Vielseitig und unverzichtbar

Interview mit Dr. Timo Seibel und Alexander Hofer, Geschäftsführer der IKA Innovative Kunststoffaufbereitung GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Dr. Seibel, Ihr Unternehmen gehört zu den führenden Herstellern von Stabilisatoren und Additiven für die PVC-Industrie. Wie kommen Sie durch die verschiedenen Krisen?

Dr. Timo Seibel: Die erste Coronaphase war die schlimmste, die Verkäufe gingen deutlich zurück. Insbesondere in der Zeit, in der keine Kundenbesuche möglich waren, war es schwierig. Wir entwickeln spezifische Produkte für unsere Kunden, die von unserem technischen Außendienst in deren Produktion integriert werden müssen. Allerdings waren wir immer lieferfähig, trotz globaler Lieferkettenprobleme und Verknappungen einiger Rohstoffe. Der Krieg in der Ukraine hat alles nochmals verschärft. Dank unserer hervorragenden Mannschaft und der guten Partnerschaften mit unseren Kunden und Lieferanten konnten wir trotzdem sehr viel Mehrwert für unsere Kunden generieren. 2023 nimmt einen positiven Verlauf, da wir uns dank Neukundenakquise über Produktinnovationen und Anwendungsdiversifikation teilweise entkoppelt vom Markt weiterentwickeln können.

Alexander Hofer: Wir ziehen die Technologieführerschaft im Bereich PVC-Stabilisatoren und –Additive immer stärker an uns. Gleichzeitig stellen wir uns immer breiter auf und bedienen alle Anwendungsgebiete in der PVC-verarbeitenden Industrie.

Wirtschaftsforum: Welche sind das?

Dr. Timo Seibel: Wir produzieren individuell an die Anforderungen unserer Kunden angepasste PVC-Stabilisatoren, zum Beispiel für die Herstellung von Fensterprofilen, die Rohrindustrie, die Spritzgussindustrie und für Weich-PVC-Anwendungen wie Kabelummantelungen, Fußböden oder Dachbahnen. Darüber hinaus vertreiben wir Additive wie Schlagzäh-Modifier und Fließhilfen. Wir sind heute sehr viel breiter aufgestellt als noch vor einigen Jahren.

Alexander Hofer: Unsere Mischungen aus verschiedenen Chemikalien sind nur zu 3 bis 5% im Endprodukt enthalten, aber unverzichtbar für den Herstellungsprozess beim Kunden und die Endeigenschaften der Produkte. PVC ist ein Kunststoff, der erst durch die Zugabe von verschiedenen Additiven wie Stabilisatoren verarbeitbar wird und in weiterer Folge die Endeigenschaften der PVC-Produkte gewährleistet. PVC-Stabilisatoren schützen das Endprodukt vor allem vor dem thermischen Abbau und sorgen so für die Haltbarkeit des Produktes.

Dr. Timo Seibel: Neben dem Verkauf ist der technische Service wichtig. Unsere Techniker begleiten den Kunden bei der Einführung neuer Produkte und unterstützen ihn im gesamten Produktionsprozess.

Alexander Hofer: Wir bieten nicht nur ein Produktportfolio, wir verstehen die Abläufe und Assets der Kunden, ihre Anlagenlandschaft. Wir beraten individuell und unterstützen, erarbeiten gemeinsam mit unseren Kunden passgenaue Lösungen.

Wirtschaftsforum: Als Zulieferer für die Kunststoffverarbeitung ist Nachhaltigkeit sicher ein wichtiges Thema, oder?

Dr. Timo Seibel: Das ist ein Megatrend im Kunststoffbereich. Wir bewerten Lieferketten sowie die Rohstoffe, die wir einsetzen, nach verschiedenen ökologischen Kriterien und sind Mitglied in verschiedenen Organisationen, zum Beispiel in der ESPA, der European Stabiliser Producers Association. IKA hat als aktives Mitglied die freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie zum Verzicht auf bleibasierte Stabilisatoren ab Ende 2015 in der EU umgesetzt und ist mit Ende 2020 noch einen Schritt weiter gegangen. Seitdem werden nur mehr nachhaltigere kalziumbasierte Lösungen angeboten.

Alexander Hofer: In den USA wird noch viel mit Zinn gearbeitet, dort bieten wir kalziumbasierte Alternativen an. In Europa werden für PVC-Böden oft noch flüssige Stabilisatoren verwendet. Wir haben als Alternative feste Stabilisatoren entwickelt, die weniger flüchtige organische Verbindungen aufweisen. Es geht um die Nachhaltigkeit der ganzen PVC-Branche, in welcher wir ein wichtiger Teil der Supply Chain sind. Recyclingmengen nehmen hierbei jährlich zu und das Konzept der Kreislaufwirtschaft wird verfolgt und weiterentwickelt.

Wirtschaftsforum: Sie sprachen gerade den US-amerikanischen Markt an. Wo sind Sie noch im Ausland aktiv?

