Wie man ein Unternehmen nachhaltig entwickelt

Interview mit Dr. Benedikt Meier, Geschäftsführer der Helmes Apparatebau GmbH & Co. KG

Helmes ist spezialisiert auf hochwertige Apparate, Behälter, Rohrsysteme und komplette Anlagen für verschiedenste Prozessanwendungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, der pharmazeutischen und chemischen Industrie sowie zahlreichen weiteren Branchen.

In enger Zusammenarbeit mit dem Tochterunternehmen HL Anlagentechnik entwickelt Helmes individuelle Lösungen für seine Kunden – inklusive Montage und Inbetriebnahme. Helmes war über 100 Jahre familiengeführt, bis das Unternehmen Anfang 2021 von der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MB) mit Sitz in Osnabrück übernommen wurde.

„Die Übernahme erfolgte im Rahmen einer Nachfolgeregelung“, erklärt Dr. Benedikt Meier, Geschäftsführer Technik und seit November 2021 bei Helmes. MB verfolgt das Ziel, mittelständische Unternehmen aus verschiedenen Branchen nachhaltig zu entwickeln. MB sei ein sehr guter Partner, so Dr. Meier. „Wir sind jetzt dabei, die Firma mit neuer Geschäftsführung zukunftsorientiert aufzustellen und die Strukturen entsprechend anzupassen.“

Ursprünglich einmal war Helmes im Vertrieb von Milchkannen tätig. Dann kam der Handel mit größeren Behältern, gefolgt von eigener Herstellung, meist für die Lebensmittelindustrie. Später wurde die HL Anlagentechnik als eigenständiges Unternehmen gegründet, „für die Verrohrung der Behälter und Anlagenelemente, die von Helmes produziert werden“, erläutert Dr. Meier.

Exakt nach Kundenwunsch

Helmes baut Behälter von 30 bis 150.000 l in verschiedenen Formen und Varianten, mit Vakuumtechnik und Drucksystemen, beheizt und gekühlt, mit einem oder mehreren Auslässen, ganz wie vom Kunden gewünscht. „Die meisten unserer Produkte sind kundenspezifisch“, erklärt Dr. Meier. „Serien sind eher selten, wenn, dann Kleinserien.“

Helmes suche stets in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden nach der besten Lösung und setze diese termingerecht um. „Wir liefern, was wir versprechen“, sagt Dr. Meier. „Man kann bei uns auch die unmöglichsten Dinge bestellen, wir können das technisch umsetzen, in 1A-Qualität. Nein ist keine Antwort für uns. Unser Ziel ist, vorne am Markt dabei zu sein; technisch sind wir schon weit vorne. Wir verstehen die Kunden, die Aufgaben und können diese technisch effizient umsetzen, in guter Qualität und zu fairen Preisen.“

Ausgebremst wurde diese Strategie nur ein wenig von Corona. „Es gab große Lieferengpasse für Material und Unsicherheiten bei den Kunden“, bestätigt Dr. Meier. „Viele sind zurückhaltend mit Investitionen, was die Planung schwierig macht. Die aktuelle Situation macht alles noch unkalkulierbarer, von einigen Lieferanten bekommen wir nur noch Stundenpreise, nicht mal mehr Tagespreise.“

Trotz alledem blicke man bei Helmes zuversichtlich nach vorne, wie Dr. Meier versichert: „Wir haben ein tolles Team, das die Herausforderungen für die Zukunft verstanden hat, das lösungsorientiert anstatt problemorientiert denkt und gewillt ist, die Extrameile zu gehen, um dem Kunden die optimale Leistung zu bieten.“ Helmes habe zudem einen guten Mix aus älteren, erfahrenen Mitarbeitern und jungem, motiviertem Nachwuchs. „Wir bilden auch selber aus, junge Leute bringen immer neue Impulse in den Betrieb“, sagt Dr. Meier.

Gebraucht und nachhaltig

Neben Neubehältern handelt Helmes mit Gebrauchtbehältern. „Aufgrund der hohen Rohstoffpreise ist es günstiger, vorhandene Behälter umzubauen und anzupassen, anstatt neue zu konstruieren“, erläutert Dr. Meier. Gleichzeitig trügen gebrauchte Behälter so zu mehr Nachhaltigkeit bei. Möglich sei dies aber wegen der hohen Hygienestandards, insbesondere im Lebensmittelbereich, nur mit Edelstahlbehältern.

Auch das Thema Energie werde den Kunden immer wichtiger. Deshalb setze man bei Helmes auf eine hochwertige Isolierung von beheizten und gekühlten Behältern, und bei Mixern achte man auf energiesparende Antriebe, um die Verlustleistung zu minimieren. „Wir haben gerade beschlossen, eine Photovoltaikanlage zu installieren, um so 50% unseres Energiebedarfes selbst zu generieren“, so Dr. Meier. Für die Planung von Behältern und Apparaten nutzt Helmes moderne 3-D-Designsoftware, um die Anlagen zu entwerfen. Ziel sei außerdem das papierlose Büro.

