Nachhaltige Produktion von Textilien
Interview
„Als europäischer Betrieb verfolgen wir die Strategie der ökologisch nachhaltigen und sozialverträglichen Produktion. Diese Ausrichtung wird durch Investitionen wie Fotovoltaik – wir produzieren unseren Strom für Produktion, Klima sowie Heizung mit einem eigenen Kleinkraftwerk – unterstützt. Wir arbeiten zudem CO2-neutral und sind nach der aktuellsten ISO 9001-2015 in Bezug auf den Betriebsablauf sowie nach ISO 14001-2015 im Bereich Umweltverträglichkeit zertifiziert. Des Weiteren verfügen wir über ein GOTS-Zertifikat und sind von einem Mitglied der Fair Wear Foundation für gut befunden worden. Weitere Schritte werden folgen. Wir leben die Inhalte dieser Zertifikate aus Überzeugung und nicht, weil sie uns von den Kunden diktiert werden”, so Armin Lustenberger, Geschäftführer der Firma Crestyle Hungary.
Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass ethisch-moralische Werte nur dann geachtet werden, wenn Produktion und Kunde sich im gleichen Kulturkreis befinden.
„Als Geschaftsführer der Firma habe ich natürlich das Produkt im Fokus, aber mindestens so wichtig ist mir, dass wir im Sinne einer Wertegemeinschaft als Team eine kundenorientierte Leistung erbringen. Jeder Mitarbeiter kann sich, unabhängig von seiner Position, positiv einbringen, um das angestrebte Ziel letztendlich mit Stolz zu erreichen. Wir lassen unsere Mitarbeiter auch bei privaten Sorgen nicht allein, gewähren zinslose Darlehen, leisten bei Härtefällen Vorauszahlungen und bieten Unterstützung im Umgang mit Behörden oder auch bei Bankgesprächen an.”
Die Crestyle Hungary wurde 1996 gegründet. Davor war es ein staatlicher Betrieb, der eine breite Pallette an Textilien produzierte. Der Kaufentscheid ist auf die zunehmende Unzufriedenheit zurückzuführen, den die Crestyle AG Schweiz mit der Lohnveredelung erfahren musste. Qualitätsmängel, Fehllieferungen, Lieferverzögerungen sowie Absprachen, die nicht eingehalten wurden, waren an der Tagesordnung.
„Unsere Geschäftpolitik: Wir wollen uns ökologisch, nachhaltig und sozial-verträglich aufstellen.” Armin Lustenberger Geschäftsführer
„Die Umstellung brachte und bringt uns den Vorteil, dass diese Teile eine kurze Durchlaufzeit haben (Produktion) und wir somit bei den Herstellkosten gegenüber noch lohngünstigeren Standorten kokurrenzfähig sind. Zudem kann man viel über die Produktivität wettmachen”, so Armin Lustenberger zu den Vorteilen des Kaufentscheids.
„Wir haben das Dienstleistungsangebot wesentlich erweitert. Wir machen nach Wunsch Modell- und Stoffvorschläge, können betriebsnah drucken und sticken, machen Verpackungsvorschläge, sorgen für deren Umsetzung und liefern dem Kunden die Ware nach Bedarf frei Haus. Wir versuchen möglichst kurze Transportwege beim Kauf der Zutaten und Stoffe zu finden. Zudem wählen wir nach Möglichkeit Stoffe mit einer guten Ökobilanz. In den letzten Jahren haben wir große Mengen von Bambusstoffen eingesetzt. Bambus kann einerseits sehr schnell nachwachsen, bietet aber auch den Vorteil, keine Allergien auszulösen. Die Kompositionen der Stoffe ändern sich aufgrund der modischen Tendenzen und der technischen Entwicklung laufend, aber eine Konstante bleibt: Die kritische Betrachtung nach ökologischen und nachhaltigen Kriterien. Die Produktivität haben wir stetig verbessert. Wir verfügen heute mit 50 Mitarbeitern über eine Kapazität von circa 500.000 Teilen. Die aktuelle Infrastruktur könnte circa 100 Mitarbeiter aufnehmen, was einer Verdoppelung der Produktionskapazität gleichzusetzen wäre”, führt der Geschäftsführer aus.
In erster Linie jedoch geht es Armin Lustenberger und seinem Team darum, die Firma immer weiter unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu modernisieren. Jahr für Jahr wird in den Maschinenpark investiert, um sich qualitativ und ökologisch zu verbessern. „Im letzten Jahr haben wir die größte Investition in der Geschichte der Crestyle Hungary getätigt. Es wurde ein Erweiterungsbau fertiggestellt für Produktentwicklung, Zuschnitt und Lager und die alten Räumlichkeiten wurden kernsaniert. Diese Investition wurde zu 100% aus den Reserven der Firma bezahlt”, so der Geschäftsführer.
„Nebst dem eigenen Strom aus erneuerbaren Energien nutzen wir das Regenwasser für Toilettenspülungen und die neuen elektrischen Anlagen bringen eine wesentliche Stromersparnis. Wir haben die internen Abläufe optimiert und eine Umweltingenieurin überwacht die ökologischen Massnahmen.
Beim Kunden kommt das alles sehr gut an”, erklärt Armin Lustenberger. „Leider ist der Markt noch nicht bereit, auch dafür zu bezahlen. Es ist lediglich ein Wettbewerbsvorteil bei annäherd gleichem Angebot der Konkurrenz.”
Zum Glück ist die Firma preislich durchaus attraktiv und bei öffentlichen Aussschreibungen im europäischen Raum stets unter den drei günstigsten Anbietern. Dennoch freut es Armin Lustenberger, dass der Trend langsam hin zu umweltverträglicher Produktion geht.
„Wir müssen mit unseren Ressourcen anders umgehen”, betont er, „weniger kaufen, dafür aber qualitativ hochwertigere Produkte. Wir müssen den Lebenszyklus eines Produktes beachten und auch, was bei der Entsorgung mit dem Produkt passiert. Letztendlich haben wir keine andere Wahl, wenn wir den Prognosen der Experten bezüglich der Bevölkerungsentwicklung in diesem Jahrhundert glauben dürfen.”