Wir wollen Basketball als Breitsportart in Hamburg etablieren
Interview mit Marvin Willoughby, sportlicher Leiter und Geschäftsführer der Hamburg Towers GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Willoughby, die Hamburg Towers sind aus dem von Ihnen ursprünglich gegründeten, sportpädagogischen und sozialen Projekt ‘Sport ohne Grenzen e.V.‘ entstanden. Seit 2014 sind die Towers jedoch nicht nur sportlich ein Prestigeprojekt im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, sondern mittlerweile nach fünf Spielzeiten in der ProA fest angekommen in der Wahrnehmung der Hamburger. Wie zufrieden sind Sie als gebürtiger Hamburger mit der Entwicklung des ehemaligen Projekts und des Profibasketballs in der Hansestadt?
Marvin Willoughby: Als Leistungssportler durch und durch bin ich nie komplett zufrieden. Dennoch freut es mich natürlich sehr, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Das heißt in diesem Fall, dass es uns gelungen ist, die Sportart Basketball bis in den Breitensport und die Schul-AGs hinein fest verankert zu haben, öffentlichkeitswirksam repräsentiert von unserem Profiteam. Hamburg befindet sich nunmehr auf der Landkarte des deutschen Basketballs. Besonders stolz bin ich darauf, dass der Stadtteil Wilhelmsburg durch die Hamburg Towers als Aushängeschild mittlerweile viel positiver von den Hamburger Mitbürgern wahrgenommen wird.
Wirtschaftsforum: Ihr Fokus liegt – im Gegensatz zu anderen Profi-Sportteams – vermehrt auf der Jugendarbeit und der Entwicklung des eigenen Basketball-Nachwuchses, statt auf dem Anwerben erfahrener, internationaler Profis. Warum diese Philosophie und welchen Stellenwert hat Ihrer Meinung nach die Kinder- und Jugendförderung im Sport?
Marvin Willoughby: Jugendarbeit und die Ausbildung deutscher Nachwuchsspieler stehen bei uns ohne Frage hoch im Kurs. Dennoch geben wir uns nicht der Illusion hin, auf ProA- oder BBL-Niveau mit einer Mannschaft, die einzig aus Hamburger Jungs besteht, anzutreten. Das wird wahrscheinlich in Zukunft nicht möglich sein. Unser Wunsch ist es jedoch, Basketball als Breitensportart in Hamburg zu etablieren und die beste Jugendarbeit Deutschlands zu leisten, um in Hamburg ausgebildeten Spielern zu ermöglichen, den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen. Darin investieren wir viel Geld, Zeit und Herzblut, es ist die Grundlage unseres Seins. Spieler wie Ismet Akpinar, Louis Olinde und René Kindzeka sind die Gallionsfiguren, die in den kommenden Jahren anderen Hamburgern als leuchtende Vorbilder dienen können. Darüber sind wir sehr froh.
Wirtschaftsforum: Wie läuft das Sponsoring der Hamburg Towers – auch in Bezug auf die starke sportliche Konkurrenz des Fußballs mit den zwei in Hamburg traditionell verwurzelten Fußball-Profivereinen HSV und dem FC St. Pauli?
Marvin Willoughby: Sportsponsoring ist in Deutschland generell schwierig, wenn sich ein Fußballverein im Umfeld befindet. Von zwei nationalen Topmarken umgeben zu sein, macht die Aufgabe natürlich nicht einfacher. Aber wir beweisen, eine Nische gefunden zu haben, in der wir uns deutlich von den anderen Marken absetzen. Jüngst haben wir mit der VTG erstmals einen Hauptsponsor präsentiert. Die Gespräche mit aktuellen und potenziellen Partnern im Rahmen unserer Bemühungen um den Bundesliga-Aufstieg zeigen, dass es auch in Deutschland möglich ist, starke Partner zu finden, sofern ein starkes Konzept und eine einzigartige Idee verfolgt werden.
„Unser Wunsch ist es die beste Jugendarbeit Deutschlands zu leisten, um in Hamburg ausgebildeten Spielern zu ermöglichen, den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen.“ Marvin WilloughbySportlicher Leiter und Geschäftsführer
Wirtschaftsforum: Mit der edel-optics.de Arena im zentral gelegenen Inselpark von Hamburg besitzen Sie zudem eine Multifunktionshalle, die mit dem Fassungsvermögen von 3.400 Zuschauern erstligareif ist. Welche Vorteile bietet die eigene Spielstätte für die Towers und die Region?
Marvin Willoughby: Den Einfluss unserer Marke auf die unmittelbare Region habe ich bereits betont. Wir tragen dazu bei, dass ein in Vergessenheit geratener Stadtteil von den Hamburgern neu entdeckt und erlebt wird. Die Wilhelmsburger sind wieder stolz, ihre Herkunft zu kommunizieren. Von Anfang 2006 an war es unsere grundlegende Ambition, eine eigene Halle zu besitzen, die uns jederzeit zur Verfügung steht. Das ist sicherlich einer der Schlüssel für unseren sportlichen Erfolg. Darüber hat sich die edel-optics.de Arena inzwischen zu einer multifunktionalen Konzert- und Veranstaltungshalle entwickelt, die mehr als 50 große Events pro Jahr beheimatet. Durch diese Reputation werden unsere Basketballspiele als hochwertiges Produkt wahrgenommen.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre mittel- und langfristigen Ziele mit den Hamburg Towers und wie schätzen Sie die Zukunft des Basketballsports in einer Nord-Metropole wie Hamburg ein?
Marvin Willoughby: Wir möchten die Hamburg Towers zu einem Quartierssportverein ausbauen, der unterhalb der Profis eine Basis für Breiten- und Freizeitsport mit der dazugehörigen Infrastruktur bietet. Das Profiteam soll in die Bundesliga aufsteigen und sich dort mittelfristig in den Top 8 festsetzen. Auch dafür ist eine entsprechende Infrastruktur notwendig.
Interview: Andreas Detert | Fotos: Hamburg Towers GmbH