Digitale Geldanlage möglichst vielen Anlegern zugänglich machen

Interview mit Gerald Klein, Geschäftsführer und Gründer von growney

Wirtschaftsforum: Herr Klein, Start-ups sind für viele Gründer ein Sprung ins berufliche beziehungsweise unternehmerische „kalte Wasser“. Sie bringen dagegen 25 Jahre Bankenerfahrung bei growney ein. Sehen Sie sich überhaupt als typischer Start-up-Gründer?

Gerald Klein: Auch in der Bank hatte ich immer viel Gestaltungsspielraum und habe hier oft Start-up-ähnliche Phasen durchlebt. In der Landesbank Berlin war ich für den Bereich Finanzproduktentwicklung verantwortlich. Meine Idee für eine automatisierte Anlageplattform ließ sich hier aber nicht konsequent umsetzen. Von meinen Erfahrungen mit analogen Beratungsprozessen profitiere ich bei der Zusammenarbeit mit Banken und in der Gestaltung der hybriden Wertpapierberatung sehr.

Eine digital unterstützte Beratung hat für alle Beteiligten nur Vorteile und sollte das Ziel jeder zukunftsorientierten Bank sein.

Wirtschaftsforum: growney ist nicht der einzige Robo-Advisor auf dem Markt. Was sind die drei Hauptpunkte, in denen Sie sich von der Konkurrenz abheben?

Gerald Klein: Mit unserer Plattform haben wir bereits viele 1. Preise in Vergleichen mit anderen Robos gewonnen. Und das Wichtigste: Wir haben zufriedene Kunden. 98% unserer Kunden empfehlen uns weiter. Die drei Hauptpunkte, die uns von anderen Anbietern unterscheiden, sind sicherlich unsere Unabhängigkeit, unsere offene und verbindliche Kommunikation und unsere konsequente Anlagephilosophie.

Durch unsere Unabhängigkeit auf der Investoren- und Produktseite wählen wir die „besten“ ETFs. Das ist langfristig ein großer Vorteil für unsere Kunden, weil diese Freiheit eine wichtige Renditequelle ist.

Mit unserer Anlagephilosophie folgen wir der weltweiten Wertschöpfung und investieren entsprechend in 46 Aktienmärkte. Bei den Anleihen konzentrieren wir uns auf erstklassige Unternehmens- und Staatsanleihen aus dem Euroraum. Wir investieren ausschließlich in ETFs.

Gerald Klein
„Unsere Annahme ist: Kapitalmärkte sind nicht prognostizierbar und langfristig erzielen wir die höchste Rendite mit einer transaktionsarmen, diversifizierten und kostengünstigen Anlagestrategie.“ Gerald Klein

Unsere Annahme ist: Kapitalmärkte sind nicht prognostizierbar und langfristig erzielen wir die höchste Rendite mit einer transaktionsarmen, diversifizierten und kostengünstigen Anlagestrategie. In einem Echtgeldtest einer großen deutschen Vergleichsseite haben wir mit unserer Strategie den 1. Platz belegt.

Wirtschaftsforum: 10.000 EUR, 5.000 EUR; das sind die Summen der Mindestanlage bei anderen Anbietern. Bei Ihnen gibt es diese „Einstiegshürde“ nicht. Verstehen Sie sich als Robo-Advisor für jeden Geldbeutel beziehungsweise Sparbetrag in der Rolle des Robin Hood unter den kommerzialisierten Angeboten?

Gerald Klein: Bei growney legen Unternehmen, Vereine und Privatpersonen ihr Geld an. Theoretisch können Sie bei uns schon mit einem Euro starten. Einmalanlagebeträge unter 10.000 EUR zahlen insbesondere Berufsanfänger ein. Wir wollen die digitale Geldanlage vielen Anlegern zugänglich machen. Außerdem sind wir überzeugt, dass Personen, die ihre Geldanlage mit einem Robo-Advisor planen, später einmal wesentlich höhere Beträge sparen.

Wirtschaftsforum: Robo-Advisor sind in Ländern wie den USA schon weitaus länger präsent und durchaus erfolgreich. Die Deutschen hinken dem Anschein nach wieder einmal einem großen Technologietrend hinterher. Warum fällt es uns so schwer, sich vom Sparschwein zu trennen?

Gerald Klein: In den USA legen circa 2,5% der Anleger über eine Robo-Plattform ihr Geld an. In Europa sind es noch unter 0,5%. Das starke Wachstum in den USA ist entstanden, weil etablierte Fonds- und Brokergesellschaften auf den Zug der Automatisierung in der Wertpapierberatung aufgesprungen sind. In Deutschland sehen wir diesen Trend bisher noch nicht so ausgeprägt. Nur wenige Marktteilnehmer haben bereits Lösungen umgesetzt. Als White Lable-Plattformanbieter sprechen wir mit vielen Banken und Versicherungen. Ich vermute, dass wir auch in Deutschland in den nächsten drei Jahren ein rasantes Wachstum sehen werden.

Wertpapierberatung ist relativ teuer. Deshalb werden viele Leute nicht beraten. Die meisten sind sich also nicht darüber bewusst, dass es weit bessere Möglichkeiten als das "Sparschwein" gibt. Im Ergebnis liegen fast 80% des deutschen Geldvermögens in renditearmen Geldanlagen, die über die Inflationsrate jedes Jahr an Kaufkraft verlieren. Automatisierte Beratung ist günstig und die Digitalisierung kann über die Zeit helfen, die Wissenslücken der Anleger zu schließen. Das ist möglicherweise ein Schlüssel zur effizienteren Kapitalanlage – auch in Europa.

„Wertpapierberatung ist relativ teuer. Deshalb werden viele Leute nicht beraten. Die meisten sind sich also nicht darüber bewusst, dass es weit bessere Möglichkeiten als das "Sparschwein" gibt.“ Gerald Klein
Gerald Klein

Wirtschaftsforum: Eine letzte persönliche Frage: Was würden Sie als das beste finanzielle Investment Ihres Lebens bezeichnen und warum?

Gerald Klein: Das beste Investment war sicher meine Ausbildung, die ich ja zum größten Teil noch nicht einmal selbst bezahlt habe. Mein Beruf bringt es einfach mit sich, dass ich sehr viele Anlageideen durchdacht und umgesetzt habe. Das Wichtigste für mich ist es, vor einem Engagement ein gutes Verständnis für das Risiko und die Chancen einer Anlage zu bekommen. Nur wenn ich weiß, welches Risiko eine Anlage hat, kann ich beurteilen, ob die Anlage zu mir passt. Ich investiere nur in Dinge, die ich verstehe und nachvollziehen kann. Im Kapitalmarkt lege ich mein Geld ausschließlich in breit gestreuten Aktien-ETFs an. Aktien sind für mich die sicherste Anlage, weil ich hiermit in die weltweite Intelligenz investiere.

Interview: Markus Büssecker, Fotos: growney

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