Modische Bekleidung für Pflegeberufe
Interview mit Johann Schmidhofer, Inhaber und Unternehmensleitung der Goldhauben-Webe e.U.
Wirtschaftsforum: Herr Schmidhofer, viele Arbeitsplätze in der Textilbranche sind längst in Billiglohnländer abgewandert. Wie haben Sie sich gegen diese Konkurrenz durchsetzen können?
Johann Schmidhofer: Wir sind immer unseren eigenen Weg gegangen and haben genau das getan, wovon uns andere abgeraten haben. In der Vergangenheit wurde in der Branche allgemein angenommen, dass man sich auf ein Produktsegment spezialisieren sollte. Stattdessen haben wir unsere Produktpalette immer weiter diversifiziert. Das tun wir heute noch immer. Unser Leitsatz ist es, dem Kunden stets zuzuhören und ihm das zu liefern, was er haben möchte.
Wirtschaftsforum: Die Marke Goldhauben-Webe freut sich über eine 100-jährige Geschichte. Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit entwickelt?
Johann Schmidhofer: Wir sind ein Familienunternehmen, das über die Jahre hinweg organisch gewachsen ist. Anfangs haben wir ganz klassisch Meterware verkauft. Mit der Zeit haben wir erkannt, dass unsere Krankenhauskunden mehr wollten. Als ich 1962 die Firma nach dem frühen Tod meines Vaters übernommen habe, haben wir mit der Konfektionierung angefangen. Wir haben uns auf den textilen Bedarf der Krankenhäuser spezialisiert und konnten auch die ersten Mietwäsche-Anbieter als Kunden gewinnen. Seitdem haben wir unsere Produktpalette systematisch ausgebaut.
Wirtschaftsforum: Welche Märkte bedienen Sie heute?
Johann Schmidhofer: Unser Kernmarkt ist das Gesundheitswesen wie Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Wir haben uns auch erfolgreich in der Hotelbranche sowie in Dienstleistungs-, Gewerbe- und Industriebetrieben etabliert. Über Textil-Mietservice-Unternehmen bedienen wir indirekt weitere Kunden aus unterschiedlichen Branchen.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich Ihre Produktpalette durch die Aufnahme dieser neuen Absatzkanäle verändert?
Johann Schmidhofer: Ursprünglich haben wir nur Patientenhemden oder Bettwäsche mit geringem Aufwand gefertigt. Mit der Zeit wollten die Krankenhäuser aber aufwendigere Produkte haben. Daraufhin haben wir angefangen, Stations- und Operationsbekleidung zu entwerfen und zu produzieren. Dabei arbeiteten wir sehr kundenorientiert. Heute umfasst das Programm sterile OP-Wäsche und Abdeckungen, hochwertige Reinraumbekleidung und modische Dienstbekleidung sowie luxuriöse Bettwäsche, Tischwäsche und Frotteeware.
Wirtschaftsforum: Welche Produktneuheiten gibt es?
Johann Schmidhofer: Wir arbeiten nicht mit Kollektionen im klassischen Sinne, sondern nach Kundenwunsch. Das Besondere an unserer Produktpalette ist, dass wir die Produkte über einen langen Zeitraum liefern können. Nachbestellungen sind jederzeit möglich.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die digitale Transformation im Unternehmen?
Johann Schmidhofer: Sie spielt eine sehr wichtige Rolle. Zur Fertigung unserer hochwertigen Produkte gehört die CAD-gesteuerte Schnitterstellung, der vollautomatische Zuschnitt sowie der Einsatz einer Vielzahl von Spezialmaschinen und Automaten. Wir nutzen auch eine moderne EDV für die Erfassung von inzwischen 130.000 Produktvarianten.
Wirtschaftsforum: Nutzen Sie auch digitale Marketingkanäle?
Johann Schmidhofer: Wir sind inzwischen in unserem Bereich sehr bekannt und benötigen nur wenige Marketingmaßnahmen. Stattdessen sprechen wir unseren Kunden direkt an. Erstaunlich dabei ist, wie viele davon überrascht sind, dass wir noch alles in Österreich fertigen. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das für uns spricht.
Wirtschaftsforum: Sind Sie auch in Exportmärkten aktiv?
Johann Schmidhofer: Wir sind hauptsächlich im deutschsprachigen Raum tätig. Zwischen 30 und 40% unseres jährlichen Umsatzes von 16 Millionen EUR entfallen auf den Export nach Deutschland, in die Schweiz und nach Norditalien.
Wirtschaftsforum: Was sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Johann Schmidhofer: Wichtig ist dass wir immer versuchen, die Wünsche der Kunden eins zu eins umzusetzen. Unser Bestreben ist es, die Kunden bestmöglich zu bedienen und die Qualität unserer Produkte gleichbleibend hoch zu halten.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Johann Schmidhofer: Wir werden weiterhin versuchen, neue Absatzkanäle zu entwickeln. Ein Novum in diesem Jahr ist eine Kleidungskollektion für die Feuerwehr und andere Rettungsdienste.