Oberflächenforschung mit Tiefgang

Interview mit Mag. Alexander Balatka, CEO und Prof. Dr. Markus Valtiner, Wissenschaftlicher Leiter der CEST Kompetenzzentrum für elektrochemische Oberflächentechnologie GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Magister Balatka, Herr Prof. Dr. Valtiner, CEST ist ein österreichisches Forschungszentrum mit hervorragender Reputation in Industrie und Wissenschaft. Wie sah die Entwicklung bis heute aus?

Mag. Alexander Balatka: CEST wurde 2008 mit der Idee gegründet, ein Kompetenzzentrum für elektrochemische Oberflächenforschung aufzubauen. Dies geschah im Rahmen des österreichischen Förderprogramms Comet, einem Programm von Wirtschaft und Wissenschaft zur Förderung exzellenter Technologien.

Prof. Dr. Markus Valtiner: Das Comet-Programm unterstützt gezielt die Zusammenarbeit von akademischer und industrieller Forschung. Hier in der CEST GmbH liegt der Fokus auf der Elektrochemie. Anfangs ging es unter anderem darum, chromhaltige Prozesse in der Beschichtung und Korrosion durch nicht-chromhaltige Prozesse zu ersetzen. Spätestens seit Fukushima ist klar, dass die Elektrochemie mit Wasserstoff, CO2-Reduktion und Batterien zentrales Thema mit großem Forschungsbedarf ist.

Wirtschaftsforum: CEST arbeitet für unterschiedlichste Industrien wie Elektro-, Halbleiter- und Flugzeugindustrie, für Blue Chips und KMUs. Wie ist das Unternehmen aufgestellt, um zukunftsorientierte Lösungen zu erarbeiten?

Mag. Alexander Balatka: Der Hauptsitz befindet sich in Wiener Neustadt. Einen zweiten Standort gibt es in Linz, eine Art B2B-Hub, wo wir für verschiedene Indus-trien standardisierte Tests durchführen; zum Beispiel Korrosionstests. Durch die Verlagerung in den Westen haben wir uns auch dem deutschen Markt genähert. Die Mitarbeiteranzahl liegt im Durchschnitt bei 50; wir bieten unter anderem Ausbildungen im PhD-Bereich an, begleiten Masterstudenten. Der Umsatz liegt bei rund sechs Millionen EUR und ergibt sich über Comet, nationale und internationale Forschungsprojekte und den nicht-geförderten B2B-Bereich, das heißt die direkte Auftragsforschung.

Prof. Dr. Markus Valtiner: In Österreich und der DACH-Region sind wir eines der wenigen Unternehmen, die diese Tests als Dienstleistung anbieten.

Wirtschaftsforum: Was setzt CEST von anderen Forschungseinrichtungen ab?

Prof. Dr. Markus Valtiner: CEST kennzeichnet, beides zu machen, akademische und industrielle Forschungsarbeit. Bei uns steht der Grundlagenforschungscharakter im Zentrum; dabei decken wir die gesamte Wertschöpfungskette von der brillanten Idee bis zur Betreuung bei der Umsetzung in der Industrie ab. Nicht zuletzt unterstützen wir Firmen mit Kompetenz und allen apparativen Möglichkeiten, um bei europäischen Projektanträgen kompetitiv zu sein; das heißt, wir übernehmen zum Beispiel die Antragsschreibung.

Wirtschaftsforum: Lässt sich die Arbeit trotz aller Komplexität kurz zusammenfassen?

Prof. Dr. Markus Valtiner: Das CEST-Angebot basiert auf drei Säulen: der direkten industriellen Forschung, der Forschung im EU-Bereich, wo wir unterstützen, sowie dem nationalen Bereich.

Wirtschaftsforum: Sehen Sie für die Zukunft besondere Herausforderungen?

Prof. Dr. Markus Valtiner: Als Oberflächen- und Elektrochemieforschungszentrum sehen wir in der Energiekonversion und Oberflächenprozesstechnik zur Herstellung von Halbleitern wichtige Arbeitsschwerpunkte. Wir sind in Europa eines der am besten ausgestatteten Oberflächenanalysezentren, die auch die Industrie bedienen. Unter einem Dach vereinen wir alle bis auf eine wichtige Technik in der Materialwissenschaft; die Techniken, die wir nicht abdecken, kaufen wir über Unis zu oder haben sie in unserem Netzwerk. Diese Kompetenzen nutzen wir zum Beispiel, um zu zeigen, dass man in der Produktion optimieren kann bei gleicher Performance; allein durch Materialeinsparungen und cleveres Design. Wir machen viel in Richtung CO2-Reduktion; dabei geht es um die direkte Verwertung von CO2 als Rohstoff. Unser größtes Wachstumspotenzial sehe ich in der Nachhaltigkeitswende; unsere Expertise ist hier einzigartig. Dabei kann es um die Mitentwicklung von Katalysatoren für die CO2-Reduktion gehen oder den Umstieg auf Wasserstofftechnologien. Wir wollen die richtigen Schritte setzen, um mit nachhaltiger Technologie Klimaziele zu erreichen und sind fest davon überzeugt, dass das möglich ist.

