Ventile auf für H2!

Interview mit Bernhard B. Wuermeling, Geschäftsführer der GSR Ventiltechnik GmbH & Co. KG

Als Spezialist für ‘kleine Lösungen’ ist die GSR überall dort gefragt, wo keine Massenware benötigt wird. „Wir pflegen ein ausgesprochen solides Standardsortiment und sind der Spezialist für die Entwicklung kundenspezifischer Ventiltechnik. Darin unterscheiden wir uns von allen anderen großen Ventilherstellern“, stellt Geschäftsführer Bernhard B. Wuermeling klar und erklärt weiter: „Unsere Kunden sind vor allem Erstausrüster, aber auch Endverbraucher, Händler und Anlagenbauer – wir verstehen nahezu jede Perspektive.“

Der Fokus der Vlothoer liegt auf Kleinserien unter 10.000 Stück, doch auch Großserien sind möglich. Seit 2000 ist das Unternehmen eine Tochtergesellschaft der INDUS Holding AG, was aus Sicht des Geschäftsführers große Vorteile hat: „Dank der finanzkräftigen starken Holding im Rücken können wir uns wie ein Großunternehmen entwickeln. Wir haben 45 Schwesterunternehmen mit insgesamt rund 10.000 Mitarbeitern als ‘Sparringspartner’ und können auf bestehende und bewährte Systeme zurückgreifen.“

Mit ihren 150 Mitarbeitern macht die GSR einen Jahresumsatz von mehr als 20 Millionen EUR. „Seit fünf Jahren sind wir konstant am Wachsen. Wir sind so flexibel ausgerichtet, dass wir auch am Weltwachstum partizipieren konnten“, so Bernhard B. Wuermeling.

Nachholbedarf bei Wasserstofftechnologie

Das Angebot von GSR ist speziell: „Wir fertigen Ventile für den Hoch- und Tieftemperatur- sowie den Hochdruckbereich, die schwer anderswo zu bekommen sind.“ Besonders die Nachfrage nach Magnetventilen für Flüssigkeiten und Gase steigt.

„Stark sind wir auch bei Kryogenanwendungen, der Verflüssigung von Gasen bei -196 Grad“, so Bernhard B. Wuermeling. „Mit Blick auf die weiteren Innovationsschritte haben sich zwei Haupt-Zukunftsfelder herauskristallisiert“, berichtet er und ergänzt: „Beide bergen ein hohes Risiko, weil sie weit in die Zukunft reichen und nicht sicher ist, ob sich der Markt wie erwartet entwickelt.“

Ein Schwerpunkt wird auf der Wasserstofftechnologie, das heißt auf der Ventiltechnik für Wasserstofftankstellen, liegen. Der Geschäftsführer macht deutlich, warum: „Aus unserer Sicht ist die Wasserstofftechnologie die beste Antriebstechnik für Elektromotoren. Sie ist bereits sehr stark in den USA und insbesondere in Japan und China vertreten. Deutschland hängt diesbezüglich hinterher, da hier sehr unentschlossen agiert wird. In Japan wird diese Technologie schon für Fahrzeuge, Heizungen und zum Antrieb von Schiffen genutzt.“

„Wenn wir umwelttechnisch nicht weiterkommen, heißt das, dass wir noch nicht bereit sind, aus der Komfortzone herauszutreten und Dinge zu ändern." Bernhard B. WuermelingGeschäftsführer
Bernhard B. Wuermeling, Geschäftsführer der GSR Ventiltechnik GmbH & Co. KG

2020 wird die GSR ihre erste Wasserstofftankstelle mit Ventilen ausrüsten – höchstwahrscheinlich in den USA. Das zweite Schwerpunktthema betrifft die Entwicklung einer Ventiltechnik, die in der Lage ist, den Zustand einer Anlage zu erkennen und die Information an die Schaltzentrale des Kunden weiterzuleiten. Zudem wird der Ausbau des Exports angestrebt. Wichtigste Exportmärkte sind die USA und China. Die Exportquote von derzeit 40% soll in den nächsten zehn Jahren nahezu verdoppelt werden.

Raus aus der Komfortzone

Innovation beweist die GSR nicht nur in der Produktion: 2019 wurde das Unternehmen als Top100 Innovator Deutschland unter anderem für Produktinnovationen, Mitarbeiterfokus und Prozessoptimierung über LEAN, neben einem quasi papierlosen Büro und einer nachhaltigen Ausrichtung, ausgezeichnet. Ein Thema, das Bernhard B. Wuermeling bewegt: „Wie schaffen wir Wachstum ohne zusätzliche Mitarbeiter?“

Hintergrund sei die Tatsache, dass es 2060 in Deutschland ein Drittel weniger Menschen geben werde, die arbeiten. „Das ist eine Riesenherausforderung“, so der Geschäftsführer, der 2014 ins Unternehmen kam, nachdem er im Chemieanlagenbau, der Wasseraufbereitung sowie der Luft- und Raumfahrtindustrie tätig gewesen war. Sein Wunsch für die Zukunft: „Wir möchten auf dem asiatischen Markt noch stärker wahrgenommen werden. Deshalb werden wir langfristig auch eine Produktion vor Ort haben.“ Außerdem wünscht er sich, dass Wasserstofftechnologie das „Wundermittel der Zukunft“ wird. Er ergänzt: „Wir müssen aus unserer Komfortzone raus und etwas tun! Dazu bedarf es der Investitionsbereitschaft in Wirtschaft und Politik.“

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