Unser Credo? Mobilität entsteht im Kopf.

Interview mit Siegfried Bugl, Geschäftsführer der EVO GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Bugl, ein Slogan Ihres Unternehmens lautet: ‘Mobilität entsteht im Kopf’. Wie genau schafft EVO dafür das richtige Mindset?

Siegfried Bugl: Für uns ist es von besonderer Bedeutung, dass sich unsere Mitarbeiter ständig weiterentwickeln und am Puls der Zeit bleiben. Ihr Wissensstand muss wirklich breit aufgestellt sein, damit sie den Problemstellungen, mit denen sie in ihrer täglichen Arbeit konfrontiert sind, mit einem holistischen Blick begegnen können. Denn am Anfang eines jeden Prozesses, noch lange vor der ersten CAD-Zeichnung, steht eine Idee, ein Bild im Kopf. Und dieser Funke ist die Basis dafür, dass am Ende ein gutes und populäres Produkt entstehen kann.

Wirtschaftsforum: Welche Idee lag damals der Gründung der EVO GmbH zugrunde?

Siegfried Bugl: In den 1990er-Jahren habe ich an der Entwicklung des ersten Rolls-Royce unter der Ägide von BMW mitgewirkt und war bei diesem Projekt für die Instrumententafeln und die Mittelkonsole verantwortlich. Im Rahmen dieser Tätigkeit habe ich ein paar Kollegen näher kennengelernt, die die Sitze dieses Fahrzeugs verantwortet haben. Unsere Zusammenarbeit ist von Anfang an sehr angenehm gewesen und so haben wir uns 2001 entschlossen, gemeinsam unternehmerisch tätig zu werden. Die kurzen Entscheidungswege, die wir bei unserem Rolls-Royce-Projekt erfahren durften, wollten wir einfach nicht mehr missen.

Wirtschaftsforum: Welche Tätigkeiten gehören heute zum Leistungsspektrum von EVO?

Siegfried Bugl: Wir bieten einen 360-Grad-Zyklus vom Entwurf der ersten Konzepte bis hin zur Fertigung des letzten Fahrzeugs an und betreuen das Projekt auch nach Übergabe an den Lieferanten zur Fertigung weiter. So können wir sicherstellen, dass die richtigen Teile mit der richtigen Qualität am richtigen Ort eingehen. Unsere Komponentenexpertise ist ebenso breit aufgestellt: Wir entwickeln Komfortsitze, die in eine Liege- und Schwenkposition gebracht werden können, genauso wie die Zellanordnung sowie Kühlungs- und Entgasungssysteme für Hochvoltspeicher.

Wirtschaftsforum: Wie wird die Welt der Mobilität in zehn Jahren aussehen?

Siegfried Bugl: Mit Sicherheit wesentlich autonomer als heute. Dabei wird neben der Elektronik und der notwendigen Sensortechnik auch der Komfortgedanke eine ganz entscheidende Rolle spielen: In zehn Jahren werden wir so weit sein, dass man sich über weite Teile der Strecke, die man als Fahrer zu bewältigen hat, in einer Ruheposition befinden und sich den eigenen Präferenzen entsprechend beschäftigen kann: etwa ganz klassisch eine Zeitung lesen oder auch einen Film ansehen. Ob der eine oder andere Eingriff doch noch notwendig sein wird oder das Fahrerlebnis dann schon vollkommen automatisiert ist – daran scheiden sich noch die Geister. Der Trend hin zu einer deutlich stärkeren Autonomie des Fahrzeugs ist aber schon heute offensichtlich.

Wirtschaftsforum: Wie optimistisch stimmt Sie die Transformation vom Verbrennungsmotor hin zur E-Mobilität – vor allem auch im Hinblick auf dabei möglicherweise wegfallende Arbeitsplätze?

Siegfried Bugl: Natürlich ist so ein Wandel immer schwierig, weil er zuerst in den Köpfen stattfinden muss. Denken Sie etwa an manche Fachexperten, die sich in den letzten 20 Jahren auf die Weiterentwicklung von Getrieben spezialisiert haben – ein Know-how, das bei einem Fahrzeug mit Elektroantrieb keine nennenswerte Rolle mehr spielt. Aber insgesamt bin ich sehr optimistisch, dass wir diesen Wandel schaffen werden. Schließlich hat Deutschland immer wieder bewiesen, dass dieses Land als Gesellschaft und Wirtschaftsstandort imstande ist, auch große Transformationen schnell und gut zu bewältigen. Die Entwicklungen der letzten drei bis vier Jahre können einem dabei nur Mut machen. Und ja: Der eine oder andere Arbeitsplatz wird wegfallen. Doch dafür werden neue entstehen. Diese technologische Entwicklung ist nun einmal notwendig – das fordern der Markt, unsere Umwelt und auch unsere Kinder.

