian Hamann, Technischer Leiter/Prokurist der Kleiner GmbH Stanztechnik

Wirtschaftsforum: Herr Hamann, Kleiner blickt auf eine mehr als 35-jährige Geschichte zurück. Wie hat alles angefangen und was waren am Anfang die Ziele?

Christian Hamann: Der Firmengründer und Namensgeber ist Thomas Kleiner, der sich heute die Geschäftsführung mit Joachim Hartrumpf teilt. Unser Hauptsitz ist in Pforzheim, ein zweites Werk, das im Bereich der Reinigungsanlagen aktiv ist, liegt etwas 10 km entfernt in Eisingen. Von Anfang an haben wir auf Qualität und Präzision gesetzt. Die Firmendevise lautet: „Wir denken Lösungen.“ Das ist weiterhin unser Ziel.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihre Kernkompetenz?

Christian Hamann: Wir haben zwei Kernkompetenzen, die sich gegenseitig ergänzen. Einerseits stellen wir Hochleistungsstanzwerkzeuge her, während wir andererseits als Lohnarbeiter auch Präzisionsstanzteile und Baugruppen fertigen. Dazu kommt auch Instandhaltung für die von uns hergestellten Werkzeuge. Diese Koppelung zwischen dem Bau der Werkzeuge, der Instandhaltung und Ersatzteillieferung sowie der Lohnarbeit gehört sicherlich zu den Erfolgsfaktoren des Unternehmens. Dadurch können wir immer wieder Optimierungen erkennen und diese auch umsetzen.

Wirtschaftsforum: Welche Technologien werden hierzu benötigt?

Christian Hamann: Die Fertigungstechniken Fräsen, HSC-Fräsen, Drahterodieren, Startlocherodieren, Senkerodieren, Schleifen und optisches Profilschleifen können wir hausintern umsetzen. Hinzu kommen 14 CAD-Arbeitsplätze für die Umsetzung der Kundenanforderungen. Wir bieten alles aus einer Hand: Von der Produktidee bis zum fertigen Teil oder Baugruppe. Allein im Werkzeugbau sind 60 Mitarbeiter tätig. Im Bereich der Stanztechnik verfügen wir über eine breite Palette von Stanzmaschinen, die mit Tonnagen bis zu 250 t das gesamte Spektrum abdecken. Das können nur wenige andere bieten.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die digitale Transformation im Unternehmen?

Christian Hamann: Für die kommenden Jahre haben wir uns die Digitalisierung auf die Fahne geschrieben. Dazu möchten wir die Maschinensteuerung über unser ERP optimieren und haben dazu in diesem Jahr ein Großprojekt initiiert, das eine Steuerung der Maschinen über Tablets ermöglichen wird. Ein weiterer Schritt in diese Richtung stellt die Kleiner-Fertigungszelle dar, die deutliche Steigerungen sowohl in der Effizienz als auch der Restmaterialbearbeitung erzielt. Eingesetzt werden derzeit zwei HSC-Fräsmaschinen, eine Senkerodiermaschine, eine Reinigungsanlage sowie taktile und optische Messtechnik. Ein 6-Achs-Industrieroboter steuert die Fertigung und sorgt für die Bestückung. Damit legen wir den Grundstein für die smarte Produktion im Sinne von Industrie 4.0.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden? Sind Sie auch international tätig?

Christian Hamann: Wir sind überall da präsent, wo Technik integriert ist. Unsere Kunden kommen zu 80% aus der Automobilbranche. Wir beliefern die Autozulieferer der sogenannten Tier 2 und 3. Weitere wichtige Segmente umfassen die Bereiche Elektronik, Telekommunikation und Medizintechnik. Obwohl unsere Kunden hauptsächlich in Deutschland ansässig sind, liefern wir dank globaler Produktionsketten weltweit.

Wirtschaftsforum: Welchen Stellenwert hat die Nachhaltigkeit im Unternehmen?

Christian Hamann: Die Nachhaltigkeit ist sicherlich eines der Steckenpferde unseres Unternehmensgründers. Darum haben wir uns das Ziel gesteckt, CO2-neutral zu werden. Auf dem Weg dahin decken wir über 30% unseres Energiebedarfs durch die regenerative Energiegewinnung mittels Photovoltaik und durch den Betrieb eines Blockheizkraftwerks ab. Wir setzen zudem konsequent auf energieeffiziente, umwelt- und ressourcenschonende Produktionsverfahren und Technologien, um den CO2-Austoß weiter zu senken.

Wirtschaftsforum: Worin sehen Sie die großen Herausforderungen der Zukunft?

