Unser Antrieb: Präzision

Interview mit Joachim Himmelsbach, Geschäftsführer und CTO der Erwin Junker Maschinenfabrik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Himmelsbach, JUNKER hat 2022 60-jähriges Bestehen gefeiert. Beginnen wir mit einem Rückblick – wie verlief die Entwicklung des Unternehmens?

Joachim Himmelsbach: Die Firma wurde 1962 von Erwin Junker gegründet. Ihre Geschichte begann in einer stillgelegten Getreidemühle. Dort brachte man in den nachfolgenden Jahren immer wieder bahnbrechende Maschinenentwicklungen hervor, und das Unternehmen wuchs stetig. 1995 wurde das Technologiezentrum an unserem heutigen Sitz in Nordrach eröffnet. Es wurde immer mit Weitsicht gehandelt. So wurde bereits 2016 die Nachfolge geregelt und bestimmt, dass das Unternehmen nach dem Tod des Gründers in eine Stiftung übergeht. Ich bin selbst schon seit 31 Jahren bei JUNKER, habe hier meine Lehre gemacht und bin durch verschiedene Positionen intern zum Geschäftsführer berufen worden.

Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen jetzt aufgestellt?

Joachim Himmelsbach: JUNKER ist heute eine Gruppe mit 14 Niederlassungen, auch im Ausland. Eine Tochter von uns ist die LTA Lufttechnik GmbH. Sie ist im Bereich der Filtration tätig. Schwerpunkt der Gruppe ist aber das Schleifen. An unserem Firmensitz in Nordrach sind 400 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit hat JUNKER 1.200 Beschäftigte.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Produktportfolio aus?

Joachim Himmelsbach: Wir sind Sondermaschinenbauer im Bereich der Schleiftechnik in allen Formen und bieten alle Arten von Applikationen. Ein neuer Bereich ist die Automatisierung. Nach Kundenwunsch stellen wir die kompletten Maschinen her und bieten auch die gesamte Anbindung. Wir haben eine Palette von Standardprodukten, sogenannte Plattformen, die wir nach Kundenwunsch anpassen. Die kleinen Maschinen sind für Bearbeitungsteile von bis zu 150 mm geeignet, die großen für bis zu 5.000 mm. Da die Lebenszyklen für die Applikationen bei den Kunden immer kürzer werden, bieten wir Maschinen, die einfach umgerüstet werden können. JUNKER verfügt über viele Patente. Eines unserer bekanntesten Produkte ist die JUNKER QUICKPOINT Maschine, die wir bereits 1985 entwickelt haben. Mit der patentierten Technologie des Schleifverfahrens haben wir ein Alleinstellungsmerkmal im Hinblick auf die hohe Flexibilität in Verbindung mit Hochgeschwindigkeitsschleifen. So etwas ist sonst am Markt nicht verfügbar.

Wirtschaftsforum: An wen verkaufen Sie Ihre Produkte?

Joachim Himmelsbach: Der Verkauf erfolgt direkt an den Kunden, also den Anwender. Denn für uns ist es wichtig, dass wir seine Probleme verstehen. Unser Vertrieb hält deshalb engen Kontakt zu den Entwicklungsabteilungen unserer Kunden. Wir beliefern diverse Branchen; viele unserer Kunden sind im Automobil- und Zulieferbereich tätig. Weitere Branchen sind Agrar, Energie – hier die Stromerzeuger –, Luftfahrt und Baumaschinen, um nur einige zu nennen. Unsere Kunden bearbeiten heute zu 90 bis 95% Stahlerzeugnisse, aber auch Glas, Gummi, Keramik oder Verbundstoffe, etwa bei hartstoffbeschichteten Bremsscheiben.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die Marktentwicklung aktuell?

Joachim Himmelsbach: Durch Corona hatte die Branche starke Einbrüche. Die Lieferketten waren nur schwer aufrechtzuerhalten. Es gab viel Verunsicherung und Verzögerungen durch Lieferkettenprobleme. Der Markt hat sich aber erholt. Derzeit ist die Situation gut, da sich viele Autohersteller auf die neue E Mobilität einstellen. Sie und auch die Zulieferer benötigen daher neue Maschinen. Unsere Preise sind allerdings gestiegen. In Europa ist dafür die Akzeptanz da, im Ausland teilweise weniger.

