Eine Branche im Aufwind
Interview mit Christopher Bahl, Marketing Manager der Hailo Wind Systems GmbH & Co. KG

Der Wettlauf um die Abkehr von fossilen Brennstoffen aus umwelt- und geopolitischen Gründen gibt dem Ausbau der Windkraftkapazitäten in Europa Rückenwind. Die Entscheidung der Europäischen Kommission, das EU-Ziel für erneuerbare Energien bis 2030 von 32% auf 40% zu erhöhen, bedeutet, dass die installierte Windkraftkapazität von heute 180 GW auf 451 GW bis 2030 erhöht werden muss. Dies bedeutet eine erhebliche Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie.
Eine Branche im Aufwind
„Ob dieses Ziel innerhalb des Zeitplans erreicht werden kann, ist schwer zu sagen“, sagt Marketing Manager Christopher Bahl. „Aber es ist ein guter Hin-weis darauf, in welche Richtung der Wind weht.“ In der jüngsten Vergangenheit wurde die Windindustrie von starken Turbulenzen heimgesucht, die nicht immer zu ihren Gunsten waren. „Die letzten zehn Jahre waren ein Auf und Ab“, erklärt Christopher Bahl weiter.
„Deutschland war – abgesehen von China – früher ganz vorne, was den jährlichen Zubau von Windkraftanlagen betraf. Dann kam die erste EEG-Novelle und der Zubau hat sich mehr als halbiert. Dadurch sind mehr als 40.000 Arbeitsplätze in der Windindustrie verloren gegangen. Jetzt dreht sich der Wind und das Geschäft nimmt langsam wieder Fahrt auf. So bleibt Deutschland knapp zumindest die Nummer 1 in Europa, was den Zubau betrifft. Trotzdem bewegen wir uns auf einem insgesamt sehr niedrigen Niveau.“
Schleppende Bürokratie
Ein Grund dafür ist das lange Genehmigungsverfahren. „Bei den Genehmigungsbehörden in Deutschland liegen zurzeit 10 GW an neuen Windkraftanlagen fest“, bedauert Christopher Bahl. „Um diesen Aktenstau wieder abzuarbeiten, dauert es noch ein paar Jahre. Ab 2025 erwarten wir einen großen Sprung nach vorne.“
Positive Entwicklung
Trotz der unbeständigen politischen Richtung, die dem Sektor zu schaffen machen, ist Hailo Wind Systems mit seiner bisherigen Leistung und seinem zukünftigen Potenzial durchaus zufrieden. Das Unternehmen ist einer der Technologie- und Marktführer für professionelle Zugangs- und Steigtechniklösungen in der Windkraftbranche. „Der Blick in den Rückspiegel zeigt, dass wir uns sehr positiv entwickelt haben“, sagt Christopher Bahl stolz. „Die Energiebranche ist durchaus robust und hat uns jedes Jahr ein positives Wachstum beschert.“ In-zwischen zählt das Unternehmen 150 Mitarbeiter in Deutschland. Weltweit sind es 270.
Technologieführend
Hailo Wind Systems stellt alles her, damit Menschen, die an der Windturbine Arbeiten ausführen, sicher hoch und auch wieder herunterkommen. Windturbinen sind im Schnitt 90 bis 130 m hoch, können aber eine Höhe von bis zu 260 m erreichen. „Ich bin selbst schon über eine Leiter 85 m hoch in eine Windkraftanlage gestiegen“, erzählt Christopher Bahl. „Das ist für die Serviceleute ganz schön anstrengend, insbesondere wenn man bedenkt, dass Werkzeugkiste und Ersatzteile auch mit hochgetragen werden müssen.“
Deshalb wird zumindest in Europa und den USA ausschließlich mit Serviceliften in Neuanlagen gearbeitet. „In Ländern wie China gelten andere Sicherheitsstandards“, erklärt Christopher Bahl. „Hier liegt der Marktanteil von Serviceliften unter 10%. Da kommen oft motorisierte Plattformen, wie unser C-Lift, zum Einsatz.“
Neue Märkte in Aussicht
Bezüglich des Produkts steht eine wichtige Zäsur an. „Bisher unterlagen Windkraftanlagen einer Vielzahl unterschiedlicher Normen“, erklärt Christopher Bahl. „Auch auf der internationalen Ebene gab es keinen einheitlichen Standard. Daher begrüßen wir, dass eine einheitliche europäische Norm kommen wird. Da unsere europäischen Standards oft von anderen Ländern übernommen werden, gehen wir davon aus, dass wir dann leichter neue Märkte erschließen können. Während wir in Deutschland auf eine große Tradition bei der Nutzung der Windenergie zurückschauen, besitzen zum Beispiel nur 20% der Länder in Afrika eigene Windkraftanlagen. Dabei gilt die Windkraft weltweit als eine Schlüsseltechnologie im Kampf gegen den Klimawandel.“
Nachhaltigkeits- und Wachstumsziele verfolgen
Als ein Unternehmen, das im Be-reich der erneuerbaren Energien tätig ist, legt Hailo Wind Systems großen Wert darauf, dass seine Umweltbilanz einwandfrei ist. „Wir arbeiten an der Zertifizierung nach Umweltnormen und haben eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit der Verbesserung der Nachhaltigkeit im Unternehmen beschäftigt“, erklärt Christopher Bahl. „Wir investieren auch stark in die Suche nach neuen Kolleginnen und Kollegen, um uns für die kommenden Jahre gut aufzustellen.“ Die Politik plant, den Ausbau der Windkraft mehr als zu verdoppeln. „Wir stehen gut da und schauen mit Freude in die Zukunft“, so Christopher Bahl. „Es gibt sehr viel Aufwind im Markt.“