Weltweit gefragt: Messebau „Marke DI“
Interview mit Klaus-Dieter Hakelberg, Prokurist und Leiter Marketing + New Business der DISPLAY INTERNATIONAL Schwendinger GmbH & Co. KG
Wirtschaftsforum: Unter einem Messebauer stellt sich manch einer noch den Schreiner mit Holz und Hammer in der Hand vor. Das Bild ist wohl nicht mehr ganz zeitgemäß?
Klaus-Dieter Hakelberg: JA und NEIN. Natürlich muss ein Messestand noch immer gebaut werden. Dazu bedarf es nach wie vor auch der Arbeit des Schreiners. Ein Messebauer der Spitzenklasse übernimmt und bündelt darüber hinaus allerdings alle erdenklichen Gewerke, die neben der Verarbeitung von Holz auch mit Textilien, Kunststoffen, Glas, Aluminium, Stahl oder den exotischsten Materialien einhergehen. Wir selbst setzen zum Großteil auf eigene Fertigungskapazitäten und betreiben auf unserem 50.000 m2 großen Firmengelände eine eigene Schreinerei, eine Schlosserei, Lackiererei, eine Elektro-Werkstatt sowie ein eigenes Grafik- und Designatelier. Dadurch können wir am Markt maximal flexibel agieren und vor allem sicher sein, dass nur die gewünschte DI-Qualität das Haus verlässt. Im Übrigen – und darauf zielt Ihre Frage ja ab – sind im gehobenen Messebau längst nicht mehr nur Handwerker, Techniker und Monteure gefragt. Selbstverständlich beschäftigen wir ‘on top’ Designer, Architekten und Kommunikations-Spezialisten aus Marketing und Vertrieb. Denn bevor der Schreiner zu hämmern beginnt, befasst sich ein Kreativ-Team mit der Produkt- und Markenbotschaft, die es auf den Messestand zu übertragen gilt. Erst wenn in diesem Punkt Klarheit herrscht, legt der Designer los. Sein Konzept gibt vor, wie authentisch und prominent Produkt und Marke auf dem Messestand wahrgenommen werden. Moderner Messebau ist nichts anderes als ‘Markenkommunikation im Raum’.
Wirtschaftsforum: Inwiefern hat die Digitalisierung Ihr Geschäft verändert?
Klaus-Dieter Hakelberg: Im selben Maße, wie die Digitalisierung die Marken-Kommunikation verändert hat, beeinflusst sie auch den Messe-Auftritt als Bestandteil der Kommunikation. Früher wurden Produkt-Inhalte in der klassischen Werbung via Print, TV, Hörfunk oder Kino transportiert. Heute werden verstärkt Online-Medien und digitale Kanäle genutzt. Nichts anderes passiert auf dem Messestand. Dort, wo wir Messebauer einst Wände, Möbel, Vitrinen, Podeste oder Displays zur Produktpräsentation aufbauen durften, machen uns heute digitale Präsentationsmodule den Platz streitig. Riesige LED-Walls, Touch Tables, Holo Screens, Aktionen mit VR-Brille, Smart Phone- oder Social Media-Einbindungen nehmen uns Messebauern Flächen weg, die früher durchweg konventionell bebaut wurden. Unbestritten eine erhebliche Veränderung, mit der sich unsere Branche arrangieren muss.
Wirtschaftsforum: Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung und wohin geht die Reise für Ihre Firma?
Klaus-Dieter Hakelberg: In den vergangenen 133 Jahren hat sich Display International stets weiterentwickelt. War immer kreativ, hat nicht nur messebaulich, sondern auch im Indoor- und Outdoor-Segment neue Maßstäbe gesetzt. Große Events, europaweite Roadshows und filigrane Ausbauten in Museen und Foyers sind jüngst hinzugekommen. Grund genug, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Der digitalen Herausforderung haben wir uns längst gestellt. Mit spektakulären LED-Flächen wurden wir von den großen Automobilkonzernen schon vor Jahren konfrontiert. Da lernt man schnell hinzu. Zum Beispiel, wie Produkt-Features, die eigentlich nicht sichtbar sind, mittels digitalem Content plötzlich auch auf Messeständen richtig attraktiv präsentiert werden können. Erst recht in Kombination mit dazugehörigen Exponaten, die der Besucher nach wie vor live, real und haptisch erleben soll und will. Ein gutes Gespür zu entwickeln, digitale Präsentations-Medien mit feiner, messebaulicher Architektur zu verschmelzen, ist die große Herausforderung für uns und unsere Designer. „Mediatektur“ heißt das Zauberwort. Für diese Entwicklung sind wir bestens gerüstet. Auch dank unserer Kunden, die tagtäglich frische Ideen, neueste Trends und bauliche Spitzenqualität einfordern. Dass neben unserer wichtigsten Zielgruppe, dem Mittelstand, auch die großen Konzerne wie Mercedes, Liebherr, Panasonic, Hapag-Lloyd, Bentley, VW oder Roca ihre Messeauftritte rund um den Globus uns, DI, anvertrauen, erfüllt uns – zugegeben – mit ein wenig Stolz.
Wirtschaftsforum: Wie schwierig ist es, für so eine spezielle Branche gute Fachkräfte zu bekommen?
Klaus-Dieter Hakelberg: Sehr schwierig. Wir suchen ständig nach gut ausgebildetem Fachpersonal. In allen Disziplinen. Ob Projektleitung, Handwerk, Design, Vertrieb oder Kalkulation. Bedauerlich ist, dass es oftmals allein an regionalen Vorbehalten scheitert. Nur wenige Kilometer westlich der Rhein-Metropolen Köln und Düsseldorf scheint für viele die Welt zu enden. Dabei ist das Dreiländereck rund um Aachen so reizvoll. Und vor allem bietet Display International einen richtig spannenden Arbeitsplatz mit allen Vorzügen eines 133 Jahre alten Familienunternehmens. Kurze Entscheidungswege, nette Kollegen, toller Teamgeist und stets spannende Projekte in einem dynamischen Umfeld. Wir freuen uns über jede Initiativ- Bewerbung!
Wirtschaftsforum: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Worin sehen Sie den Mehrwert Ihres Berufes?
Klaus-Dieter Hakelberg: Ich habe viele Jahre auf Agenturseite im Bereich Marketing, PR, Event und TV gearbeitet, in der Akquisition, Konzeption und Beratung. Flexibilität und Improvisationstalent war überall gefragt. Doch nirgends ging es so spannend, abwechslungsreich, international und bunt zu wie in meinem heutigen Messe-Job. Ein bisschen hat’s manchmal was von Zirkus: Heute ein Event in Barcelona, morgen ein Workshop in Seoul. Dann ein Meeting in Würselen und danach zur Präsentation nach Chicago. Das oft kurzfristige Hin und Her muss man mögen. Mir gefällt’s. Es ist der Mix aus Reise, Büro, Beratung, Design-Begleitung, Baustellenbesuch und New Business-Kontakt, der den Mehrwert gegenüber anderen Jobs ausmacht.