Saubere Luft, gesundes Wasser, guter Boden
Interview mit Dipl.-Ing. Axel Bernstorff, Geschäftsführer der Harbauer GmbH ein Unternehmen der KF-Gruppe

„Aktuell liegt unser Fokus im Bereich der Grundwassersanierung und der Aufbereitung von Trink- und Prozesswasser“, erklärt Geschäftsführer Dipl.-Ing. Axel Bernstorff. „Darüber hinaus sind wir auch in der Behandlung von Abluft aktiv.“
Umweltfreundliche Lösungen
Ein aktuell wichtiges Thema am Markt sind Spurenstoffe, auf der Basis der Weiterentwicklungen in der Analytik. „Das Thema hat nach dem Brand am Flughafen Düsseldorf vor einigen Jahren einen Impuls erhalten“, so der Geschäftsführer. „In den Löschschäumen sind PFOAs. Die halten den Schaum lange stabil, sind aber hochgiftig. Ebenfalls stark nachgefragt werden zurzeit UV-Oxidantie-Anlagen. Sie sind lange belächelt worden. Tatsächlich aber kann man damit einzelne Stoffe sehr gut behandeln. Gleichzeitig sind sie energiesparend.“
Aktuell ist Harbauer intensiv im Bereich der Plasmatechnologie aktiv. Gemeinsam mit dem Leibniz Institut generiert das Unternehmen Einsatzfälle, wie zum Beispiel beim Waschen von Zuckerrüben. Hier entsteht Abwasser, das behandelt werden muss.
„Wir setzen, wo immer möglich, energiesparende Systeme ein, wie UV-Oxidantien, mit denen man rund 30% Energie spart“, so Axel Bernstorff. „Das ist ein wichtiges Argument im Wettbewerb. Darüber hinaus sind wir technologisch sehr innovativ. Häufig setzen wir als einer der ersten Anbieter am Markt neue Technologien ein, da wir regelmäßig Forschungsprojekte betreiben. Zudem verfügen wir über 30 Jahre Know-how und sind in der Lage, Anlagen kosteneffizient zu betreiben. Wir haben zahlreiche Stammkunden, die unsere Kompetenz und Zuverlässigkeit zu schätzen wissen.“
Große Projekte in Indien
Nach wie vor ist Deutschland der Hauptmarkt für Harbauer. Im Laufe der Jahre ist zudem Indien ein wichtiger Absatzmarkt geworden. In Bangladesch ist das Unternehmen in verschiedene größere Projekte involviert. Auch in Brasilien sieht Axel Bernstorff vielversprechendes Wachstumspotenzial.
Die Ursprünge von Harbauer reichen zurück bis ins Jahr 1956, mit Fokus auf den Tiefbau. In den 1980er-Jahren erlebte Harbauer eine wachsende Nachfrage nach der Aufbereitung von kontaminierten Böden, die mit Öl, Schwermetall oder anderen Stoffen verseucht waren. Seit Ende der 1980er-Jahre ist das Unternehmen auch im Bereich der Grundwassersanierung tätig.
„Wir setzen, wo immer möglich, umweltfreundliche Lösungen ein.“ Dipl-Ing. Axel BernstorffGeschäftsführer

Trinkwasser sichern
„Nach der Wende haben wir uns intensiv in den östlichen Regionen Deutschlands weiterentwickelt, da hier ein großer Nachholbedarf in der Aufbereitung bestand“, so Axel Bernstorff. „Vorher waren wir hauptsächlich in Westdeutschland tätig. Im Laufe der Jahre entstanden immer mehr Sanierungsanlagen, die wir zum Teil auch selbst betreiben, einige sogar schon seit 30 Jahren.“ Inzwischen betreibt Harbauer 50 Anlagen, vor allem in Nord- und Ostdeutschland.
Das Unternehmen sammelte über Jahre, auch durch die ständige Kooperation mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen, fundiertes Know-how und entwickelte Spezialitäten-Kompetenz, zum Beispiel für die Entfernung von Arsen aus dem Grundwasser. Über eine Unternehmensbeteiligung entstand hier eine Tochterfirma in Indien.
„In Indien und Bangladesch ist das Grundwasser großflächig mit Arsen kontaminiert, und zwar so stark, dass die Menschen dort ernsthafte gesundheitliche Schäden davontragen“, so Axel Bernstorff. „Wir wurden 1996 angesprochen, ob wir das entfernen können. Das Material dazu wurde an der TU-Berlin entwickelt und dann in ersten Versuchsanlagen in Indien eingesetzt. Inzwischen hat unser Tochterunternehmen in Kalkutta rund 70 Mitarbeiter.“
Für das Jahr 2021 hat Axel
Bernstorff, der seit Anfang dieses Jahres die Geschicke des Unternehmens lenkt, Wachstum auf die Agenda des Unternehmens gesetzt. „Seit Mitte der 1990er-Jahre gab es einen regelrechten Boom in Sanierungsanlagen“, erklärt er. „Inzwischen sind fast alle Altlasten erfasst und das Geschäft der Altlastensanierung stagniert. Deshalb konzentrieren wir uns auf Nebenbereiche wie zum Beispiel Prozesswasser und gehen im Bereich Trinkwasseraufbereitung verstärkt ins Ausland. Wir werden unsere internationale Marktposition konsequent ausbauen. Für die kommenden Jahre werden Indien und Bangladesch sicherlich Fokus-Regionen bleiben. Seit Mitte des Jahres 2020 sind wir auch in Kenia aktiv, wo wir in ein Projekt mit Fluorid-Absorptionsmaterial involviert sind. Hier sehen wir ebenfalls vielversprechende Ausbauperspektiven. Indien und Bangladesch bieten langfristig gigantisches Potenzial, ebenso wie China. Ein weiteres Ziel ist es, unser Know-how in Brasilien anzuwenden.“