„Vegane Produkte sind für Petrella kein Nischenthema!“

Interview mit Maurice Stein, Vertriebsleiter der Petri Feinkost GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Stein, das bekannteste Produkt der Petri Feinkost GmbH & Co. KG dürfte der Frischkäseaufstrich Petrella sein – dabei hat es nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil an Ihrem Gesamtumsatz.

Maurice Stein: Der größte Teil unserer Unternehmenstätigkeit entfällt tatsächlich auf das Eigenmarkengeschäft, in dessen Rahmen unsere Produkte unter den Brands der Discounter und Vollsortimenter vertrieben werden. Darunter fallen auch besonders populäre Sparten wie etwa unsere Frischkäse-Minirolle, die europaweit eine enorme Beliebtheit erfährt und die wir nie im Rahmen von Petrella angeboten haben. Doch egal, ob wir unsere Produkte selbst vermarkten oder mit den Marken unserer Einzelhandelspartner auftreten – unsere gesamte Tätigkeit wird bestimmt von unseren besonderen Qualitätsansprüchen.

Wirtschaftsforum: Wodurch kann sich Ihr Unternehmen dabei von seinen Wettbewerbern abheben?

Maurice Stein: Wir sind dafür bekannt, dass wir grundsätzlich frische Zutaten verarbeiten, die wir zusätzlich, sofern möglich, aus regionalen Quellen beziehen. An unseren Produktionsstandorten werden also täglich frische Kräuter wie Schnittlauch oder Knoblauch angeliefert, die dann vornehmlich von Hand verarbeitet werden – den Manufakturgedanken, von dem bereits die Gründungsjahre unseres Unternehmens vor inzwischen sechs Jahrzehnten geprägt waren, haben wir uns also bis heute bewahrt. Dieses besondere Qualitätsversprechen unterstreichen wir beispielsweise auch durch transparente Verpackungen, durch die die Kunden am Point of Sale die besondere Frische unseres Produkts direkt erkennen. Somit konnten wir uns klar als Premiumhersteller von Frischkäsespezialitäten positionieren und zudem europaweit ein starkes Exportgeschäft aufbauen, wo sich viele größere Unternehmen deutlich schwerer tun. Das Frischeversprechen unserer Produkte ist dabei gleichzeitig unser limitierender Faktor – denn aufgrund unseres engen Mindesthaltbarkeitsdatums bleiben wir auf den europäischen Markt beschränkt, den wir dafür jedoch besonders tiefgreifend bespielen.

Wirtschaftsforum: Welche Innovationen stehen derzeit im Zentrum Ihrer Aufmerksamkeit?

Maurice Stein: Das Verbraucherverhalten hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt, denn die Zahl der Menschen, die stark auf eine bewusste Ernährung und zudem auf eine gute Nachhaltigkeitsbilanz der von ihnen konsumierten Produkte achten, hat insgesamt deutlich zugenommen. Insofern können wir gerade im Bereich der veganen Ernährung einen spannenden Markt mit großem Wachstumspotenzial erkennen, den wir seit letztem Jahr mit pflanzlichen Alternativen zu unseren klassischen Frischkäseprodukten bedienen, was sehr schnell eine hohe Akzeptanz bei den Verbrauchern fand. Schon jetzt entfällt 30% des Absatzes in unserer Marke Petrella auf pflanzenbasierte Produkte. Deshalb werden wir unser Engagement in diesem Segment in den nächsten Jahren deutlich ausbauen und Ende 2024 bereits ein Produkt auf Linsenbasis im Markt einführen.

Wirtschaftsforum: Vegane Ernährung ist also kein Nischenthema mehr?

Maurice Stein: In der Vergangenheit haben viele Unternehmen vegane Produkte auf den Markt gebracht, die geschmacklich nicht mit konventionellen Erzeugnissen mithalten konnten – die Verbraucherentscheidung musste dann also vornehmlich von einem intrinsischen Commitment zur veganen Ernährung oder einer möglichst guten Nachhaltigkeitsbilanz getrieben sein.

Unser Anspruch ist es hingegen, auch die Flexitarier abzuholen, die vielleicht ihren Konsum von Fleisch und Milchprodukten reduzieren möchten, ohne dabei jedoch einen Qualitätsverzicht hinzunehmen. Petri Feinkost verfügt heute über das Know-how, mit frischen Zutaten auch in diesem Kontext hochwertige Produkte zu erzeugen. Dabei sind wir immer auf der Suche nach weiteren Rohstoffen, mit denen sich möglicherweise eine noch größere Breitenwirkung erzielen lässt.

Wirtschaftsforum: Was wird sich darüber hinaus in den nächsten Jahren in Ihrem Unternehmen verändern?

