Elektroantrieb auf der Überholspur
Interview mit Yves Nax, Geschäftsführer der IVECO Süd-West Nutzfahrzeuge GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Nax, wie ist die IVECO Süd-West innerhalb der IVECO Group heute aufgestellt?
Yves Nax: Wir als IVECO Süd-West Nutzfahrzeuge GmbH sind eine 100%ige Tochter der international aufgestellten IVECO Group, die in der Herstellung und dem Vertrieb von Nutzfahrzeugen weltweit aktiv ist. Die IVECO Süd-West ist innerhalb der Gruppe verantwortlich für den Vertrieb von Fahrzeugen und Ersatzteilen, aber auch für die Fahrzeugreparatur, und das, wie der Name schon sagt, im Südwesten Deutschlands. Unser Verantwortungsbereich erstreckt sich von Kassel bis Freiburg. In diesem Gebiet verfügen wir über acht eigene Betriebe mit insgesamt 240 Mitarbeitern. Unser Jahresumsatz liegt bei circa 120 Millionen EUR.
Wir verkaufen jährlich mehr als 2.000 Fahrzeuge und sind, was Nutzfahrzeuge betrifft, ein Full Line-Anbieter mit zwei Marken: zum einen IVECO selbst, zum anderen FIAT – wir sind einer der größten FIAT Professional-Händler in Deutschland und als solcher verantwortlich für den Vertrieb von FIAT Nutzfahrzeugen und den entsprechenden Service. Somit können wir die gesamte Palette an Nutzfahrzeugen anbieten, vom kleinen Doblo-Transporter bis hin zum schweren IVECO S-Way oder T-Way 40-Tonner-Lkw.
Wirtschaftsforum: Welche Produkte aus Ihrem Portfolio haben Ihrer Meinung nach einen besonders hohen Stellenwert?
Yves Nax: Nachhaltigkeit steht bei IVECO im Mittelpunkt. Wir bieten schon seit Jahren alle Fahrzeugklassen auch mit alternativen Antrieben an, in erster Linie mit Gasantrieben: in den kleineren Baureihen mit CNG, also komprimiertem Erdgas, in den größeren Fahrzeugreihen mit LNG, also flüssigem Erdgas. Darüber hinaus stellen wir seit einigen Jahren Busse mit Elektroantrieb her und sind aktuell dabei, auch andere Fahrzeuge mit Elektroantrieben auszurüsten. Mit dem IVECO Daily haben wir einen Transporter mit Elektroantrieb im Programm, dessen neueste Version wir im September auf der IAA präsentiert haben. Meines Wissens sind wir der einzige Hersteller, der einen Transporter mit Elektroantrieb in solch einer großen Variantenzahl liefern kann. Ebenso haben wir auf der IAA den Nikola Tre als Elektrofahrzeug vorgestellt. Seit einigen Jahren unterhält IVECO eine Kooperation mit dem US-amerikanischen Elektro-Lkw-Hersteller Nikola und hat hier in Europa die Nikola Europe GmbH als Joint Venture gegründet. Aus diesem Joint Venture laufen nun seit einigen Wochen in Hamburg die ersten schweren Elektro-Lkw zum Testen im dortigen Hafen. Auf der IAA haben wir weiterhin einen Nikola-Truck mit Brennstoffzellen-Antrieb vorgestellt, der ab 2024 angeboten werden soll.
Wirtschaftsforum: Gibt es mit der Erweiterung Ihres Portfolios um Elektrofahrzeuge Veränderungen hinsichtlich Ihrer Zielgruppe?
Yves Nax: Das Thema Elektrofahrzeuge ist zunächst sicher für bestimmte Branchen relevant, etwa solche, in denen Fahrzeuge nicht im Fernverkehr zum Einsatz kommen, sondern über Nacht auf dem eigenen Betriebsgelände wieder aufgeladen werden können – also etwa Lieferfahrzeuge oder Fahrzeuge kommunaler Institutionen. Generell sind Elektrofahrzeuge natürlich überall dort interessant, wo es um langfristige CO2-Reduktion geht.
Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich in Ihrem Beruf an?
Yves Nax: Ich habe hier einen sehr großen Handlungsspielraum, um etwas zu bewegen. Man hat mir von Anfang an viel Vertrauen geschenkt, mich mit dem Unternehmen neue Wege gehen lassen. Es macht mir viel Freude, dieses Unternehmen nach vorne zu bringen.