Gut beschichtet – damit‘s länger hält
Interview mit Stefan Beyeler, CEO der Buser Oberflächentechnik AG
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Schon die Firma Fritz Buser, 1929 gegründet, mit der die Firmengeschichte von Buser Oberflächentechnik begann, war ein innovatives Unternehmen: Sie entwickelte und baute die weltweit erste Textilbedruckungsmaschine und produzierte diese für den Weltmarkt.
„Da für die Herstellung Beschichtungen, zum Beispiel für die Walzen, erforderlich waren, begann man mit der Oberflächenbeschichtung“, erzählt Stefan Beyeler. Dieser Bereich wurde 1998 ausgegliedert und als Buser Oberflächentechnik weiter betrieben. „Zunächst haben wir als Subunternehmen Beschichtungen für die Mutterfirma gemacht. Heute sind wir komplett unabhängig“, so der CEO.
Ein Meilenstein war 1992 die Inbetriebnahme des größten Sinterofens Europas, der die Beschichtung von bis zu 4 x 8 m großen Teilen ermöglicht. „Er ist noch heute einer der größten Öfen in Europa. Das ist oft ausschlaggebend für den Zuschlag“, erklärt Stefan Beyeler. Buser Oberflächentechnik verfügt außerdem über einen eigenen kleinen Reinraum, in dem Teile für spezielle Industrien wie Medizintechnik oder Halbleitertechnologie beschichtet werden. 30 bis 35 Mitarbeiter sind in dem Unternehmen beschäftigt, das einen Jahresumsatz von sechs Millionen CHF generiert. Buser Oberflächentechnik ist nach wie vor im Familienbesitz, mittlerweile in der dritten Generation. Im September 2020 hat Stefan Beyeler die Geschäftsführung übernommen.
Vielfalt in funktionellen Beschichtungen
Buser Oberflächentechnik ist eines der wenigen Unternehmen, die sowohl das Kunststoffbeschichten als auch das Thermische Spritzen anbieten. „Mit beiden Technologien die Möglichkeit zu haben, mit Kunststoff und Metall zu beschichten, ist fast einzigartig“, betont Stefan Beyeler. Immer geht es dabei um funktionelle Beschichtungen, also solche, die zum Beispiel gegen Verschleiß, Abrasion oder Korrosion schützen. Die Kunden kommen insbesondere aus den Bereichen Food, Pharma und aus dem Maschinenbau.
„Für die Impfstoffhersteller beschichten wir beispielsweise die Zentrifugen. Zusammen mit einem Konsortium namhafter Firmen beschäftigen wir uns auch mit neuen Beschichtungen für die E-Mobilität. Hier geht es um besonders präzise Beschichtungen, die temperaturbeständig sind, Elektrizität isolieren und beständig gegen Chemikalien sind“, erläutert der CEO. Er möchte das Unternehmen noch stärker automatisieren und erklärt: „Wir haben Roboter, aber in diesem Bereich noch Entwicklungsbedarf. Die Automation ist auf unserem Gebiet eine Herausforderung, da unser Spektrum an Geometrien sehr breit ist.“ Die Maschinen sind bereits digital angeschlossen und etwa in der Lage, Kurven auszulesen. „Die Digitalisierung ist gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel sehr wichtig, aber auch für das Wissensmanagement“, sagt Stefan Beyeler.
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„Potential sehe ich insbesondere in Deutschland und der Schweiz, da hier immer mehr Produktionen zurückgeholt werden.“ Stefan BeyelerCEO
Ganz praktisch gegen den Wegwerftrend
Was Buser Oberflächentechnik besonders auszeichnet, ist das Rundum-sorglos-Paket mit allen Leistungen rund um die Beschichtung aus einer Hand. Stefan Beyeler hebt den Mehrwert für den Kunden hervor: „Wir stiften wirklich Kundennutzen, von der Qualität bis zum Service, und sind extrem flexibel und vielseitig. In dieser Hinsicht sind wir ganz weit vorn. Wir lösen Probleme für unsere Kunden.“
Nachhaltigkeit ist bei Buser Oberflächentechnik ein großes Thema – und wird in der Firma auch ganz praktisch realisiert: „Wenn ein Substrat kaputt geht, können wir es reparieren und wieder neu beschichten. Damit wirken wir dem Wegwerftrend entgegen“, so der CEO. Das Firmendach ist außerdem mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. In der Vergangenheit, als es noch wenig Wettbewerb gab, lebte Buser Oberflächentechnik von seiner Bekanntheit und seinem guten Ruf. Jetzt werde man in dieser Hinsicht aktiver, erzählt Stefan Beyeler: „Wir machen gerade ein Refresh, was unser Image und unsere Werte angeht.“ Werte braucht es auch, um als Arbeitgeber zu überzeugen, weiß der Firmenchef. Insofern ist auch das regelmäßige Treffen mit den Mitarbeitern, bei dem er selbst hinter dem Grill steht, wertstiftend. „Wir machen viel für unsere Mitarbeiter und bezahlen gute Löhne“, hebt er hervor.
Wachstum und Modernisierung geplant
Der wichtigste Markt ist für Buser Oberflächentechnik nach wie vor die Schweiz. „Danach folgt Deutschland. Wir sind außerdem in Frankreich, Österreich, Italien und den USA tätig. Potenzial sehe ich insbesondere in Deutschland und der Schweiz, da hier immer mehr Produktionen zurückgeholt werden“, sagt Stefan Beyeler. Die Homepage ist international gehalten.
Auch auf Messen ist das Unternehmen präsent, überwiegend in der Schweiz. Die Coronazeit war für Buser Oberflächentechnik keine leichte, schildert der CEO: „Bis vor Kurzem kamen Projekte oft in letzter Sekunde oder gar nicht; nichts war wirklich planbar. Dass wir in den Bereichen Chemie und Pharma tätig sind, hat uns allerdings geholfen. Jetzt haben wir ein anderes Problem: Container und Rohstoffe sind knapp.“ Trotz allem soll das Unternehmen weiter wachsen. Für das Jahr 2022 plant der CEO eine Modernisierung der Anlagen. Wichtig ist ihm auch, dass der Außendienst, wenn möglich, wieder mehr persönlichen Kundenkontakt hat. „Auf jeden Fall werden wir das Projekt E-Mobilität voranbringen“, kündigt er an. „Wir werden, gerade für die größeren Serien, die Automatisierung vorantreiben. Unsere Vision ist, zu 100% emissionsfrei zu sein“, so Stefan Beyeler.