Lentz & Müller: Digital und persönlich
Interview mit Moritz Thole und Thomas Lentz, Geschäftsführer der Lentz & Müller Dentaltechnik

Was einst auf 150 m2 begann, erstreckt sich heute auf einer Fläche von 1.000 m2. „Wir haben die Firma seit 1984 in insgesamt vier Schritten stetig erweitern können, sowohl was die räumlichen Kapazitäten als auch die Zahl der Mitarbeiter angeht“, erklärt Thomas Lentz, der seit 2007 als Geschäftsführer die Entwicklung des Unternehmens vorantreibt. Mit einem Jahresumsatz von 5,5 Millionen EUR gehört Lentz & Müller heute zu den größten Dentallaboren in der Region. Die Erfolgsgeschichte basiert auf einem klaren Grundsatz: „Wir haben früh erkannt, dass wir uns entwickeln müssen, also nicht das klassische Dentallabor bleiben, das wir mal waren, sondern uns modern aufstellen – und dabei am besten ganz vorn mitspielen“, betont Thomas Lentz.
Von Handwerkern zu digitalen Beratern
Die Kernkompetenz des Unternehmens liegt nach wie vor in der handwerklichen Präzision, doch das Geschäftsmodell hat sich gewandelt. „Wir haben erkannt, dass diese einfachen Arbeiten, die jedes Labor braucht, um wirtschaftlich zu arbeiten, in ein paar Jahren automatisiert ablaufen werden“, erklärt Thomas Lentz die strategische Ausrichtung. Die Antwort des Unternehmens auf diese Herausforderung? „Wir haben unsere Expertise bei großen, umfänglichen Gesamtrestaurationen stärker in den Fokus gestellt“, so Thomas Lentz. „Also Arbeiten, die man nicht einfach eben mal so in Asien oder bei der Industrie bestellen kann, sondern bei denen unser handwerkliches Können und unsere große Erfahrung gefragt sind.“ Diese Strategie geht auf. Thomas Lentz und Moritz Thole stellen immer wieder fest: „Wir bieten bestimmte digitale Techniken an, die viele Marktbegleiter noch nicht beherrschen.“
Dennoch fällt den Geschäftsführern auf: Die Zahntechniker sind in der digitalen Transformation oft schon sehr weit. „Die Beratung ist mittlerweile ein fester Bestandteil unseres Portfolios. Und dabei geht es nicht nur um die Wahl der Zahnfarbe, sondern auch um komplexere Fragen wie beispielsweise den passenden Intraoralscanner am Markt zu finden“, so Moritz Thole.
Regionalität als Stärke
Trotz aller Digitalisierung setzt Lentz & Müller bewusst auf regionale Verankerung. Das Einzugsgebiet beschränkt sich auf einen Radius von etwa 50 km um Bremen. „Unsere Nähe zu den Kunden können wir nur so abbilden“, erklärt Moritz Thole. Der persönliche Kontakt, schnelle Reaktionszeiten und die Möglichkeit, bei Bedarf direkt in der Praxis zu unterstützen, sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Thomas Lentz ergänzt: „Bei aller Digitalisierung – der Patient bleibt am Ende analog.“ Diese Verbindung von digitaler Präzision und persönlichem Service ist das, was die Kunden schätzen. Eine Expansion über die Region hinaus oder gar ein bundesweites Filialnetz steht daher nicht auf der Agenda des Unternehmens.
Mitarbeiter als wichtigstes Kapital
In Zeiten des Fachkräftemangels setzt Lentz & Müller auf ein besonderes Betriebsklima. „Wir versuchen unseren Mitarbeitern neben einem angemessenen Gehalt eine angenehme, kollegiale Arbeitsatmosphäre und zahlreiche Sozialleistungen zu bieten.“ Das Resultat: Eine Fluktuation gegen null und zahlreiche Mitarbeiter, die 40-jährige Jubiläen feiern. Die ‘Arbeitgebermarke’ Lentz & Müller hat sich herumgesprochen. „Man weiß: Bei Lentz und Müller lässt es sich gut arbeiten“, bestätigt Moritz Thole. Entgegen den Erwartungen hat die Digitalisierung den Personalbedarf nicht verringert. „Wir sind sicherlich effizienter durch Fräsmaschinen, aber wir haben jetzt zwei Leute eingestellt, die die Fräsmaschinen bedienen“, erklärt Moritz Thole. „Das Berufsbild des Zahntechnikers wandelt sich.“
Zwischen Innovation und Bürokratie
Trotz ihrer Begeisterung für technische Innovationen betonen die beiden Geschäftsführer die zunehmende Belastung durch bürokratische Auflagen. Regelmäßige Besuche von Berufsgenossenschaft, Gewerbeaufsichtsamt, Betriebsarzt und Sicherheitsfachkräften binden wertvolle Ressourcen. „Wir geben viel Geld für Prävention, Arbeitssicherheit und die selbstverständliche Einhaltung aller Vorschriften aus“, sagt Thomas Lentz, der auf die hohen Kosten und den Aufwand verweist, die durch diese regelmäßigen Kontrollen entstehen. Er führt ein besonders absurdes Beispiel an: „Wir haben eine Trittleiter, mit der wir Büroordner vom obersten Regal holen. Jetzt müssen wir einen Leiterbeauftragten haben, der die ordnungsgemäße Funktion dieser Trittleiter regelmäßig überprüft und dokumentiert.“
Blick in die Zukunft
Nach umfangreichen Investitionen in neue Räumlichkeiten und Technik liegt der Fokus nun auf der Optimierung der Abläufe. „Wir möchten die Prozesse effizienter gestalten und zur Ruhe kommen“, so Moritz Thole. Die mittelfristigen Ziele sind die weitere Festigung der Marktposition und das Erreichen einer wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Langfristig steht ein Generationswechsel bevor. In etwa drei bis vier Jahren wird Moritz Thole das Unternehmen vollständig übernehmen. Der junge Geschäftsführer sieht der Aufgabe, das Unternehmen eigenständig zu führen, zuversichtlich entgegen – unterstützt von einem starken Meisterteam.