Pharmazeutische Markenprodukte für alle
Interview mit Jens Remmers und Stephanie Lemke von der CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Remmers, Frau Lemke, Ihr Produktportfolio ist sehr diversifiziert. Was ist das Kerngeschäft von CHEPLAPHARM?
Jens Remmers: Unser Fokus ist der Kauf von Markenprodukten, die zehn Jahre aus dem Patent heraus sind. Unsere Geschäftspartner sind also die sogenannten Big Pharma. Diese verkaufen regelmäßig ihre ‘alten’ Produkte aus den Patenten heraus, da sie wirtschaftlich für sie nicht mehr interessant sind. Ein Produkt ist am profitabelsten, wenn es gerade am Markt zugelassen oder noch im Patent ist. Sobald das Patent ausläuft, kommen Generika auf den Markt und das Produkt verliert an Umsatz. Da der deutsche Pharmamarkt schon zurzeit unserer Firmengründung vor 23 Jahren sehr preiskompetitiv war, hat unser Unternehmensgründer und Eigentümer, Sebastian Braun, damals bereits entschieden, dass Deutschland zwar unser Heimat-, aber nicht unser Hauptmarkt ist.
Wirtschaftsforum: Gab es im Laufe der Jahre besonders wichtige Entwicklungsschritte?
Stephanie Lemke: Wir haben uns von Anfang an gut entwickelt, aber es hat bis 2017 gedauert, bis unsere Plattform ausentwickelt war. Entsprechend haben wir erst dann mit großen Zukäufen begonnen. Wir finanzieren uns dafür hauptsächlich über den Kapitalmarkt. Inzwischen sind wir ein begehrtes Investment am Markt. Sebastian Braun hatte also unternehmerisch in vielerlei Hinsicht die richtige Intuition.
Wirtschaftsforum: Gibt es Schwerpunkte im Produktsortiment von CHEPLAPHARM?
Stephanie Lemke: Unsere Stärke ist unsere Diversifizierung über alle Therapiegebiete und auch Länder hinweg. Das nutzen wir für unsere Risikostreuung. So sind wir unabhängiger von Marktschwankungen. Wir haben im Grunde zwei Produktgruppen. Das sind zum einen die Legacy-Produkte, also die ehemaligen Blockbuster der Pharmaunternehmen, mit denen wir über unsere weltweite Aufstellung noch ausreichend Absatzpotenzial haben. Zum anderen vertreiben wir Nischenprodukte, die nur einen begrenzten oder aber gar keinen Wettbewerb in ihrem Wirkstoff haben.
Wirtschaftsforum: Welche Vorteile hat Ihr Geschäftsmodell für die Patienten?
Jens Remmers: Wir fühlen uns Patienten gegenüber ethisch und moralisch verpflichtet und können durch unser Outsourcing und unser Plattformmodell zum einen kostengünstig agieren und zum anderen auch geringste Mengen zur Verfügung stellen. Wir können Produkte, schnell und fehlerfrei integrieren. Mit einem Netzwerk aus über 85 Lohnproduzenten als Partner haben wir Spezialisten für alle Darreichungsformen, sind extrem flexibel und können skalieren.
Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für die kommenden Jahre?
Jens Remmers: In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, jährlich rund 50% Umsatzwachstum zu realisieren. 2020 hatten wir dann unser umsatzstärkstes Jahr überhaupt. Wir haben über 1,3 Milliarden EUR in neue Produkte investiert und auch schon in diesem Jahr Investitionen in Höhe von rund 95 Millionen EUR vorgenommen. Wir arbeiten engagiert und konsequent an unserer Produkt-Pipeline. Wir werden optimieren, aber unserem Geschäftsmodell, unserer ethischen Verantwortung und unserem partnerschaftlichen Ansatz treu bleiben. Über die Jahre hinweg ist es uns gelungen, ein Vertrauensverhältnis zu den Big Pharma aufzubauen. Das ist eine sehr gute Entwicklungsgrundlage. Aufgrund unserer Diversifizierung blicken wir extrem positiv in die Zukunft. Wir haben aktuell mögliche Produktzukäufe für die kommenden fünf Jahre analysiert. Hier gibt es noch exorbitante Volumina zu heben.