Auf dem Weg in die Zukunft des ÖPNV

Interview mit Sarah Höring, Geschäftsführerin der IOV Omnibusverkehr GmbH Ilmenau

Sarah Höring, Geschäftsführerin der IOV Omnibusverkehr GmbH Ilmenau, gerät ins Schwärmen: „Unser Erfolg resultiert vor allem aus unserem tollen Team. Auch in schwierigen Momenten stehen wir beisammen. Nur wenn die Motivation stimmt, können wir die Leistung erbringen, die unsere Kunden anspricht.“ Vor allem bei der Nähe zu den Kunden hat die Verkehrsgesellschaft in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht und unterhält an den beiden wichtigen Standorten Ilmenau und Arnstadt Servicecenter, die durchgehend von 7.30 bis 18 Uhr für die Fahrgäste erreichbar sind.

Hochwertiges Angebot

Es ist ein komplexes Angebot, das die IOV für ihre Kunden vorhält. Rund um die beiden größeren Städte Ilmenau und Arnstadt liegen viele kleinere Kommunen, die auch ans Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs angebunden werden. In den Stadtgebieten von Ilmenau und Arnstadt betreibt die IOV jeweils drei Stadtbuslinien. „Außerdem unterhalten wir eine Buslinie mit zwei hoch automatisierten Kleinbussen“, ergänzt die Geschäftsführerin. „Damit bewegen wir uns in Richtung autonomes Fahren. Wir sind jedoch noch nicht völlig autonom. Diese Kleinbusse können jeweils sechs Fahrgäste befördern sowie einen Operator. Diese Busse fahren bereits automatisch ohne Fahrer, der Operator kann jedoch in schwierigen Situationen eingreifen. Bislang gibt es nur wenige Verkehrsbetriebe, die das hoch automatisierte Fahren unter echten Bedingungen ausprobieren.“ Darüber hinaus betreibt die IOV für das Umland insgesamt 27 Regionallinien, zum Teil mit Subunternehmen.

 

1929 gegründet

Der fast 100 Jahre alte Nahverkehr hat eine wechselvolle Geschichte. 1929 als private Omnibusgesellschaft betrieben, wurde der Betrieb 1960 in die VEB Kraftverkehr eingegliedert und kümmerte sich mit 500 Beschäftigten um die Aufgaben Personentransport, Taxi und Spedition. Nach der Wende wurde das Unternehmen aufgelöst und Matthias Höring – Vater der jetzigen Geschäftsführerin – gründete die IOV. 1994 wurde ein neuer Betriebshof in Ilmenau mit Tankstelle, Waschanlage und Werkstatt eröffnet, 2012 ein Busdepot in Großbreitenbach in Betrieb genommen. Seit 2018 ist die IOV zu 100% ein kommunales Unternehmen, dessen Hauptgesellschafter der Ilm-Kreis ist. Von den 154 Beschäftigten arbeiten aktuell 107 im Fahrdienst und 16 in der Werkstatt. Die übrigen Mitarbeiter sind in Verwaltung und Service tätig. Auch der Nachwuchs ist Teil des Teams, da die IOV Kfz-Mechatroniker, Fachkräfte im Fahrbetrieb sowie Bürokräfte ausbildet. Die Fahrzeuge legen im Schnitt jährlich etwa 3,8 Millionen km im Einzugsgebiet, dem Ilmkreis, zurück.

 

Flexibles Arbeiten

Gab es früher ausschließlich Wochen- und Monatskarten sowie Einzelfahrscheine, hat die IOV ihr Angebot deutlich erweitert. „Verbilligte Senioren- und Mobilitätstickets subventioniert der Landkreis“, erläutert Sarah Höring. Bezieher von Sozialhilfe bekommen das Deutschlandticket zu vergünstigten Konditionen. „Wir wollen Mobilität nahbar machen“, beschreibt die Geschäftsführerin Aktivitäten in der Öffentlichkeit. „Zusammen mit Kindergärten und Schulen bringen wir den Kindern bei, wie man Bus fährt. Außerdem haben wir vereinfachte Fahrpläne für Schulen entwickelt.“ Nicht nur mit den hoch automatisierten Kleinbussen ist die IOV in der digitalen Welt angekommen. Wo es möglich ist, werden Prozesse und Abläufe digital organisiert. So arbeitet die Werkstatt hochmodern mit einer speziellen Software und auch das Personalmanagement wird digital verwaltet. Hinzu kommt die Möglichkeit flexiblen Arbeitens, da Schreibtische mit festen Computern durch Docking Stations und Laptops ersetzt wurden. Und auch Teammeetings finden zum Teil über virtuelle Plattformen statt.

Ein Tarif für alle?

Nach Ablauf der Testphase mit den hoch automatisierten Kleinbussen wünscht sich Sarah Höring den wirklichen Einstieg in autonome Fahrlösungen für den Öffentlichen Personennahverkehr. Die Geschäftsführerin plädiert zudem für eine deutliche höhere Akzeptanz und Nutzung der bereitgestellten Angebote: „Ich finde es wichtig, Träume und Visionen zu haben, die manchmal auch etwas über das Ziel hinausgehen dürfen.“ Die Geschäftsführerin kann sich durchaus vorstellen, dass es über das Deutschlandticket hinaus in zehn Jahren vielleicht einen bundesweiten Einheitstarif gibt, der übergreifend für alle öffentlichen Beförderungssysteme gilt. „Unser Auftrag ist es, den Menschen Mobilität zur Verfügung zu stellen. Deshalb ist es unbedingt nötig, alte Zöpfe abzuschneiden und neue Lösungen zu suchen. Dabei spielen integrierte Systeme mit unterschiedlichen Verkehrsträgern eine sehr wichtige Rolle.“

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