Mag. Alexander Balatka: Unsere Kinder sollen eine positive Zukunft haben. Das ist die größte Motivation bei CEST.

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Ein Koffer voll Nachhaltigkeit

Interview mit Bertram Göb, Geschäftsführender Gesellschafter der W.AG Funktion + Design GmbH

Ein Koffer voll Nachhaltigkeit

Kunststoff – das Multitalent unter den Materialien. Vielseitig einsetzbar, robust, langlebig, optisch attraktiv. Aber schlecht für die Umwelt? „Über Recycling und eine Kreislaufwirtschaft kann auch Kunststoff einen Beitrag zu einem…

Von Qualität leiten lassen

Interview mit Benjamin Klingenberg, Managing Director DACH-Region der NCAB Group Germany GmbH

Von Qualität leiten lassen

Leiterplatten waren in der Coronazeit ein knappes Gut. Der Hersteller NCAB Group Germany GmbH mit Hauptsitz in München hat diese Zeit nicht nur gut überstanden, sondern konnte seine Kunden auch…

Von Ablaufschlauch bis Zeltbeheizungsschlauch

Interview mit Sebastian Gombert, General Manager der Flexschlauch Produktions GmbH

Von Ablaufschlauch bis Zeltbeheizungsschlauch

Schläuche sind flexibler als Rohre und damit ideale Verbindungslösungen in der Medizin- und Sicherheitstechnik, aber auch in Automobil- und Luftfahrtindustrie. Gerade durch ihre Vielfalt an Schlauchlösungen hat sich die Flexschlauch…

Spannendes aus der Region Wiener Neustadt

Stahlbau heute: Besser automatisiert

Interview mit Gregor Uher, Betriebsleiter/Prokurist der Zeman Bauelemente Produktions GmbH

Stahlbau heute: Besser automatisiert

Seit bald 60 Jahren ist die Zeman Bauelemente Produktions GmbH mit Sitz im österreichischen Scheifling im Bereich Stahlbau zu Hause. Mit ihren Maschinen für den Stahlbau bedient sie Stahlbauunternehmen auf…

Fitness für jeden

Interview mit Sven Decker, Geschäftsführer der Sven Decker Holding GmbH (HappyFit Zentrale)

Fitness für jeden

Die Liebe zur Fitness und ein ausgeprägter Wettbewerbsgeist haben Sven Decker, Gründer und Geschäftsführer der Fitnessstudiokette Happy Fit, zum Erfolg geführt. Der gelernte Physiotherapeut, mehrfache Staatsmeister in Fitness-Akrobatik und ehemalige…

Die Kraft der Stille

Interview mit Harald Schopf, Gesamtleiter des Kneipp- und Gesundheitszentrums der Barmherzigen Brüder

Die Kraft der Stille

„Gesund zu sein ist heute schon fast ein Synonym für ein glückliches Leben“, weiß Harald Schopf, Gesamtleiter des Kneipp- und Gesundheitszentrums der Barmherzigen Brüder im österreichischen Schärding. Das Kurhaus ist…

Das könnte Sie auch interessieren

Lebensversicherung als Employee Benefit

Interview mit Dr. Claus Mischler, CEO der Youplus Assurance AG und Dr. Jan Möller, CEO der Youplus Assurance Germany

Lebensversicherung als Employee Benefit

In Zeiten des akuten Fachkräftemangels und eines intensiven ‘War for Talents’ müssen Unternehmen kreativ sein, wenn es darum geht, die besten Arbeitskräfte für sich zu gewinnen und an sich zu…

Es passt!

Interview mit Stefan Barnowski, Vertriebsleiter Romakowski GmbH & Co. KG

Es passt!

Auf der BAU23, der Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme, waren sie für viele die Sensation schlechthin – die Dachpaneele Typ RD der Romakowski GmbH & Co. KG aus Buttenwiesen.…

Fitness für jeden

Interview mit Sven Decker, Geschäftsführer der Sven Decker Holding GmbH (HappyFit Zentrale)

Fitness für jeden

Die Liebe zur Fitness und ein ausgeprägter Wettbewerbsgeist haben Sven Decker, Gründer und Geschäftsführer der Fitnessstudiokette Happy Fit, zum Erfolg geführt. Der gelernte Physiotherapeut, mehrfache Staatsmeister in Fitness-Akrobatik und ehemalige…

TOP