Eine gute Start-up-Idee sollte man in maximal zwei Sätzen erklären können

Interview mit Daniel Krauss, Mitbegründer und CIO von FLIXBUS

Wirtschaftsforum: Herr Krauss, sind Sie schlichtweg passionierter Busfahrer oder warum haben Sie ausgerechnet ein Busunternehmen gegründet?

Daniel Krauss: Wir [Jochen Engert, André Schwämmlein sowie Daniel Krauss; Anm. d. Red.] hatten schon 2009 im Koalitionsvertrag der Bundesregierung von den Liberalisierungsplänen zum Fernbusverkehr gelesen. Wir drei wollten unbedingt etwas Eigenes aufziehen und haben uns damals zum ersten Mal mit dem Thema Bus als Basis für unsere Start-up-Idee auseinandergesetzt. In den Folgejahren haben wir uns regelmäßig getroffen und verschiedene Geschäftsmodelle durchgespielt. Wir haben unsere Jobs gekündigt, um uns voll und ganz auf die Gründung von FlixBus zu konzentrieren.

Wirtschaftsforum: Eines steht fest: Start-ups brauchen Ideen. Was muss eine Idee haben, um damit unternehmerisch erfolgreich zu sein?

Daniel Krauss: Eine unternehmerische Idee ist aus meiner Sicht dann erfolgreich, wenn sie nachhaltig gedacht ist und einen wirklichen Mehrwert für die Gesellschaft erzeugt. Eine gute Startup-Idee sollte man zudem in maximal zwei Sätzen erklären können. Unsere Vision ist es, per Fernbus möglichst vielen Menschen günstiges und bequemes Reisen zu ermöglichen. Zeitgleich ist so eine nachhaltige Mobilitätsalternative zum eigenen Auto entstanden. Um als Start-up wirklich neue Impulse setzen zu können, müssen künftige Unternehmer nahe an ihrer Zielgruppe sein und langfristige Trends im Blick haben.

Wirtschaftsforum: Inwiefern würden Sie FlixBus als klassisches Start-up definieren beziehungsweise wo sehen Sie Unterschiede zu anderen Gründungen?

Daniel Krauss: Start-up definiert sich aus meiner Sicht nicht über Alter oder Zeitpunkt des Markteintritts, sondern vielmehr durch die Art und Weise, wie man Ideen lebt und umsetzt. Was uns sicher von anderen unterscheidet, ist dass wir uns zur richtigen Zeit auf die richtigen Themen konzentrieren. Unser großes Ziel für die Zukunft ist es, das heutige Level an Flexibilität, Schnelligkeit und Start-up-Spirit zu bewahren. Der wichtigste Faktor der FlixBus ausmacht ist dabei die Motivation unseres Teams und dass wir immer auch Erfolge feiern können, ohne uns darauf auszuruhen.

Wirtschaftsforum: FlixBus hat aktuell am 13. Februar seinen 5. Geburtstag gefeiert. Worin liegt für Sie der bisher größte Erfolg und in welchen Bereichen des Geschäftsmodells gibt es weiterhin Handlungsbedarf?

Daniel Krauss: In den letzten fünf Jahren haben wir es geschafft, uns von einem deutschen Fernbusunternehmen zu einer internationalen Mobilitätsplattform zu entwickeln. Wir sind mittlerweile in 26 Ländern unterwegs, allein in 2017 haben über 40 Millionen Reisende den FlixBus genutzt. Trotz der Investition in den Netzausbau in Europa haben wir letztes Jahr einen weiteren Meilenstein erreicht und sind erstmals profitabel. Wir möchten auch in Zukunft für unsere Kunden ein noch besseres Angebot schaffen und weiterhin in noch besseren Service sowie technologische Innovationen investieren.

Wirtschaftsforum: Dabei sind die Mitarbeiter für Unternehmen Garanten für dauerhaften Erfolg. Was zeichnet die Unternehmenskultur bei FlixBus aus?

Daniel Krauss: Wir setzen bei der Auswahl unserer Mitarbeiter auf Begeisterungsfähigkeit und den Mut, auch neue Dinge umzusetzen. Wir wollen Kollegen, die etwas bewegen wollen und auch mal querdenken können. Wir freuen uns Teil eines top motivierten Teams zu sein, dass auch nach fünf Jahren Tag für Tag den unternehmerischen Gedanken gemeinsam mit uns lebt.

Wirtschaftsforum: Wohin wird die Reise mit FlixBus in den nächsten 5 bis 10 Jahren gehen?

Daniel Krauss: Wir wollen das Thema Mobilität auch zukünftig neu denken und dabei noch mehr Menschen vom Umstieg aus dem Individualverkehr überzeugen. Wir möchten eine smarte Vernetzung von verschiedenen Verkehrsträgern erreichen, sodass mehr Menschen den öffentlichen Personenverkehr für ihre Reisen nutzen und somit langfristig die Umwelt entlasten. Durch unseren Schritt in die USA und die Integration von ersten Zugverbindungen in Deutschland entwickeln wir uns zudem mehr und mehr zu einem globalen Mobilitätsanbieter.

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