Christian Hamann: Uns beschäftigen mehrere Themen. Die Pandemie hat zu einem Preisanstieg bei Rohstoffen von bis zu 20% geführt. Neben Umweltbelangen und Materialknappheit müssen wir auch hart arbeiten, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Wir beschäftigen 265 Mitarbeiter und bilden jedes Jahr etwa 30 Azubis selbst aus. Grundsätzlich muss in Deutschland stärker in der Ausbildung von Fachkräften investiert werden, um den Industriestandort Deutschland auch für die Zukunft interessant zu gestalten.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Kunststoff, Metall, Holz & Co.

Technologieführer mit Profil

Interview mit Ronald Wuttke, Kaufmännischer Leiter der Kirchhoff & Lehr GmbH

Technologieführer mit Profil

Direkt nach der Wende investierte die westdeutsche Tillmann-Gruppe in die Zukunft der ostdeutschen Kirchhoff & Lehr GmbH, um in den neuen Bundesländern ein führendes Unternehmen in der Rollformtechnik zu etablieren.…

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Interview mit Hinrich Hampe, Head of Governmental Affairs der Teijin Carbon Europe GmbH

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Carbonfasern haben viele Vorteile. Einer ist ihr geringes Gewicht. In der Entwicklung dieses Hightechmaterials steckt viel Know-how. Dieses ist in Deutschland nur bei der Teijin Carbon Europe GmbH mit Sitz…

Zukunft aus Holz bauen

Interview mit Georg Nef, Geschäftsführer der Vögeli Holzbau AG

Zukunft aus Holz bauen

Holz ist einer der ältesten Baustoffe – und aktueller denn je. Als nachwachsender Rohstoff verbindet er Nachhaltigkeit mit moderner Technik und präziser Vorfertigung. Ob historische Sanierung oder mehrgeschossiger Wohnungsbau: Holzbau…

Spannendes aus der Region Pforzheim

„Der technische Fortschritt braucht Kupfer!“

Interview mit Bernd Glauner, Geschäftsführender Gesellschafter der Ferd. Haecker GmbH & Co. KG

„Der technische Fortschritt braucht Kupfer!“

Die Ferd. Haecker GmbH & Co. KG aus Pforzheim hat sich in vielen Branchen als verlässlicher, kompetenter und kundennaher Zulieferer von Halbzeugen aus Kupfer, Kupferlegierungen und Aluminium einen Namen gemacht.…

Mit Kohlensäure heilen und helfen

Interview mit Marcel Mohr, Geschäftsführer Dr. Waldemar Spomer, Geschäftsführer Ashraf Mohei El-Din, Prokurist der Unitronic – Elektronische Steuergeräte GmbH

Mit Kohlensäure heilen und helfen

Die Behandlung mit Kohlensäure hat viele positive Effekte auf unseren Körper. Mit einem neu entwickelten Gerät erleichtert die UNI-TRONIC Elektronische Steuergeräte GmbH die Anwendung. Damit erweitert das inhabergeführte Unternehmen mit…

In der Technologie liegt der Erfolg

Interview mit Walter Sayer, Geschäftsführer der IPR-Intelligente Peripherien für Roboter GmbH

In der Technologie liegt der Erfolg

Mit einer klaren strategischen Linie, technischer Präzision und viel Gespür für Kundenbedürfnisse hat sich die IPR – Intelligente Peripherien für Roboter GmbH in einem hoch spezialisierten Marktsegment erfolgreich behauptet. Im…

Das könnte Sie auch interessieren

Die Blechvirtuosen wollen „anders wirtschaften“

Interview mit Matthias Wiese, Geschäftsführer der alfred rexroth GmbH & Co. KG

Die Blechvirtuosen wollen „anders wirtschaften“

Ein Metalllohnfertiger, der einer Stiftung gehört und dessen Geschäftsführer im eigenen Unternehmens-Podcast offen über weiteres Verbesserungspotenzial spricht: An der al-fred rexroth GmbH & Co. KG aus Berlin ist vieles ein…

Präzision in Perfektion

Interview mit Markus Schlein, Geschäftsführer der Sack & Kiesselbach Maschinenfabrik GmbH

Präzision in Perfektion

Seit über 100 Jahren entwickelt und fertigt Sack & Kiesselbach Münz- und Industriepressen, die heute vornehmlich in der Erzeugung von Sammlerstücken und Medaillen aus Edelmetallen sowie in der Pharmaindustrie eingesetzt…

Mit Haltung aufs Dach – und darüber hinaus

Interview mit Sebastian Engelskirchen, Geschäftsführer der Otto Lehmann GmbH

Mit Haltung aufs Dach – und darüber hinaus

Die Anforderungen an Bauprodukte steigen – sie sollen effizient, langlebig, nachhaltig und zugleich wirtschaftlich sein. Die Otto Lehmann GmbH mit Sitz in Neutraubling beweist seit Jahrzehnten, dass gerade spezialisierte mittelständische…

TOP