Wirtschaftsforum: Die Welt wird digitaler, sicherlich auch bei Ihnen. Welche Rolle spielt für Sie die digitale Transformation?

Joachim Himmelsbach: Sie ist für uns in zweierlei Hinsicht wichtig. Zum einen intern, was die Optimierung der Prozesse vom Angebot bis zur Rechnungserstellung und Lieferung angeht. Hier geht es insbesondere auch um Transparenz für den Kunden. In externer Hinsicht heißt das Thema vollumfängliche Automatisierung. Sie ermöglicht sowohl die Rückverfolgung als auch die Prävention in der Wartung.

Wirtschaftsforum: Die Erfolgsgeschichte von JUNKER ist ja nun über 60 Jahre alt. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für den langjährigen Erfolg des Unternehmens?

Joachim Himmelsbach: Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, dass wir keine Maschinen verkaufen, sondern Lösungen. Das bedeutet, wir bieten das gesamte Paket inklusive der elektrischen Anbindung in das Netz des Kunden mit den vor- und nachgelagerten Maschinen – in das gesamte Hallennetz also. Wir kümmern uns zum Beispiel auch um die Kühlmittellösung sowie Prozessintegrationen.

Wirtschaftsforum: Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Wie stellt sich die Situation bei Ihnen dar?

Joachim Himmelsbach: Wie andere Unternehmen auch haben wir Probleme bei der Suche nach Fachkräften. Das gilt insbesondere in Europa. Die Niederlassungen im Ausland, in den USA oder China, sind davon nicht betroffen. Die JUNKER Gruppe hat sich immer für ihre Mitarbeiter, insbesondere auch für die Förderung ihrer Gesundheit und ihr Wohlbefinden, eingesetzt. Und wir arbeiten weiter an attraktiven Modellen für die Beschäftigten.

Wirtschaftsforum: Ein weiteres wichtiges Thema ist die Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielt sie in Ihrem Unternehmen?

Joachim Himmelsbach: Wir engagieren uns seit vielen Jahren für Nachhaltigkeit und haben jetzt zum dritten Mal in Folge die EcoVadis-Zertifizierung bekommen. Wir haben einen eigenen Geschäftsbereich, der sich mit Retrofit und Generalüberholungen beschäftigt, und bieten unseren Kunden die Möglichkeit, ihre Maschinen für einen zweiten Lebenszyklus zu verwenden, um Ressourcen zu sparen. Ein weiterer Ansatz ist das Energiesparen. Bei den neuen Maschinen setzen wir auf die modernsten Antriebstechnologien, die strom- und kühlmittelsparend sind. Im Vergleich zu früheren Jahren können wir dadurch drastische Einsparungen verzeichnen. 2021 haben wir den Umwelttechnikpreis des Landes Baden-Württemberg erhalten.

Wirtschaftsforum: Werfen wir noch einen Blick in die Zukunft: Was ist Ihr Ziel für die kommenden Jahre?

Joachim Himmelsbach: Mir persönlich ist es wichtig, Lösungen zu finden, mit denen wir den Kunden zufriedenstellen können. Deshalb wollen wir immer zwei Schritte vor dem Wettbewerb sein. Unser Slogan lautet: „Partner for Precision“. Dahinter steht auch der Gedanke, dass der Kunde mit unserem Produkt einen wirtschaftlichen Vorteil erzielen kann, heute und in der Zukunft.

Wirtschaftsforum: Gibt es etwas, das Sie sich von der Politik wünschen würden?

Joachim Himmelsbach: Wohl nahezu jedes Unternehmen in Deutschland hat mit der Bürokratie zu kämpfen. Wir müssen im Vergleich zu anderen Ländern erheblich mehr Aufwand leisten. Hier würde ich mir Optimierungen wünschen. Ein weiterer Hemmschuh der deutschen Wirtschaft sind die vorgeschriebenen Auflagen und Sanktionen, die in Deutschland erheblich strenger sind als in anderen Ländern Europas. Damit machen wir vor allem den Wettbewerb im Ausland stark.

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