Hinschauen, bemerken, wertschätzen

Interview mit Felix Schmidt, Geschäftsführer der Herrmann & Schmidt Dienstleistungen GmbH & Co. KG

Die Herrmann & Schmidt Dienstleistungen GmbH & Co. KG ist auf die infrastrukturelle Gebäudereinigung spezialisiert. Mit über 1.000 Mitarbeitern aus 37 Nationen sorgt das Unternehmen für Sauberkeit in großen Verwaltungsgebäuden, Veranstaltungsflächen und Verkehrsmitteln. „Unser Ziel ist Sauberkeit für München – und das erreichen wir mit handwerklicher Präzision und einem hohen Anspruch an unsere Arbeit“, betont Felix Schmidt, Geschäftsführer in 4. Generation. „Wir legen Wert auf fundierte Schulungen, damit unsere Mitarbeiter ihre Arbeit effizient und gesundheitsbewusst ausführen können.“

Wertschätzung und faire Arbeitsbedingungen

Obwohl die Gebäudereinigungsbranche essenziell für die Gesellschaft ist, fehlt es oft an Anerkennung. „In der Pandemie wurde unsere Arbeit kurzzeitig sichtbar, doch danach geriet sie schnell wieder in Vergessenheit“, sagt Felix Schmidt. Auch finanziell stehen viele Unternehmen unter Druck. Die Tarifautonomie wird durch politische Eingriffe zunehmend untergraben, was die Verhandlungsposition der Branche schwächt. Mit einem bundesweiten Tariflohn von 14,25 EUR pro Stunde liegt die Gebäudereinigung im Mittelfeld der Handwerksberufe. Dennoch sieht der Geschäftsführer Probleme: „Die Politik überschreibt unsere mühsam ausgehandelten Tarife mit Mindestlohnerhöhungen. Das untergräbt die Tarifautonomie und entzieht der Branche langfristig ihre wirtschaftliche Basis.“

Der Mangel an Fachkräften ist eine der größten Herausforderungen. „Wenn wir es nicht schaffen, unsere Mitarbeiter als Fachkräfte anzuerkennen und ihnen Perspektiven zu bieten, werden wir keine neuen gewinnen“, betont Felix Schmidt. „Die Gebäudereinigung ist ein echter Handwerksberuf, doch in der öffentlichen Wahrnehmung wird er oft unterschätzt.“ Ein Lösungsansatz liegt für Felix Schmidt in der gezielten Arbeitsmigration. „Unsere Branche ist traditionell ein Sprungbrett für Migranten in den Arbeitsmarkt. Doch die Hürden für ausländische Arbeitskräfte sind zu hoch. Wir brauchen flexiblere Regelungen, damit Menschen, die arbeiten wollen, auch arbeiten dürfen.“ Gleichzeitig setzt Felix Schmidt auf Reformen im Arbeitsrecht. „Die Abschaffung der geringfügigen Beschäftigung wäre ein wichtiger Schritt. Für Arbeitgeber sind Minijobs extrem teuer, und sie bieten den Mitarbeitern keine langfristige Sicherheit.“ 

Trotz aller Hürden blickt der Geschäftsführer jedoch positiv in die Zukunft. „Wir sind ein starkes Unternehmen mit einer klaren Vision. Unsere flachen Hierarchien, unsere qualifizierten Mitarbeiter und unsere Verwurzelung in München machen uns krisenfest.“ Dabei setzt er auf ein integratives und nachhaltiges Unternehmertum: „Wir kümmern uns nicht nur um unsere Mitarbeiter, sondern auch um ihre Familien.“ Die Politik sieht er in der Pflicht, den Handwerkssektor langfristig zu stärken. „Handwerk darf kein Luxusgut werden. Wenn wir nicht aufpassen, wird es bald unbezahlbar“, so Felix Schmidt. „Wir müssen hinschauen, bemerken, wertschätzen. Wir sind keine versteckten Champions – wir wollen sichtbar sein und unsere Bedeutung für die Gesellschaft unterstreichen.“

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