„Auch wir wollen unseren Beitrag zur Dekarbonisierung leisten!“
Interview mit Franz-Josef Einhäupl, Geschäftsführer der Einhäupl Plus Gruppe


Wirtschaftsforum: Herr Einhäupl, Ihre Unternehmensgruppe bietet umfassende Korrosionsschutzlösungen in Form von Industriebeschichtungen und Feuerverzinkungen an. In welchen Anwendungsfeldern ist Ihr Knowhow besonders gefragt?
Franz-Josef Einhäupl: Grundsätzlich wollen wir Stahl mithilfe unserer Technologie gerade unter besonders anspruchsvollen Bedingungen vor dem Verrosten schützen – dabei versehen wir sowohl Leitungsmasten für Umspannwerke oder Straßenlaternen als auch Fahrzeugrahmen für die Automobilindustrie sowie Komponenten für den Bau von Industriehallen oder landwirtschaftlich genutzten Gebäuden mit entsprechenden Verzinkungen sowie gegebenenfalls mit einer zusätzlichen Beschichtung. Auch im Straßen- und Brückenbau wird mittlerweile immer häufiger auf unsere technologischen Lösungen zurückgegriffen, um eine möglichst lange Haltbarkeit der errichteten Objekte zu gewährleisten.
Wirtschaftsforum: Welche Prozesse werden dabei von den Produkten durchlaufen?
Franz-Josef Einhäupl: Bei der Feuerverzinkung handelt es sich um ein physikalisch-chemisches Verfahren, das nach einer entsprechenden Vorbehandlung mit Salzsäure an einem unserer drei Standorte in einem 16 m langen und 2 m breiten Eintauchbecken aus Stahl vollzogen wird, welches mit 450 °C heißem, flüssigem Zink gefüllt ist. Dadurch bildet sich auf der Stahloberfläche eine gut haftende Zinkschicht, die 50 bis 80 Jahre lang einen umfassenden Korrosionsschutz gewährleisten kann. Bei der anschließenden Beschichtung wird die Oberfläche zunächst mit einem metallischen Material bestrahlt und somit gründlich gereinigt, bevor auf die blanke oder verzinkte Stahloberfläche manuell der organische Beschichtungsstoff aufgetragen wird, um die Schutzdauer noch weiter – auf bis zu 100 Jahre – zu erhöhen.
Wirtschaftsforum: Das klingt nach sehr energieintensiven Prozessen – in Zeiten von knappem Gas und teurem Strom sicherlich eine Herausforderung?
Franz-Josef Einhäupl: Da wir unsere Verzinkungsanlagen mit Gas beheizen, sind wir natürlich unmittelbar von den rapiden Preissteigerungen im Zuge des Krieges in der Ukraine betroffen gewesen, wobei unsere kurzfristigen Steuerungsmöglichkeiten begrenzt blieben. Derzeit arbeiten wir etwa daran, bestimmte Nebenprozesse auf eine elektrische Energiezufuhr umzustellen, sobald die entsprechenden gasbetriebenen Anlagen das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Auch mit der konsequenten Installation von Photovoltaikanlagen an all unseren Standorten möchten wir uns ein Stück weit unabhängiger von den Energieversorgern im Allgemeinen machen und streben in diesem Zuge auch eine weitere Verbesserung unserer eigenen Nachhaltigkeitsbilanz an, da auch wir einen bedeutsamen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten wollen. Welche Veränderungen bei unseren Hauptprozessen im Hinblick auf die Energieversorgung perspektivisch anstehen werden, ist derzeit jedoch noch nicht abzusehen.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich dabei die Problematik der Gasversorgung im letzten Jahr genau dargestellt?
Franz-Josef Einhäupl: Lange Zeit sah es für uns so aus, als ob überhaupt kein Vertrag mit einem Gasanbieter zustande kommen würde, wobei wir sogar größte Schwierigkeiten hatten, eine entsprechende Ersatzversorgung herzustellen, weil wir laut einem unserer Versorger schlicht ein zu großer Verbraucher seien. Schließlich stellte sich heraus, dass das betreffende Gasunternehmen seinen Niederdruckbereich mit nicht einmal einem Drittel des bundesweiten Richtwerts betrieb, was zu klaren Wettbewerbsnachteilen für unsere Standorte in Bayern führte. Hier mussten wir bisweilen gar auf politischer Ebene intervenieren, um überhaupt unsere Unternehmenstätigkeit fortführen zu können.
Wirtschaftsforum: Haben sich die Verwerfungen in den Lieferketten im Zuge der Coronapandemie auch in Ihrem Unternehmen bemerkbar gemacht?
Franz-Josef Einhäupl: Die Nachwirkungen dieser Supply-Chain-Schocks spüren wir auch heute noch, insbesondere bei Elektronikkomponenten wie Frequenzumwandlern, die noch vor wenigen Jahren problemlos beschafft werden konnten, bis sie auf einmal zur Mangelware wurden. Dabei handelt es sich nicht einmal um komplexe oder besonders teure Bauteile, doch wenn sie nicht geliefert werden, können Bottlenecks an Schlüsselanlagen in unseren Werken entstehen. Gleiches gilt für Salzsäure, die zur Vorbehandlung unserer Produkte vor dem eigentlichen Verzinkungsprozess unabdingbar ist und bisweilen so gut wie gar nicht im Markt beschafft werden konnte. Nachdem bei manchen Vorprodukten und Rohstoffen bereits eine spürbare Verbesserung der Belieferungsmöglichkeiten eingetreten ist, wünschen wir uns dies selbstverständlich nun auch für alle weiteren Bereiche.