Individuell und all-in-one

Interview mit Alexander Hewel, Managing Partner der Kellergroup

Wirtschaftsforum: Herr Hewel, seit Anfang des Jahres sind Sie Managing Partner der Kellergroup. Sie haben viele Jahre in leitenden Positionen bei international agierenden Unternehmen gearbeitet, bevor Sie den Schritt zurück in das Familienunternehmen gemacht haben. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?

Alexander Hewel: Es war mir immer wichtig, meine Sporen zunächst außerhalb der Kellergroup zu verdienen. Irgendwann wuchs allerdings der Wunsch ‘nach Hause’ zurückzukehren, meinen Vater zu unterstützen und den Übergang von der dritten zur vierten Generation vorzubereiten.

Wirtschaftsforum: Wenn Sie zurückblicken, was sind wichtige Meilensteine, die die Kellergroup zu dem Unternehmen gemacht haben, das es heute ist?

Alexander Hewel: Keller wurde 1933 als ‘Bahnamtliches Rollfuhrunternehmen‘ gegründet und konzentrierte sich auf die Warenverteilung der Bahn. Als in den 1980er-Jahren mein Vater das Unternehmen von seinem Vater übernahm, kam erstmals die Idee auf, die Erfahrung und Expertise, die man hatte, zu nutzen, um andere Unternehmen, vor allem Logistikunternehmen, zu beraten. Anfang der 1990er-Jahre gab es erste Aufträge für die Planung und Realisierung von Logistikneubauten. Einer der der ersten Kunden war die heutige Euronics, später kamen Kunden aus der Automobilindustrie hinzu. Wir sind damit in kurzer Zeit enorm gewachsen, haben die Spedition vergrößert und neu gebaut.

Wirtschaftsforum: Wie steht die Kellergroup heute da?

Alexander Hewel: Heute sind wir ein mittelständisches Unternehmen mit rund 120 Mitarbeitern und einem Umsatz von zehn Millionen EUR. Sämtliche Aktivitäten sind hier am Standort Ditzingen gebündelt, wo uns eine Lagerfläche von 4.000 m2 und Büroflächen von 1.000 m2 zur Verfügung stehen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht das Portfolio im Detail aus?

Alexander Hewel: Wir setzen auf die drei Standbeine Transport, Kontraktlogistik und Consulting. Beim Transport bieten wir Individualkonzepte an, das heißt, wir verbinden die Werke unserer Kunden. Als hochqualitativer Dienstleister, der jeden Kundenwunsch ermöglicht, konzentrieren wir uns auf den deutschen Raum. Das hat zwar seinen Preis, aber nur so können wir die Qualität sicherstellen, die Kunden wie etwa Porsche erwarten. Im Segment Kontraktlogistik bilden wir zum Beispiel für Porsche das Crossdocking für zwei Werke ab. Wir konsolidieren Ware, schlagen sie um, erfassen sie administrativ und verteilen sie individuell in den Werken. Renommierte Unternehmen der Automobil- und Elektroindustrie sind klassische Kunden; wir sind aber offen für Neues und arbeiten zum Beispiel seit 1,5 Jahren für den YouTuber Inscope21, für den wir die Fashion-Logistik online übernehmen, ein extrem spannendes und erfolgreiches Feld. Beim Consulting sind wir für Kunden prozessual tätig; wir erarbeiten zum Beispiel Optimierungsmaßnahmen und helfen bei der Umsetzung. Aus der Praxis für die Praxis ist ein zentraler Gedanke. Wenn Kunden über Platzmangel klagen, planen und realisieren wir unter Berücksichtigung strategischer Ausrichtungen neue Logistikzentren. Wir nehmen Kunden an die Hand – von der Idee bis zur Umsetzung; diese Kompetenz ist ein Alleinstellungsmerkmal, das machen nur wenige. Wichtig ist, dass wir uns nicht nur mit Konzepten befassen, sondern auch mit Ideen und Strategien und deren Umsetzung und so effizient und nachhaltig zu sehr guten Ergebnissen kommen.

Wirtschaftsforum: Wie erleben Sie die Pandemie und wie sehen Zukunftspläne vor diesem Hintergrund aus?

Alexander Hewel: Wir haben vor allem zu Beginn der Pandemie gelitten, als Aufträge aus der Automobilbranche plötzlich wegbrachen. Relativ schnell haben wir dann flexible Homeoffice-Möglichkeiten angeboten, mit Kunden zusammen Lösungen erarbeitet und sind mit freien Kapazitäten an den Markt gegangen. Bislang sind wir damit glimpflich davongekommen, ohne staatliche Hilfen in Anspruch zu nehmen, dennoch mussten wir im Teilbereich Transport im Mai und Juni in Kurzarbeit gehen. Inzwischen haben wir viele Anfragen und blicken positiv nach vorn. Mit unseren drei Standbeinen wollen wir gestärkt aus der Krise gehen und mit neuen Dienstleistungen weiter wachsen.

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