„Klischee des Gaming-Nerds ist von vorgestern“

Interview mit Harald Grünbaum, Geschäftsführer und Robert Pimpl, Director Marketing und E-Commerce DACH, der GameStop Deutschland GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Grünbaum, welche Meilensteine waren in der Geschichte von GameStop besonders wichtig?

Harald Grünbaum: GameStop Deutschland ist aus der US-amerikanischen Firma Babbage‘s hervorgegangen, die in den 1980er-Jahren gegründet wurde. Die Nachfolgefirma von Babbage‘s wurde 1999 von Barnes & Noble übernommen, die im Video Gaming eine große Chance sahen. Sie haben dieses Business weiter ausgebaut und im Jahr 2000 die Firma FuncoLand akquiriert, die bereits im Gebrauchtwarengeschäft aktiv war. Diese Akquisition war strategisch sehr wichtig, da uns dieses Geschäft bis heute getragen hat. Funco wurde später zu GameStop. Ein Merge mit EB Games, bis dato nur in Amerika tätig, eröffnete 2005 den Zugang zum internationalen Geschäft. EB Games hatte auch eine kleine Firma für Videospiele in der Nähe von Kempten übernommen. Damit hat unser Geschäft in Deutschland begonnen. Ein Meilenstein für die ganze Gaming-Industrie war 2006 die Einführung von Nintendo Wii. Sie hat das Videogaming aus der Nerd-Ecke herausgebracht und gesellschaftsfähig gemacht. Eltern haben plötzlich zusammen mit ihren Kindern gespielt.

Wirtschaftsforum: Wie ist GameStop heute aufgestellt?

Harald Grünbaum: Im Memmingen befindet sich die Zentrale für den deutschsprachigen Raum, wo wir insgesamt 215 Ladengeschäfte betreiben, 185 davon in Deutschland. International haben wir Filialen in Italien, Frankreich, Irland, den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. GameStop Deutschland beschäftigt 1.400 Mitarbeiter. Unser Jahresumsatz lag vor der Pandemie bei rund 200 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Inwiefern spüren Sie die Folgen der zunehmenden Digitalisierung?

Harald Grünbaum: Downloads haben inzwischen auch bei Videospielen eine wichtige Rolle eingenommen. Allerdings sind die Datenmengen vieler Spiele so groß, dass ein massenfähiger Download – oftmals – noch nicht möglich ist. Jedoch sind wir als Unternehmen auch an digitalen Umsätzen beteiligt. Die meisten Gamer möchten immer noch etwas in der Hand haben, was zur Spielekultur gehört, eine Hülle etwa oder Fanartikel. Außerdem haben mehrere Umfragen ergeben, dass 80% von ihnen ein physisches Laufwerk bevorzugen.

Wirtschaftsforum: Wie sprechen Sie Ihre Zielgruppen an?

Robert Pimpl: Das ist eine Herausforderung. Unsere Zielgruppe ist heute sehr divers in Bezug auf Alter, Geschlecht und ihr Verhalten. Die Grundlage für unser Marketing und unser Kundenbindungsprogramm ist die Datenerhebung. Hier haben wir eine sehr gute Basis, die uns ein recht klares Bild über unsere Kundschaft verschafft. Wir arbeiten mit klassischen Ansprachen etwa über Newsletter, aber auch mit Performance Marketing-Aktionen. Data Management-Plattformen spielen eine immer größere Rolle, um Kampagnen zielgerichtet im richtigen Moment mit dem richtigen Produkt an die passende Zielgruppe und auf das richtige Gerät zu spielen. Letzteres ist extrem wichtig geworden, denn der Ort, wo die Werbebotschaft empfangen wird, spielt für die Wirkung eine große Rolle. Das Thema ist komplex und wird zukünftig über den Erfolg entscheiden. Wir nutzen aber auch die klassischen Kanäle wie TV, Funk, Außenwerbeplakate und Print sowie eine Vielzahl weiterer, digitaler Kanäle.

Wirtschaftsforum: Was zeichnet GameStop besonders aus?

Harald Grünbaum: Ein wesentlicher Punkt ist, dass unsere Mitarbeiter, die selbst leidenschaftliche Videogamer sind, diese Kultur leben und gern nach außen tragen und für die Kunden erlebbar machen. Unsere Filialen sind deshalb auch Treffpunkte, um sich auszutauschen. Für all diejenigen, die sich gerne über Tipps und Tricks beim Bezwingen des Endgegners unterhalten wollen, die neuesten Fanartikel ihres Lieblingsfranchise oder ihrer Streamingserie suchen oder die heißesten Trendfiguren aus der Anime- oder Comicszene kaufen möchten. Wir sprechen die Kunden nicht nur als Verkäufer an, sondern sehen uns vielmehr als Teil der Community und fördern bewusst den Austausch.

Wirtschaftsforum: Welche Impulse konnten Sie dem Unternehmen geben, und woraus ziehen Sie Ihre persönliche Motivation?

Harald Grünbaum: Seit meinem Eintritt ins Unternehmen 2007 haben wir den Vertrieb von Fanartikeln stark forciert, den E-Commerce ausgebaut und On- und Offlinehandel stärker miteinander vernetzt. Meine Motivation ist vor allem, mit der Leidenschaft und dem Spaß unserer Kolleg:innen tagtäglich gemeinsam dazu beitragen zu können, dass GameStopZing erfolgreich bleibt und sich weiterentwickelt.