Maurice Stein: Sowohl in unserem Produktspektrum als auch in unseren Fertigungsabläufen werden wir uns sicherlich weiter diversifizieren, nicht zuletzt deshalb, damit wir unsere veganen Produkte in eigenen Produktionsstraßen herstellen können, sodass dann nicht einmal mehr auch nur die geringste Kontamination mit tierischen Erzeugnissen möglich ist. Der allseits grassierende Personalmangel wird indes zu einer weiteren Erhöhung unseres Automatisierungsgrades führen, während wir in den letzten Jahren durch ein neues Warenwirtschaftssystem und weitere Digitalisierungsmaßnahmen bereits eine deutliche Straffung unserer Unternehmensabläufe erzielen konnten. Darüber hinaus erlebt Petri Feinkost derzeit einen Wandel in seiner Unternehmenskultur, in dessen Rahmen wir uns eisern zu unseren traditionellen Werten wie Qualität und Verlässlichkeit bekennen, während wir gleichzeitig flexibler und agiler werden möchten, um den Anforderungen als attraktiver, moderner Arbeitgeber noch besser entsprechen zu können.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Mehr IT-Sicherheit und eine bessere Nutzererfahrung

Interview mit Franziska Weiß, Head of Sales and Product Services der BAYOOSOFT GmbH

Mehr IT-Sicherheit und eine bessere Nutzererfahrung

Tickets erstellen, komplizierte Abstimmungen treffen müssen und elend lange warten: Die herkömmliche Herangehensweise bei vergessenen Passwörtern und verweigerten Zugriffsberechtigungen ist für alle Seiten frustrierend. Als Teil der BAYOONET Group will…

Süßer Genuss mit grüner Vision

Interview mit Silvano Papa, Geschäftsführender Gesellschafter der Dolceamaro Srl

Süßer Genuss mit grüner Vision

Die Herstellung hochwertiger Süßwaren erfordert die Balance zwischen Tradition und moderner Technik. Die Dolceamaro Srl aus Mittelitalien meistert diese Symbiose seit über 50 Jahren und gilt als Vorreiter der Branche.…

Wie Schallschutz zur Schlüsseltechnologie wird

Interview mit Wilfried Thies, Geschäftsführer der FAIST Anlagenbau GmbH

Wie Schallschutz zur Schlüsseltechnologie wird

Schallisolierung, die Maßstäbe setzt: Die FAIST Anlagenbau GmbH ist ein führender Anbieter innovativer Schallschutzlösungen für Industrie und Energieerzeugung. Mit über 100 Jahren Erfahrung und einer Marktführerschaft im Bereich Luftansaugsysteme und…

Spannendes aus der Region Landkreis Holzminden

Zukunft und Dynamik in der Werbetechnik

Interview mit Michael Bartesch, Geschäftsführer der KDH Werbetechnik GmbH

Zukunft und Dynamik in der Werbetechnik

Michael Bartesch, Geschäftsführer der KDH Werbetechnik GmbH, gibt Einblicke in die bemerkenswerte Transformation des Unternehmens, das vor über 27 Jahren als kleines Montageunternehmen gegründet wurde. Heute zählt KDH zu den…

Die beste Verbindung

Interview mit Gerold Geipert, Geschäftsführer der Hytera Communications Germany GmbH

Die beste Verbindung

Kommunikation ist in vielen Bereichen wichtig – in manchen aber sogar sicherheitsrelevant. Die Hytera Communications Germany GmbH mit Sitz in Bad Münder vertreibt europaweit Kommunikationslösungen, die für Sicherheit und beste…

Metall in Form: Effiziente Lösungen für die Zukunft

Interview mit Andreas Hellmann, Leiter der STÜKEN MEDICAL Hubert Stüken GmbH & Co. KG

Metall in Form: Effiziente Lösungen für die Zukunft

Ohne großes Aufhebens ist die Hubert Stüken GmbH & Co. KG mit Stammsitz in Rinteln zum weltweit führenden Lösungsanbieter für hochpräzise Komponenten aus Metall avanciert. Doch nicht nur die Führungsposition…

Das könnte Sie auch interessieren

Gemüsezüchtung im Wandel der Zeit

Interview mit Kerstin Sobottka, Geschäftsführerin der Rijk Zwaan Welver GmbH

Gemüsezüchtung im Wandel der Zeit

In Zeiten von Klimawandel, Schädlingen und Krankheiten steht die Saatgutbranche vor großen Herausforderungen. Die Rijk Zwaan Welver GmbH, die deutsche Niederlassung der weltweit tätigen Rijk Zwaan Zaadteelt en Zaadhandel B.V.…

Süßer Genuss mit grüner Vision

Interview mit Silvano Papa, Geschäftsführender Gesellschafter der Dolceamaro Srl

Süßer Genuss mit grüner Vision

Die Herstellung hochwertiger Süßwaren erfordert die Balance zwischen Tradition und moderner Technik. Die Dolceamaro Srl aus Mittelitalien meistert diese Symbiose seit über 50 Jahren und gilt als Vorreiter der Branche.…

„Von ganzem Herzen Bäcker“

Interview mit Lars Grünhoff, Geschäftsführer der Grünhoffs Backstuuv GmbH

„Von ganzem Herzen Bäcker“

Für Lars Grünhoff gab es nie etwas anderes: Er ist Bäcker mit Leib und Seele, und das bereits in 4. Generation. Das Familienunternehmen Grünhoffs Backstuuv ist im ostfriesischen Norddeich und…

TOP