„Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft“
Interview mit Timo Fechtig, Geschäftsführer der Fechtig Gruppe

Wirtschaftsforum: Herr Fechtig, die letzten drei Jahre waren im Heizungsgeschäft zwischen Energiekrise und unübersichtlichen politischen Richtungsentscheidungen ziemlich turbulent – wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Timo Fechtig: Insgesamt relativ entspannt – hauptsächlich jedoch, weil sich unsere Unternehmen vorwiegend im Industriekontext, bei öffentlichen Baumaßnahmen und bei größeren Wohnungsbauprojekten engagieren, die von dem komplexen Förderungsgeflecht weitgehend unberührt blieben. Im kleineren Sanierungsgeschäft herrscht seit Mitte 2024 praktisch Stillstand, weil viele Eigenheimbesitzer erst einmal die weiteren Entwicklungen abwarten möchten – und bis die neue Bundesregierung eine klare Marschroute vorgegeben hat, dürfte das auch so bleiben.
Wirtschaftsforum: Als jemand, der tagtäglich an der handwerklichen Basis mit der Energiewende zu tun hat – welche Wünsche würden Sie an die neue Bundesregierung richten wollen?
Timo Fechtig: Das größte Pro-blem ist die anhaltende Unsicherheit: Niemand kann verlässlich sagen, was wann und wie gemacht werden soll – und das betrifft nicht nur den Heizungs- und Sanitärsektor, sondern beispielsweise auch die gesamte Automobilin-dustrie, an der in Deutschland Millionen von Arbeitsplätzen hängen. Deshalb wünsche ich mir zumindest für unsere Branche nicht nur ein klar strukturiertes Programm mit übersichtlichen Eckpfeilern, sondern auch eine verlässliche Kontinuität, damit für alle Marktteilnehmer Planungssicherheit herrscht.
Wirtschaftsforum: Wie bewerten Sie die aktuelle Marktlage im Heizungs- und Sanitärgeschäft und in Ihren Unternehmen?
Timo Fechtig: Wir selbst haben in den letzten Jahren sogar vor dem Hintergrund der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung keinen nennenswerten Rückgang an Projekten erlebt, und auch für 2025 sind unsere Auftragsbücher schon Ende Januar zu 80% voll. Gerade viele kleinere Kollegen und Wettbewerber hat die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit jedoch schwer getroffen, das will ich nicht außer Acht lassen.
Wirtschaftsforum: Wie wandelt sich dabei Ihr Blick?
Timo Fechtig: Ich habe meinen Beruf vor 20 Jahren ergriffen, mich dann zum Meister und Betriebswirt weitergebildet. Seit 2014 bin ich nun in leitenden Positionen in unseren Unternehmen tätig und in all dieser Zeit ging es wirtschaftlich für unsere gesamte Branche eigentlich nur bergauf. Die jetzige Korrektur, die wir gerade erleben, erfolgte von einem sehr komfortablen Hochpunkt aus, nachdem es jahrelang immer nur höher, schneller und weiter ging. Sicherlich wird auch unser Unternehmen in nächster Zeit gewisse Einschnitte erleben, aber wir stehen in engem Kontakt zu Planern und Bauherren und werden auch in den kommenden Jahren genug Arbeit für unsere Mitarbeiter haben – gut möglich, dass dringend benötigte Wohnungsbauprogramme der neuen Bundesregierung auch bald wieder zu einer positiveren Entwicklung für die ganze Branche beitragen.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt zudem der Fachkräftemangel für Ihr Unternehmen?
Timo Fechtig: Derzeit ehrlicherweise keine nennenswerte. Erst heute habe ich mich mit meinem Team bei einer Projektleitungssitzung zu unserer Personalsituation ausgetauscht, und wir sind mit der Anzahl und den Fähigkeiten unserer Mitarbeiter sehr zufrieden – nicht zuletzt, weil wir selbst stark auf Aus- und Weiterbildung setzen. 10 unserer 40 Monteure absolvieren gerade ihre Ausbildung bei uns und wir hoffen, dass wir in den nächsten Jahren weitere engagierte Auszubildende für uns gewinnen können. Dazu haben wir auch einen eigenen Ausbildungsplan aufgestellt und betreiben eine eigene Lehrwerkstatt. Die umfassenden Kompetenzen unseres Personals sind dabei die zentrale Grundlage für unseren anhaltenden Erfolg: In den letzten Jahren hätten wir sicherlich ein paar Aufträge mehr annehmen können, als wir tatsächlich umgesetzt haben, doch darunter hätte wahrscheinlich die Qualität unserer Arbeit gelitten, was wir nicht wollten: Dieses eiserne Qualitätsversprechen und unsere verlässliche Termintreue werden auch von unseren Auftraggebern honoriert, auch wenn wir nicht immer das günstigste Angebot abgeben – doch wenn wir uns einmal auf einen Preis festlegen, bleibt dieser auch fix!
Wirtschaftsforum: Worin liegt derweil Ihr persönlicher Antrieb, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben?
Timo Fechtig: Natürlich möchte ich das weiterführen, was mein Vater und mein Großvater aufgebaut haben – aber das ist, offen gestanden, meine kleinste Motivation. In meiner Position ist es mir möglich, 90 Menschen einen sicheren Arbeitsplatz zu geben, auf den sie und ihre Familien bauen können, mit einer Tätigkeit, die ihnen auch noch Spaß macht. Ich muss dabei oft an die Worte meines Großvaters denken, der mir schon als kleiner Junge immer wieder deutlich machte: ‘Ohne die Jungs und Mädels im Büro und auf der Baustelle hätten auch wir keine Arbeit!’ Diese Haltung hat mich sehr geprägt – und ich freue mich, sie auch heute weiterhin mit Leben füllen zu dürfen.