Passion, Perfektion, Tradition

Interview mit Johannes Kleissl, Gründer, Inhaber und Geschäftsführer der HK-Engineering Handels GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Kleissl, wie ist die Idee für das Unternehmen entstanden und wie haben Sie begonnen?

Johannes Kleissl: Ich habe mich schon als kleiner Junge für Geschichte interessiert – ich wollte zum Beispiel später einmal eine Burg haben. Während meines Studiums hat mich der Oldtimer-Virus befallen. Da ich nicht der fleißigste Student war, gab mir mein Vater irgendwann einmal 10.000 DM und erklärte mir, das müsste jetzt bis zum Ende des Studiums reichen. Das Geld war der Grundstock für meine ersten Oldtimer. Ich kaufte mir davon unter anderem einen Mercedes 190 SL – für 1.500 DM – und auch einen VW Käfer für 200 DM. Damals war für Oldtimer eine echte Goldgräber-Zeit. Selbstverständlich habe ich das meinen Eltern nicht erzählt. Ich habe damals die alten Autos gesammelt, weil es mir Spaß gemacht hat. Aber ich habe auch die Entwicklung vorhergesehen, dass diese Autos einmal Raritäten sein und im Wert steigen würden.

Wirtschaftsforum: Was war dann der Startschuss für das Unternehmen?

Johannes Kleissl: Ich besaß dann irgendwann rund 100 Autos, die ich in verschiedenen Scheunen untergebracht hatte, und brauchte ein Firmengelände. Da ich gerne ein historisches Gebäude haben wollte, habe ich mir eine Liste von denkmalgeschützten Gebäuden in Bayern besorgt, um meinen Kindheitstraum von einer eigenen Burg zu verwirklichen. 1978 kaufte ich den Trakt eines Klosters und sanierte ihn. 1979 eröffnete ich eine Oldtimer-Vermietung. Unter anderem habe ich die Bavaria Filmstudios mit meinen Autos beliefert. Als der US-Dollar 1983 in den Keller ging, wanderten die großen Filmproduktionen nach Amerika ab. Ich musste mir eine Alternative überlegen. Ich hatte mir 1979 einen Mercedes 300 SL gekauft und das Auto komplett selbst restauriert. Damals habe ich festgestellt, dass es in ganz Deutschland keine Firma gibt, die sich wirklich mit diesem Auto auskannte. So entstand meine Geschäftsidee, ein Unternehmen zu gründen, das sich ausschließlich mit diesem Modell, mit der Reparatur und Restaurierung, beschäftigt. Eine Werkstatt hatte ich schließlich schon.

Johannes Kleissl, Gründer, Inhaber und Geschäftsführer
„Wir sind weltweit der einzige Betrieb, der sich ausschließlich auf den Mercedes 300 SL konzentriert.“ Johannes KleisslGründer, Inhaber und Geschäftsführer

Wirtschaftsforum: Seit wann gibt es HK-Engineering offiziell?

Johannes Kleissl: Ich habe 1984 auf HK-Engineering umfirmiert. Dabei habe ich bewusst den Begriff ‘Engineering’ in den Namen mit aufgenommen. Ich wollte zeigen, dass ich den Fokus auf Technik lege. Meine Autos sollten nicht nur optisch gut aussehen, sondern auch einwandfrei fahren. Das konnten die meisten anderen Anbieter nicht.

Wirtschaftsforum: Haben Sie sich auf einen bestimmten Restaurations- oder Reparaturbereich konzentriert?

Johannes Kleissl: Anfangs haben wir nur technische Arbeiten übernommen. Von da aus haben wir uns kontinuierlich weiterentwickelt, zum Beispiel eine eigene Einspritzpumpenabteilung aufgebaut. Der nächste Schritt war der Karosseriebau. Damals gab es keine Blechteile mehr für den 300 SL. Wir haben uns also selbst Formen gebaut, um die Blechteile anfertigen zu können, für den 300 SL als Coupé und als Roadster. Wir wurden damit weltweit die Anlaufstelle für Blechteile für den 300 SL. Später haben wir noch eine eigene Sattlerei für die Innenausstattung hinzugenommen und dann eine eigene Lackiererei. Seit 1995 haben wir auch unsere eigene Rennabteilung – wir fahren selbst Rennen. Auch hier waren wir echte Pioniere, zum Beispiel mit der Teilnahme an den Le Mans Classics. Vor einigen Jahren habe ich in der direkten Nachbarschaft noch eine alte Ziegelei gekauft und saniert. Dort habe ich jetzt Oldtimer stehen, die nicht 300 SL sind. Ich möchte langfristig den Oldtimer-Handel auch mit anderen Marken aufbauen.

Wirtschaftsforum: Das heißt, HK Engineering ist ein echter One-Stop-Shop rund um den 300 SL?

Johannes Kleissl: In der Tat. Wir haben für alle Arbeiten eine eigene Abteilung, wir fertigen selbst Teile nach und verfügen über ein sehr großes Lager. Mercedes selbst fertigt ja nicht mehr systematisch alle Teile nach. So können wir hocheffizient arbeiten, müssen nicht warten, bis wir Teile von irgendwoher bekommen. Wir bekommen Autos zur Reparatur aus aller Welt. Früher kamen rund 80% unserer Kunden aus dem Ausland. Heute sind rund die Hälfte aller Fahrzeuge aus Deutschland.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Johannes Kleissl: Ich habe alle wichtigen Ziele, die ich mir gesteckt hatte, erreicht. Wir sind mit großem Abstand die Nummer 1 auf dem Weltmarkt, haben eine eigene Rennabteilung und es ist mir gelungen, meine Passion mit Wirtschaftlichkeit zu verbinden. Ich möchte deshalb das Erreichte in nächster Zeit festigen und verbessern. Wir werden nicht stehen bleiben, aber wir müssen nicht viel größer werden, als wir es heute sind. Optimierung und Effizienzsteigerung sind wichtige Stichworte für mich. Letztendlich möchte ich dann ein Führungsteam aufbauen, das das Geschäft einmal weiterführen wird.

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