„Das autonome Fahren ist der Weg der Zukunft“

Interview mit Maximilian Dietrich, Prokurist der ESPRiT Engineering GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Dietrich, seit wann ist ESPRiT Engineering auf dem Markt?

Maximilian Dietrich: Gegründet wurde das Unternehmen 2008. Der Markt für Embedded Software war damals klein und von großen Zulieferern geprägt. Ab 2010 stellten die Kunden auf Kooperationsmodelle mit Zulieferern um, auf Entwicklungsarbeiten im Softwarebereich mit definierten Zielen. Wir hatten bereits Fachkompetenz und intern die Strukturen aufgebaut, so konnten wir beides gegenüber unseren viel größeren Wettbewerbern als Wettbewerbsvorteil einsetzen. Seitdem sind wir stark gewachsen, teilweise um 20% im Jahr. Auch die Coronapandemie haben wir ganz gut überstanden. Ohne Embedded Software als Serienentwicklung können Autos nicht in Serie gehen.

Wirtschaftsforum: Wo steht das Unternehmen heute?

Maximilian Dietrich: Wir beschäftigen 152 Mitarbeiter. Unser Jahresumsatz lag zuletzt bei 13 Millionen EUR, für dieses Jahr erwarten wir bis zu 17 Millionen EUR. Die meisten Fahrzeuge von deutschen Herstellern fahren mit unserer Software, und wir sind strategischer Partner von BMW und Volkswagen. Als kleiner Anbieter konkurrieren wir mit Unternehmen, die 10- bis 100-mal größer sind. ESPRiT ist ein inhabergeführtes Unternehmen.

Wirtschaftsforum: Wie setzt sich Ihr Portfolio zusammen?

Maximilian Dietrich: Unser erster Bereich ist Systemdesign und -integration. Hier entwickeln wir mechatronische Systeme, die mit Software und Hardware versehen werden, zum Beispiel Anhängerrangierassistenten oder Autopilotsysteme. Im zweiten Bereich, der Komponentenentwicklung, steigen wir tiefer in die Softwareentwicklung ein, etwa bei der Steuerung von Hybridantrieben. Der dritte Bereich heißt Prozesse, Methoden und Tools. Hier definieren und managen wir Entwicklungsprozesse, die es den beiden anderen Bereichen ermöglichen zu arbeiten. Ein Beispiel ist die Umstellung von klassischer Entwicklung auf agile Methoden.

Wirtschaftsforum: Welche Themen und Trends beschäftigen Sie gerade?

Maximilian Dietrich: Der wichtigste Trend ist das autonome Fahren. Die Elektrifizierung ist schon weit vorangeschritten. Die Vision ist ein Fahrzeug ohne Brems- und Gaspedal, bei dem ich nur das Ziel eingebe, und es fährt mich dann dorthin.

Wirtschaftsforum: Ist Elektrifizierung der entscheidende Weg zur Nachhaltigkeit?

Maximilian Dietrich: Elektrifizierung ist definitiv der Weg in die Zukunft. Vor fünf Jahren haben wir den letzten rein konventionellen Antrieb entwickelt. Jetzt ist er entweder hybrid oder – noch häufiger – rein elektrisch. Es geht aber noch um die Frage, woher die Energie kommt, also darum, wie nachhaltig ein elektrischer Antrieb ist, wenn man einbezieht, woher die Rohstoffe kommen.

Wirtschaftsforum: Womit punktet ESPRiT im Wettbewerb besonders?

Maximilian Dietrich: Wir sind klein, agil und flexibel und können auch ad hoc reagieren. Ein weiterer Pluspunkt ist unser intensiver Kundenkontakt bottomup. Unsere hohe Vernetzung innerhalb der Firma ermöglicht es uns außerdem, unsere Kunden genau kennenzulernen, sie zusammenzubringen und manchmal Brücken zu bauen, zum Beispiel, wenn es um IT geht oder um Antriebe und autonomes Fahren. Uns zeichnet auch aus, dass wir immer einen Schritt weiter denken – und nicht zehn Jahre voraus.

Wirtschaftsforum: Was können Sie denn bei der Suche nach Fachkräften in die Waagschale werfen?

Maximilian Dietrich: Der Ingenieurmangel ist ein Problem. Aber inzwischen sind in unserem Bereich nicht mehr nur Konzerne gefragt, sondern auch kleinere Firmen wie wir. Wir bieten unseren Mitarbeitern ein sehr positives und familiäres Umfeld. Unsere Büros waren für uns schon immer Orte des sozialen Lebens. Unser Teamspirit ist gut, wir fördern den Teamgedanken aktiv und helfen uns gegenseitig; wir vernetzen unsere Leute auch systematisch. Außerdem halten wir unsere Versprechen. Wir bieten offene Karrierewege bis nach ganz oben.

Wirtschaftsforum: Was steht bei Ihnen noch für dieses Jahr und langfristig auf dem Programm?

Maximilian Dietrich: Zunächst einmal möchten wir eine eigene Toolkette entwickeln und damit das gesamte Tooling für sicherheitskritische Software abdecken. Das machen sonst nur die ganz großen Hersteller. Langfristig müssen wir wachsen, da die Komplexität der Anforderungen steigt. Die familiäre Stimmung und die kurzen Wege wollen wir erhalten, deshalb wollen wir organisch wachsen, bei gleichbleibender Qualität. Unser Know-how möchten wir in weitere Bereiche einbringen, zum Beispiel die Medizin und die Luftfahrt, die ebenso sicherheitskritisch sind wie der Automotivebereich. Embedded Software hat auch hier eine große Verantwortung.

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