Robert Pimpl: Ich bin im September 2020 zu GameStop gekommen, um den E-Commerce zu verbessern und den Omnichannel-Gedanken umzusetzen. Hier habe ich die Leidenschaft und den Entwicklergeist wiedergefunden, die ich bei vorherigen Tätigkeiten vermisst habe. Ziele werden mit einem guten Schuss Pragmatismus angegangen, mit dem Mut, etwas zu machen und dann zu sehen, ob es funktioniert. Dies kombiniert mit meiner Profession, junge Menschen weiterzuentwickeln, macht sehr viel Spaß.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Handel & Konsumgüter

Analoge Seele – digitale Innovation

Interview mit Marcus Meya, Geschäftsführer der C. Bechstein Sales & Service GmbH

Analoge Seele – digitale Innovation

Die Klaviere und Flügel aus dem Hause C. Bechstein gelten weltweit als Spitzenprodukte, die durch hervorragende Handwerkskunst, klangliche Qualität und künstlerische Ausdruckskraft überzeugen. Sowohl Profis, Konzertsäle, Musikschulen aber auch Heimmusiker…

„Nur wer selbst brennt, kann andere anstecken!“

Interview mit Stephan Burghard und Florian Burghard, Geschäftsführer der Sompex Im- und Export Handelsgesellschaft mbH

„Nur wer selbst brennt, kann andere anstecken!“

Gerade in der dunklen Jahreszeit haben attraktive Tisch- und Stehleuchten Hochkonjunktur – und damit auch das inzwischen 75 Jahre alte Familienunternehmen Sompex, das sowohl unter seinem eigenen Markennamen als auch…

Prophete bleibt mit E-Bikes immer in Bewegung

Interview mit Thomas Mouhlen, Mitglied der Geschäftsführung der Prophete In Moving GmbH

Prophete bleibt mit E-Bikes immer in Bewegung

In der Coronapandemie hat der E-Bike-Markt in Deutschland einen Boom erlebt, bevor sich aufgrund der sinkenden Konsumlaune der Verbraucher das Blatt wendete. Trotzdem geht Thomas Mouhlen, Mitglied der Geschäftsführung des…

Spannendes aus der Region Memmingen

Wie man stadtbildprägend wird

Interview mit Carmelo Panuccio, Projektentwickler der Immo-Holding GmbH

Wie man stadtbildprägend wird

Die Immo-Holding GmbH fungiert als Dachgesellschaft für mehrere Firmen aus dem Immobiliensektor. Die Unternehmensgruppe baut, entwickelt und saniert Projekte im gesamten südbayerischen Raum; ein Schwerpunkt liegt dabei auf neuen Mietwohnungen.…

„Wir vereinen alle Leistungen und Kompetenzen unter einem Dach!“

Interview mit Lukas Seitz, Assistenz der Geschäftsführung der Albrecht Elektrotechnik GmbH

„Wir vereinen alle Leistungen und Kompetenzen unter einem Dach!“

Mittlerweile gibt es nur wenige Branchen, in denen die Automatisierung von Abläufen kein Thema ist. Zuverlässigkeit und Präzision sind hier ebenso gefragt wie Langlebigkeit und individuelle Lösungen für die Kunden.…

„Wir sind die Hardcore-Ökos im Baugewerbe“

Interview mit Dagmar Fritz-Kramer, Geschäftsführerin der Bau-Fritz GmbH & Co. KG

„Wir sind die Hardcore-Ökos im Baugewerbe“

Pionierarbeit macht sich bezahlt: Die Bau-Fritz GmbH aus dem Allgäu engagiert sich schon seit Jahrzehnten im nachhaltigen Wohnhausbau und setzt dabei konsequent auf den Werkstoff Holz – den ressourcenschonendsten überhaupt.…

Das könnte Sie auch interessieren

Heizungssysteme, die echte Lösungen sind

Interview mit Philipp Stieda, Christopher Metz und Christian Thoenemann, Geschäftsführer der Heizungsdiscount 24 GmbH

Heizungssysteme, die echte Lösungen sind

Ein Aufreger-Thema des Jahres 2023 war das Gebäudeenergiegesetz. Welche Gebäude müssen in welchem Umfang modernisiert werden und wie hoch sind die Kosten? Unsicherheit und vor allem Intransparenz haben die öffentliche…

Mit Stil und dem gewissen Etwas

Interview mit Karsten Oberheide, Geschäftsführer der Bonita GmbH

Mit Stil und dem gewissen Etwas

Auch wenn das Thema Diversity in aller Munde ist, dominieren nach wie vor sehr junge, sehr schlanke Frauen die Fotostrecken bekannter Modemagazine. Attraktive Mode für Best Ager, Frauen um die…

„Die Leidenschaft für das Motorrad ist ungebrochen!“

Interview mit Peter Boschmann, Geschäftsführer der Motea GmbH

„Die Leidenschaft für das Motorrad ist ungebrochen!“

Die hohen Inflationsraten sowie die Multikrisen der letzten Jahre drücken die allgemeine Konsumlaune. Der Motorradmarkt hat sich im Angesicht dieser problematischen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hingegen als äußerst widerstandsfähig erwiesen. Mit Wirtschaftsforum…

TOP