Neue Märkte entwickeln

Neben eher traditionellen Branchen wie der Lebensmittel-, Chemie- und Pharmaindustrie entwickelt Helmes verstärkt Zukunftsbranchen, vor allem den Bereich Erneuerbare Energien mit Batterieherstellern und Wasserstofffirmen. „Hier werden ebenfalls viele Anlagen und Behälter aus Edelstahl gebraucht“, sagt Dr. Meier. „Wir wollen den Umsatz von derzeit sieben Millionen EUR bis 2030 verdoppeln. Zum einen durch die Entwicklung neuer Marktsegmente, zum anderen durch verstärkte Internationalisierung.“

Derzeit ist Helmes noch überwiegend im Umkreis von 250 km um den Firmenstandort im nordrhein-westfälischen Warendorf tätig. Das soll sich in Zukunft ändern. „Wir wollen uns geografisch breiter aufstellen“, erklärt Dr. Meier. Zugleich wolle man sämtliche Prozesse im Betrieb optimieren und die Effizienz in Entwicklung und Produktion weiter steigern. Trotz aller Veränderungen wolle man sicherstellen, dass eines stets an erster Stelle steht: die Qualität der Produkte.

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Ein gut sortiertes Unternehmen

Interview mit Vincent Sonneville, Area Sales Manager der Optimum Sorting NV

Ein gut sortiertes Unternehmen

Bei Optimum Sorting trennt sich die Spreu vom Weizen: Denn der belgische Sortiermaschinenhersteller will mit seinen Anlagen konsequent sicherstellen, dass einwandfreie Produkte und möglicherweise gefährliche Ausschussware getrennte Wege gehen. Area…

Mit neuem Antrieb die  Zukunft bewegen

Interview mit Jacques Guyon, Geschäftsführer und Alexis Trouillet, Geschäftsführer der REDEX GmbH

Mit neuem Antrieb die Zukunft bewegen

Intelligente Mechatroniklösungen sind der Schlüssel für nachhaltige Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit. ‘Made in Europe‘ steht dabei nicht nur für höchste Qualitätsstandards, sondern auch für technologische Innovationskraft, zuverlässige Lieferketten und verantwortungsbewusste Produktion.…

Die digitale Zukunft der Fahrzeugreinigung

Interview mit Michael Drolshagen, CEO der WashTec AG

Die digitale Zukunft der Fahrzeugreinigung

Als Weltmarktführer für Autowaschtechnologie setzt die WashTec AG seit jeher auf Innovation, Qualität und technische Überlegenheit. Angesichts der Herausforderungen eines dynamischen Marktes richtet das Unternehmen heute seinen Fokus klar auf…

Spannendes aus der Region Kreis Warendorf

Logistik – eine spielerische  Herausforderung

Interview mit Çetin Çelik, Geschäftsführer der M+F Spedition GmbH

Logistik – eine spielerische Herausforderung

Kinderaugen zum Strahlen zu bringen ist nicht die schlechteste Motivation, um seinen Job zu lieben. Çetin Çelik kann genau das von sich sagen. Er ist Geschäftsführer der M+F Spedition GmbH…

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Interview mit André Schulze Forsthövel, geschäftsführender Gesellschafter der Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Brandschutz ist mehr als nur Technik - er ist Sicherheit, Verantwortung und Vertrauen. Genau dafür steht die Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH, die seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner in der Region…

Ganzheitliche Ansätze für moderne Infrastruktur

Interview mit Dipl.-Ing. Frank Baumgarten, Geschäftsführer der INGPLAN Ingenieurgesellschaft mbH

Ganzheitliche Ansätze für moderne Infrastruktur

Selbst Regionen, in denen es historisch reichlich Regen gab, leiden inzwischen aufgrund der Folgen des Klimawandels unter Dürre. In dieser kritischen Zeit übernimmt die INGPLAN Ingenieurgesellschaft mbH aus Coesfeld eine…

Das könnte Sie auch interessieren

Wenn Innovation Gewicht spart

Interview mit Marnie Tietje, Leiterin Vertrieb der SOMMER GmbH

Wenn Innovation Gewicht spart

Der Fahrzeugbau verändert sich rasant: Leichtbau, Nachhaltigkeit und flexible Lösungen sind heute gefragter denn je. Ein Unternehmen, das diese Entwicklung seit Jahren prägt, ist die SOMMER GmbH aus Laucha an…

Sicherheit in Reinform

Interview mit Dr. Simon Dietz, Geschäftsführer der GfPS mbH

Sicherheit in Reinform

„Love it, change it or leave it.“ Dieses von Henry Ford stammende Zitat ist für Dr. Simon Dietz, Geschäftsführer der GfPS mbH aus Aachen, ein wichtiger Leitspruch. In dem auf…

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Interview mit Dipl.-Ing. Andreas Kulke, Gründer und Geschäftsführer der alcona Automation GmbH

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Die Landwirtschaft steht unter Druck – wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich. Gleichzeitig boomt die Elektromobilität, und auch die Energiewende verlangt nach innovativen Lösungen. Genau an diesen Schnittstellen positioniert sich die alcona…

TOP