Gesundheit, die nach Hause kommt
Interview mit Enrico Jensch, COO der Helios Kliniken GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Jensch, wo sehen Sie Helios am Markt im Vergleich zu anderen Anbietern?
Enrico Jensch: Wir sind in Deutschland der größte Krankenhausbetreiber, der größte Anbieter von ambulanter Medizin und auf dem besten Weg, zur größten Gesundheitsplattform landesweit zu werden. Unsere Marke steht für überdurchschnittlich hohe medizinische Qualität, für guten Service und für eine nahtlose Versorgung über Sektorengrenzen hinweg. Wir denken und gestalten Gesundheitsversorgung neu. Deswegen müssen unsere Patienten nicht darüber nachdenken, ob sie sich stationär oder ambulant versorgen lassen wollen. Wir stehen als Partner für die Gesundheit an der Seite unserer Patienten – ein ganzes Leben lang.
Wirtschaftsforum: Sie sprechen von einer Gesundheitsplattform. Was sind die wichtigsten Säulen dieser Plattform?
Enrico Jensch: Das sind neben unseren Kliniken die Bereiche Ambulanz, Telemedizin, Arbeitsmedizin und Prävention. So erzeugen wir einen echten Mehrwert, setzen Standards und sichern die Qualität sowie die Auslastung. Ein wichtiger Bestandteil werden hier auch die ambulanten OP-Zentren sein. Viele Eingriffe, die früher stationär erfolgen mussten, können heute ambulant vorgenommen werden. Begleitend werden wir hier Onlineangebote machen, zum Beispiel Online- oder Videosprechstunden. Wir werden in der nächsten Zeit in allen Bereichen unser traditionelles Geschäft mit digitalen Angeboten verzahnen, damit Gesundheit zu den Menschen nach Hause kommen kann.
Wirtschaftsforum: Welches Potenzial sehen Sie im Bereich der Telemedizin?
Enrico Jensch: Die Telemedizin wird in den kommenden Jahren immer wichtiger werden. Wir begründen zurzeit einen Zweig für digitale Kardiologie- und Herzschrittmacher-Kontrolle. Wir streben an, gemeinsam mit den Kostenträgern, flächendeckend Patienten in den entsprechenden telemedizinischen Programmen unterzubringen.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle wird der Bereich der Arbeitsmedizin für Helios in Zukunft spielen?
Enrico Jensch: Ursprünglich haben wir für unsere eigenen Mitarbeiter Arbeitsmediziner beschäftigt. Allerdings konnten diese nur rund 20% unserer Belegschaft versorgen. Deshalb haben wir diesen Bereich verselbstständigt und das Arbeitsmedizinische Institut Leipzig als zentrale Organisation für diesen Bereich übernommen. Jetzt können wir fast 90% unserer Mitarbeiter mit einem eigenen Angebot versorgen. Diese arbeitsmedizinischen Dienstleistungen möchten wir auch anderen Unternehmen anbieten. Wir sind unter anderem schon bei Tesla, Amazon und Porsche aktiv. Unser Ziel ist es zunächst, deutschlandweit die Nummer 3 unter den arbeitsmedizinischen Anbietern zu werden.
Wirtschaftsforum: Welches Ziel streben Sie im Bereich der Prävention an?
Enrico Jensch: Prävention war früher eher ein Add-on, in unseren Kliniken wurden Check-ups durchgeführt. Aber eigentlich möchten Menschen, die gesund sind, gar nicht in ein Krankenhaus gehen. Deshalb haben wir zentrale Standorte für Präventionsleistungen entwickelt. Wir möchten flächendeckend in Deutschland vertreten und vor allem eine Anlaufstelle für Unternehmen sein, die bundesweit Mitarbeiter beschäftigen. Der Aufbau dieses flächendeckenden Netzwerks ist eine echte Herausforderung. Wir arbeiten daran, in 2025 einer der größten flächendeckenden Anbieter von Prävention in Deutschland zu sein.
Wirtschaftsforum: Was sind die Themen, die Sie für das Jahr 2021 auf Ihrer Agenda haben?
Enrico Jensch: Wir werden die neuen Versorgungsmodelle und die sektorenübergreifende Versorgung weiter vorantreiben. Eine Herausforderung wird sein, unsere neuen Geschäftsfelder, wie zum Beispiel die ambulante Medizin, zu integrieren und mit ihnen zu wachsen. Die weitere Digitalisierung unserer Krankenhäuser und serviceorientiertes Denken aus der Sicht des Patienten sind ebenfalls Bereiche, an denen wir arbeiten werden. Wir werden uns damit anfreunden müssen, dass es durch die Pandemie noch für eine längere Zeit Einschränkungen geben wird. Es ist gerade in dieser Zeit wichtig, dass die Krankenhäuser Sicherheit vermitteln und Service anbieten. Unsere Patienten sollen sich bei uns nicht nur gut behandelt, sondern ebenso gut aufgehoben und rundum wohlfühlen.