Mit bedrucktem Papier im Gedächtnis bleiben

Interview mit Patric Lerch, Geschäftsführer der Multigraf AG

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Wirtschaftsforum: Herr Lerch, beschreiben Sie uns doch bitte kurz das Produkt- und Leistungsportfolio der Multigraf AG.

Patric Lerch: Unsere Maschinen kommen vornehmlich in der Endverarbeitung von Druckerzeugnissen zum Einsatz und übernehmen hier insbesondere die Produktionsschritte Rillen, Perforieren, Schneiden und Falzen. Mit den Ergebnissen unserer Produkte kommt die Endverbraucherin also fast täglich in Kontakt – etwa, wenn sie Werbematerialien aus dem Briefkasten holt und dort Coupons abtrennt oder wenn sie bei einer Veranstaltung mit einer schönen Platzkarte begrüßt wird.

Wirtschaftsforum: Den Buchdruck gibt es schon seit Johannes Gutenberg. Was war die letzte Innovation, die diese Technik maßgeblich verändert hat?

Patric Lerch: Bestimmt der Digitaldruck, der vor etwas über zehn Jahren aufkam. Dank dieser technischen Neuerung können wir heute mit viel kleineren Auflagen arbeiten. Wo früher zehntausendmal hintereinander dasselbe Dokument gedruckt wurde, kann ein Auftrag heute auch nur ein einziges Blatt Papier umfassen und trotzdem wirtschaftlich abgewickelt werden. Das funktioniert natürlich nur, wenn alle Maschinen, die dabei zum Einsatz kommen, so effizient wie nur möglich arbeiten, damit auch das Druckereiunternehmen mit einer angemessenen Gewinnmarge kalkulieren kann. Genau hier setzt die Multigraf AG mit ihren Lösungen an.

Wirtschaftsforum: Stellt sich angesichts der fallenden Printauf-lagen von Presseerzeugnissen nicht die Frage, ob in Zukunft überhaupt noch so viel gedruckt werden wird wie heute?

Patric Lerch: Gerade die von Ihnen angesprochene Entwicklung gibt mir paradoxerweise Hoffnung für die Zukunft der Druckbranche. Sie haben Recht: Das Zeitungs- und Zeitschriftensegment wird in seiner Print-Variante weiter rückläufig sein, und damit wird das Papier auch ein Stück weit aus unserem Alltag verschwinden. Das macht jedoch die verbleibenden Anlässe, bei denen wir Papier in der Hand halten, nur noch wertvoller und besonderer. Gerade Hochglanzmarken setzen schon heute genau an diesem Punkt an, und wenn Sie die bisherige Marktentwicklung betrachten, ist der Trend doch klar: Obwohl es weniger Zeitungen auf Papier gibt, hat sich das gesamte Druckvolumen in den letzten 15 Jahren kaum verändert.

Wirtschaftsforum: In welchen Marktsegmenten wird man auch in Zukunft auf bedrucktes Papier setzen – und warum wird der Endbenutzer nicht auf dieses Erlebnis verzichten wollen?

Patric Lerch: Das sinnliche Erlebnis wird immer stärker in den Vordergrund rücken. In einem unserer Nachbarkantone betreibt beispielsweise Porsche einen seiner Hauptsitze, und wenn die Kollegen dort ihre Kunden zu einem Open House oder einem ähnlichen Event einladen, setzen sie dabei ganz auf hervorragend durchdachte Hochglanzkataloge – denn ein hochpreisiges Auto kann man eben nicht mit einem schnöden Newsletter verkaufen, der dann wahrscheinlich noch dem Spamfilter zum Opfer fällt. Ich erinnere mich auch an die Europameisterschaft in der Schweiz 2008, als ich für Adidas das Marketing betreut habe und wir uns jeden Tag mit der Frage beschäftigen mussten, wie wir beim Kunden im Gedächtnis bleiben und welche Gelegenheit wir ihm bieten können, um unsere Marke mit zu sich nach Hause zu tragen. Auch hier spielte die haptische Komponente immer eine tragende Rolle.

Wirtschaftsforum: Sie fertigen Ihre Maschinen ausschließlich in der Schweiz und sind auf dieses Swiss-Made-Attribut besonders stolz. Wie setzen Sie sich gegenüber der preiswerteren Konkurrenz aus anderen Märkten durch?

Patric Lerch: Wir konkurrieren nicht über den Preis, sondern überzeugen durch unsere Qualität. Bei manchen unserer Kunden sind unsere Maschinen schon seit 20 Jahren in Betrieb, und zwar täglich – die teureren Anschaffungskosten haben sich also schnell amortisiert, weil unser Produkt nicht schon nach wenigen Jahren am Ende seiner Lebensdauer angekommen ist, wie das bei vielen anderen Herstellern leider der Fall ist.

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