Smart Banking für die Zukunft
Interview mit Simon Kauth, Chief Product Officer (CPO) von Finnova
Wirtschaftsforum: Herr Kauth, wo sehen Sie Finnova heute am Markt?
Simon Kauth: Wir zählen in der Schweiz zu den Marktführern im Core Banking-Umfeld. Während wir uns im Bereich Core Banking auf unseren Heimatmarkt beschränken, stellen wir uns mit anderen Themen internationaler auf. In der Schweiz führen Finnova Banken die Top-Liste der Cost Income Ratio (CIR) an, so liegen auf den ersten zehn Plätzen der CIR Rangiste ausschließlich Finnova Banken.
Wirtschaftsforum: Was sind aktuell wichtige Themen auf Ihrer Agenda?
Simon Kauth: Der Markt entwickelt sich sehr dynamisch und stellt zurzeit viele Integrationsanforderungen, zum Beispiel für die Integration von FinTechs oder bezüglich Schnittstellen rund um das Open Banking. Wir brauchen also ein hohes Maß an Variabilität. Allerdings sind bei uns die regulatorischen Anforderungen nicht so hoch, wie zum Beispiel in Deutschland.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich das Jahr 2020 auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
Simon Kauth: Die Banken waren vor allem in den ersten Monaten der COVID-19-Krise sehr unsicher, aber bereits Ende des Jahres stieg die Investitionsbereitschaft wieder, insbesondere rund um das Thema Digitalisierung und auch Automatisierung.
Wirtschaftsforum: Was ist die Kernkompetenz von Finnova?
Simon Kauth: Unsere Lösung stützt sich maßgeblich auf vier Säulen. Dies sind die Client Engagement Suite, die Core Suite, die Management Suite und die Open Platform. In der Client Engagement Suite geht es um Kundeninteraktionen, in der Core Suite um Settlement, Auftragswesen, Buchhaltung und ähnliche Themen, in der Management Suite um Controlling, Risiko und Analyse. Themen der Open Platform sind integrierte Erweiterungen und Open Source-Komponenten.
Wirtschaftsforum: Ihr Markt ist nicht nur sehr dynamisch, sondern auch wettbewerbsintensiv. Was unterscheidet Finnova von den vielen anderen Anbietern?
Simon Kauth: Wir überzeugen mit einem niedrigen Total Cost of Ownership (TCO). Mit Fokus auf den Schweizer Markt bieten wir eine breite Abdeckung mit integriertem Internet- und Mobile Banking. Die Stärke unseres Unternehmens liegt in unserer Kunden- und Community-Nähe. Wir sind nahe an unseren Kunden und verstehen sie, arbeiten eng mit unserer Community zusammen, in Arbeitsgruppen und Informationsgremien. Wir teilen mit unseren Kunden Gedanken und Ideen. Aktuell arbeiten wir an einem umfassenden Strategy Board, um die strategischen Entwicklungen im Bankenwesen gemeinsam mit unseren Kunden mitzugestalten. Wir bauen stetig unsere Expertise aus und haben uns schon lange der Agilität verschrieben. Zudem sind wir innovationsstark aufgestellt, überarbeiten zum Beispiel gerade unseren gesamten Innovationsprozess und veranstalten Innovation Days. Gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln wir in einem Co-Creation-Modell unsere nächste Mobile Banking Generation.
Wirtschaftsforum: Was sind unter anderem Trends und Themen, an denen Sie zurzeit arbeiten?
Simon Kauth: Open Banking, Ecosystems, Partnernetzwerke, Artificial Intelligence und Analytics, auch in Kombination mit CRM sowie ESG-Sustainability sind nur einige der Themen, die uns aktuell beschäftigen. Übergreifend ist es uns wichtig, die Kundeninteraktion und die crossmediale Customer Journey reibungslos und nutzerfreundlich zu gestalten. Dazu gehören auch persönliche Beratung, Chat, Telefonie und Video. Genau hier liegt die Chance für die Banken, sich von Wettbewerbern zu differenzieren. Über die Produkte ist das kaum noch möglich.
Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für das Jahr 2021 vorgenommen?
Simon Kauth: Ein wichtiges Thema auf unserer Agenda ist das digitale Banking im Self-Service und in der Kundenbetreuung. Der Bereich Analytics ist ein absolut zentrales Werkzeug, um die verschiedenen Fragestellungen zu verstehen und die Compliance im Griff zu haben. Aus den Daten lassen sich für die Banken wichtige Erkenntnisse ableiten. Auch das Thema Open Banking wird uns das Jahr über begleiten. Die Entwicklungen im Banking werden durch drei Faktoren getrieben: Kundenanforderungen, Regulatorik und Wettbewerb.
Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie in den nächsten Jahren vom Markt und welche Vision haben Sie für Finnova?
Simon Kauth: Die Bankenindustrie wird sich in den nächsten Jahren weiter stark verändern. Die Banken werden flexible In-strumente und Integrationslösungen brauchen. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Wir wollen ʻBanking könnenʼ, denn trotz aller Veränderungen wird man immer Banking brauchen. Im klassischen Core Banking-Bereich behalten wir unseren nationalen Fokus bei, hier ist noch ausreichend Potenzial, um mit unseren Kunden zu wachsen. Unsere bisherige Marktbeschränkung auf unseren Kernmarkt Schweiz werden wir mit Angeboten für den Bereich Financial Services aufbrechen. Hier werden wir unter anderem Versicherungen ansprechen. Wir haben eine Business Opportunities-Initiative ins Leben gerufen, mit der wir Chancen und Gelegenheiten nutzen und unsere Basis verbreitern wollen. Saas-Angebote sind hier nur ein Stichwort. Mit unserem Mutterunternehmen msg haben wir zudem bereits internationale Projekte und Marktbearbeitungs-Aktivitäten im DACH-Markt zum Thema Analytics gestartet. Die ersten Früchte aus unseren gemeinsamen Aktivitäten durften wir bereits ernten.