Dr. Timo Seibel: Unser Kernmarkt ist nach wie vor Europa, hier erweitern wir aktuell unsere Präsenz. Außerdem entwickeln wir ausgewählte Märkte in Asien.

Alexander Hofer: In den USA haben wir gerade ein Joint Venture mit der Ingenia Polymers gegründet – die IKAvin Additives Inc. Die Aufnahme der Produktion von Stabilisatoren und Additiven für die nordamerikanische PVC-Industrie ist für das erste Halbjahr 2023 geplant.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele wollen Sie kurz- und langfristig erreichen?

Dr. Timo Seibel: In diesem Jahr wollen wir vor allem das Neugeschäft in Europa und unser Produktportfolio weiter ausbauen, außerdem das Joint Venture in den USA technisch voranbringen.

Alexander Hofer: Langfristig wollen wir das Unternehmen noch nachhaltiger aufstellen und das Anwendungsspektrum unserer Produkte ausdehnen sowie international weiterwachsen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Kunststoff, Metall, Holz & Co.

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Interview mit Hinrich Hampe, Head of Governmental Affairs der Teijin Carbon Europe GmbH

Mit Leichtigkeit in die Zukunft

Carbonfasern haben viele Vorteile. Einer ist ihr geringes Gewicht. In der Entwicklung dieses Hightechmaterials steckt viel Know-how. Dieses ist in Deutschland nur bei der Teijin Carbon Europe GmbH mit Sitz…

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Interview mit Merlin Röttger, Geschäftsführer der GeisslerWista GmbH

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Stahl ist einer der wichtigsten Werkstoffe der modernen Welt – und seine Herstellung für rund neun Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Die GeisslerWista GmbH aus Witten ist Teil dieses für…

Glänzende Aussichten für die  Metallverarbeitung

Interview mit Alexander Döring, Geschäftsführer der OTTO FUCHS Dülken GmbH & Co. KG

Glänzende Aussichten für die Metallverarbeitung

Ob Automobilbau, Bauwesen oder Energietechnik – erst durch präzise gefertigte Metallbauteile entstehen langlebige, sichere und leistungsfähige Produkte für den Alltag und die Zukunft. Seit über 80 Jahren steht die OTTO…

Spannendes aus der Region Landkreis Anhalt-Bitterfeld

Mit Schokolade Grenzen überwinden

Interview mit Tobias Goßens, Geschäftsführer der Rotstern Schokoladen GmbH & Co. KG/Argenta Schokoladenmanufaktur GmbH

Mit Schokolade Grenzen überwinden

Kaum ein Lebensmittel ruft so starke Emotionen hervor wie Schokolade. Sie tröstet, belohnt, verbindet Generationen und ist dabei weit mehr als nur ein süßer Snack. Während große Konzerne weltweit um…

Aus Tradition mobil machen

Interview mit Marius Hellwig, Geschäftsführer der reha team Halle GmbH

Aus Tradition mobil machen

Behinderten Kindern den Alltag ein wenig leichter zu machen und ihnen damit ein Stück Lebensqualität zu schenken, ist ein Ziel der reha team Halle GmbH aus Halle an der Saale.…

Beste Bedingungen für hochwertige Champignons

Interview mit Holger Heitmann, Geschäftsführer der Pilzhof Pilzsubstrat Wallhausen GmbH

Beste Bedingungen für hochwertige Champignons

Herkömmliches Substrat für die Champignonzucht besteht nur aus rund 70% Pferdemist, der Rest sind Stroh, Geflügelmist und Gips. Das Champignonsubstrat, das die Pilzhof Pilzsubstrat Wallhausen GmbH anbietet, beinhaltet mehr als…

Das könnte Sie auch interessieren

Die Verpackung in der Verpackung

Interview mit Dr. Axel Weiler, CEO der ROUNDLINER Gruppe

Die Verpackung in der Verpackung

Bis 2050 soll es weltweit 65% mehr Abfall geben – das besagt eine Studie des UN-Umweltprogramms. Um Müll zu reduzieren, wird der bewusste Umgang mit Ressourcen immer wichtiger. Die ROUNDLINER…

Sicher verpackt, weltweit im Einsatz

Interview mit Lucio Sirotti, Export Manager der Panaro S.r.l.

Sicher verpackt, weltweit im Einsatz

Ob sensible Elektronik, hochpräzises Werkzeug oder Outdoor-Equipment – für den sicheren Transport und die geschützte Aufbewahrung kommt es auf die richtige Verpackung an. Die familiengeführte Panaro S.r.l aus Vignola, Italien,…

Kabelschutz mit nachhaltigem Ansatz

Interview mit Antonio Fortunati, Gechäftsführer der Tubifor Srl

Kabelschutz mit nachhaltigem Ansatz

Ob Wohnungsbau, Gewerbe oder Industrie – elektrische Installationen erfordern höchste Sicherheit und Qualität. Die Tubifor SRL aus Buonabitacolo, Italien, kombiniert modernste Technologie mit nachhaltigen Materialien, um zukunftsweisende Kabelschutzlösungen zu bieten.…

TOP