Wirtschaftsforum: Das Thema Weiterbildung steht auch im Zentrum Ihres EVO Campus. Worin besteht der Antrieb für dieses Projekt?

Siegfried Bugl: Mit dem EVO Campus wollen wir unseren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ihre Skills beständig weiterzuentwickeln und sich auf die Herausforderungen von morgen einzustellen. Dafür ist selbstverständlich auch unsere Unternehmenskultur mit flachen Hierarchien, kurzen Entscheidungswegen und unbedingter Ehrlichkeit des Führungspersonals ganz entscheidend.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Interview mit Georg Schreiber, Geschäftsführer der Schreiber Brücken-Dehntechnik GmbH

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Nicht nur im Brückenbau macht maßgeschneiderte Ingenieurarbeit den Unterschied. Doch wo es um Brückenbau und -sanierung geht, ist Schreiber Brücken-Dehntechnik genau deshalb ein gefragter Partner für die öffentliche Hand und…

Ideen, die Funken schlagen

Interview mit Klaus Silber, Geschäftsführer der Energie Technik Ing. Mario Malli Planungs-GmbH

Ideen, die Funken schlagen

In einer Zeit, in der ökologische Verantwortung und energieeffizientes Bauen konstant an Bedeutung gewinnen, rückt die technische Gebäudeausrüstung in den Fokus einer nachhaltigen Architektur- und Ingenieurpraxis – und entwickelt sich…

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Interview mit Prof. Dr. Michael Nelles, Vorstand der Conpair AG

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Seit 25 Jahren ist die Conpair AG Spezialist für Nachfolgeregelung und Unternehmensfinanzierung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Nelles hat sich das Unternehmen durch Vertrauen, Anpassungsfähigkeit und Branchenfokus –…

Spannendes aus der Region Landkreis Dachau

„Unsere Mission? Die Kraft der Pflanzen für alle Menschen nutzbar machen!“

Interview mit Dr. Andreas Raab, Geschäftsführer der Raab Vitalfood GmbH

„Unsere Mission? Die Kraft der Pflanzen für alle Menschen nutzbar machen!“

Seit 35 Jahren entwickelt und vertreibt die Raab Vitalfood GmbH pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel in Bio-Qualität und setzt dabei konsequent auf einen wissenschaftsbasierten Ansatz. Dieser wird seit 2013 von Geschäftsführer Dr. Andreas…

Wo Daten ihren Ort finden

Interview mit Jürgen Schomakers, Geschäftsführer der Esri Deutschland GmbH

Wo Daten ihren Ort finden

In einer Welt, in der 80% der Daten einen Raumbezug haben, spielt Esri Deutschland eine Schlüsselrolle bei der Analyse geografischer Informationen. 1969 von Jack und Laura Dangermond in Redlands (USA)…

Ein Nischenkönig in Familienhand

Interview mit Ann-Dorothée Büsche, Geschäftsführerin der semiQuarz GmbH

Ein Nischenkönig in Familienhand

Vielfach verbaut und für etliche Branchen unerlässlich: Das ist Quarzglas. Dank seiner chemischen Festigkeit und hohen Umwandlungstemperatur findet Quarzglas in der ein oder anderen Form integriert den Weg in wichtige…

Das könnte Sie auch interessieren

Dinge einfach machen

Interview mit Mitja Hofacker, Geschäftsführer der ME Group Deutschland GmbH

Dinge einfach machen

Der Fotoautomat – ein Klassiker der Alltagskultur. Ob seriös für den Reisepass oder ganz spontan mit Freunden für eine unvergessliche Momentaufnahme: Der Fotoautomat hat sich als unkomplizierte und charmante Möglichkeit…

Ein Allrounder im Fahrzeugbau und Nutzfahrzeugverkauf

Interview mit Dirk Wiese, Geschäftsführer und Daniel Moritz, IT-Vertriebsleiter der Wiese GmbH & Co. KG Fahrzeugbau und Nutzfahrzeuge

Ein Allrounder im Fahrzeugbau und Nutzfahrzeugverkauf

Die Wiese Gruppe hat sich als ein bedeutender Akteur im Bereich des Sonderfahrzeugbaus und dem Verkauf und Vermietung von Nutzfahrzeugen etabliert. Mit einer breiten Palette an Dienstleistungen, die von der…

Steuerung nach Maß

Interview mit Maurice Müller, Vorstand der SE-Gebäudeautomation AG

Steuerung nach Maß

Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten erlebt die SE Gebäudeautomation AG in Urbach eine starke Nachfrage nach ihren Dienstleistungen. „Wir haben Geschäft ohne Ende“, bringt Maurice Müller, Vorstand des Unternehmens, es…

TOP