Ganz natürlich. Mit Holz.
Interview mit Christian Kaufmann, Geschäftsführer der Kaufmann Bausysteme GmbH


Wirtschaftsforum: Herr Kaufmann, was ist das Kerngeschäft von Kaufmann Bausysteme?
Christian Kaufmann: Wir sind Spezialisten für den Holz-Modulbau. Je nach Kundenwunsch sind wir in der Lage, die gesamte Wertschöpfungskette abzudecken, von der Lieferung der Holzmodule bis hin zu Leistungen eines Generalunternehmers.
Wirtschaftsforum: Welche Art von Projekten übernehmen Sie?
Christian Kaufmann: Wir sind für den öffentlichen Bereich tätig, haben zum Beispiel schon Kitas, Schulen, Studentenheime, oder Sozialzentren gemacht.
Wirtschaftsforum: Können Sie uns Beispiele für einige Ihrer Referenzprojekte geben?
Christian Kaufmann: Aktuelle Beispiele sind unter anderem das Studentenappartement Woody in Hamburg mit sieben Geschossen und 370 Zimmern oder die 32 Schulgebäude für den Berliner Senat. Wir sind außerdem erfahren im Bau von Hotels. Unter anderem haben wir das Bader Hotel in München sowie das Hotel Revier Lenzerheide in der Schweiz errichtet. In letzter Zeit gehen wir auch das Thema Wohnungsbau aktiv an, ebenso den Office-Bau. In Berlin haben wir für den Deutschen Bundestag am Luisenblock ein Abgeordnetenbüro errichtet, in einem siebengeschossigen Gebäude.
Wirtschaftsforum: Was sind die Vorteile der Modulbauweise?
Christian Kaufmann: Ein Modul hat immer ein Rastermaß und ist dadurch in seiner Ausdehnung begrenzt. Das bedeutet einerseits, dass die Bauweise nicht für jede Art von Projekt oder Gebäude geeignet ist. Zum Beispiel für Kirchen oder Konzertsäle ist der Modulbau nicht ideal. Andererseits aber bietet die Modulbauweise, wenn sie machbar ist, ein hohes Maß an Planungsqualität und auch Preissicherheit. Darüber hinaus kann man im Vorfeld wesentlich effizienter fertigen als auf der Baustelle selbst – somit verkürzt sich die Bauzeit. Auch vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels, der auf den Baustellen herrscht, ist die Vorfertigung eine effiziente Alternative. Nicht zu unterschätzen ist auch die geringere Lärmbelästigung im Umfeld der Baustelle.
Wirtschaftsforum: Beflügelt die politische Nachhaltigkeitsdebatte ihr Geschäft zusätzlich?
Christian Kaufmann: Holz ist ein nachhaltiger Rohstoff par Excellence. Unser gesamtes Produkt selbst ist nachhaltig. Wir verwenden nur zertifizierte Produkte und sind in der Lage, Büro- oder Wohngebäude komplett nachhaltig zu bauen. Bei Kaufmann Bausysteme leben wir ebenfalls selbst den Nachhaltigkeitsgedanken. Wir haben zum Beispiel ein Gründach mit eigenen Bienen.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung als Treiber oder Innovator für Ihr Geschäft?
Christian Kaufmann: In der Baubranche ist BIM ein wichtiges Stichwort. Wir haben in der Pandemiezeit unsere ganze Planungskette auf den Kopf gestellt. Seit fast zwei Jahren arbeiten wir kaum noch mit analogen Plänen. Unser gesamter Prozess ist inzwischen digitalisiert. Allein in der Fertigung arbeiten wir mit fast 20 Tablets, über die alle Plandaten eingegeben und abgefragt werden können. Hier müssen auch alle Arbeitsschritte bestätigt werden. So haben wir eine durchgängige Qualitätskontrolle.
Wirtschaftsforum: Was sind heute Ihre wichtigsten Regionen und wo sehen Sie Potenzial für die Zukunft?
Christian Kaufmann: Deutschland ist unser wichtigster Markt und das wird sicherlich in der nächsten Zeit auch so bleiben. Der Markt boomt und ein Ende des Booms ist noch nicht abzusehen. Aktuell engagieren wir uns in einem Joint Venture in den USA. Gelegentlich sind wir in Skandinavien tätig. Wir möchten in den nächsten Jahren international über Lizenzen wachsen.
Wirtschaftsforum: In Ihrem Markt gibt es viel Wettbewerb. Was unterscheidet Kaufmann Bausysteme von anderen Anbietern?
Christian Kaufmann: Unsere Herangehensweise und unsere Arbeitsweise sind besonders. Wir haben eine familiäre Struktur im Unternehmen und das soll auch so bleiben. Wir machen vom Lehrling bis zum Chef menschlich keine Unterschiede und sind dadurch ein harmonierendes und effizientes Team. Alle bringen ihre Expertise ein und übernehmen Verantwortung. Zudem steht unser Name noch für Handschlagqualität. Wir gehen ehrlich und fair mit unseren Kunden um und kommunizieren transparent und offen. Bei uns steht nicht der Profit im Vordergrund. Er ist das Ergebnis unserer Haltung.
Wirtschaftsforum: Seit wann gibt es die Kaufmann Bausysteme und was waren bis heute wichtige Entwicklungsschritte?
Christian Kaufmann: Den Grundstein für das Unternehmen legte mein Großvater 1952. Er hatte eine Zimmererlehre bei seinem Onkel gemacht und dann eine kleine Zimmerei gegründet. Das Unternehmen wuchs schnell und schon Ende der 1960er-Jahre stieg er in den industriellen Holzbau ein. In den 1980er-Jahren hat mein Vater dann das Unternehmen übernommen. Schon damals war Kaufmann Bausysteme ein großer Player im europäischen Holzbau. Mein Großvater hat zum Beispiel ein Projekt für ein Kinderdorf in Saigon gemacht. Mein Vater hat dann das Unternehmen zu einem Konzern mit verschiedenen Standorten und Business Units ausgebaut. Kaufmann Bausysteme war im Holz-Ingenieurbau tätig, produzierte alles von Leimbindern bis hin zu Schalungsplatten und -trägern. Anfang der 2000er-Jahre konzentrierte man sich dann auf die Bautechnik und den Ingenieurholzbau.
Wirtschaftsforum: Wann sind Sie ins Unternehmen gekommen?
Christian Kaufmann: Ich bin 2008 ins Unternehmen eingetreten. Wir haben damals alles gebaut, was man aus Holz bauen konnte. Dann hatten wir ein Modulbau-Hotelprojekt für BMW im Ammerwald – das hat mich fasziniert. Seitdem haben wir uns kontinuierlich zum Modulbau-Spezialisten entwickelt, unsere ursprüngliche Produktion vergrößert und einen Produktionsstandort in Berlin eröffnet. Inzwischen beschäftigen wir 56 Mitarbeiter und haben einen Jahresumsatz von rund 95 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für das Jahr 2022?
Christian Kaufmann: Wir möchten an unserem Standort in Berlin in der Fertigung einen Innovationsschub machen und unsere Prozesse weiterentwickeln. Im Bereich der digitalen Transformation haben wir ebenfalls noch einige Themen auf der Agenda.
Wirtschaftsforum: Welches Ziel verfolgen Sie langfristig mit dem Unternehmen?
Christian Kaufmann: Wir möchten unseren Erfolg fortsetzen und uns als ‘der’ Spezialist für den Holzmodulbau in der DACH-Region positionieren. Die Basis dafür ist unser Vorsprung im technischen und logistischen Know-how. Letztendlich setzen wir damit auf gesundes Wachstum und auf unsere Werte.