Wenn höchste Präzision gefordert ist
Interview mit Olaf Furtmeier, Geschäftsführer der BURKHARDT+WEBER Fertigungssysteme GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Furtmeier, Ihr Unternehmen ist seit mehr als 130 Jahren erfolgreich im Maschinenbau tätig, hat zwei Weltkriege überstanden.
Olaf Furtmeier: Ja, BURKHARDT+WEBER wurde als Hersteller von Werkzeugmaschinen im Jahr 1888 gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben wir die erste Transferstraße für die Massenproduktion in Europa gebaut, damit sind wir groß geworden. Ende der 1950er-Jahre haben wir als erster Maschinenbauer weltweit ein NC-gesteuertes Bearbeitungszentrum vorgestellt. Wir haben immer wieder Pionierleistungen erbracht. Später waren wir dann Wegbereiter für die Massenproduktion in der Automobilindustrie.
Wirtschaftsforum: Von der haben Sie sich 2003 verabschiedet. Warum?
Olaf Furtmeier: Wir haben beschlossen, uns von da an als Nischenanbieter zu positionieren und uns auf Schwerzerspanung, hochpräzise Maschinen und Großbearbeitungszentren zu konzentrieren: kundenspezifische Lösungen für anspruchsvolle Bearbeitungsaufgaben. Dafür sind wir heute weltweit bekannt: für die genauesten Bearbeitungszentren, die es am Markt gibt. Wir sind ‘die Mutter der Werkzeugmaschinen’, wenn man große Zentren möchte, vier- oder fünfachsig für hochpräzise Komponenten, dann kommt man zu BURKHARDT+WEBER.
Wirtschaftsforum: Was sind das für Märkte, die solche hochpräzisen Bearbeitungszentren benötigen?
Olaf Furtmeier: Vor allem Maschinen für die Werkzeugmaschinenindustrie und die Halbleiterindustrie, da hier hochgenaue Anforderungen bestehen. Aber auch Hersteller von Großdieselmotoren – hier bieten wir Turn-Key-Lösungen für die Komplettbearbeitung aus einer Hand –, die Luft- und Raumfahrtindustrie, Kunststoff- und Holzverarbeiter, die Miningindustrie und der allgemeine Maschinenbau. Wir sind sehr breit aufgestellt. Immer wenn hochgenaue Bauteile gebraucht werden, die schwer zu zerspanen und einbaufertig bearbeitet werden müssen, dann kommen wir ins Spiel.
Wirtschaftsforum: Mit 220 Mitarbeitern und 45 Millionen EUR Umsatz gehören Sie eher zu den kleineren Anbietern.
Olaf Furtmeier: Das stimmt, unsere Wettbewerber sind oft zigfach größer. Aber die tun sich deshalb ungleich schwerer mit kundenspezifischen Lösungen. Wir bieten technische Besonderheiten, die andere nicht haben, zum Beispiel ein Werkzeugmagazin. Wir sind bis heute in der Werkzeugmagazintechnik weltweit führend. Außerdem: Wenn es hochgenau wird, sind wir besonders stark, hier gibt es kaum Wettbewerb.
Wirtschaftsforum: Welches sind Ihre wichtigsten Auslandsmärkte?
Olaf Furtmeier: Am wichtigsten ist Europa, aber wir sind weltweit unterwegs. Wir profitieren hier davon, dass wir seit 2012 zu Indústrias ROMI S.A. gehören, dem größten Werkzeugmaschinenhersteller Brasiliens. Wir sind auch seit Jahrzehnten in China vernetzt, aber der chinesische Markt wird immer schwieriger, da immer mehr die eigenen Produkte fokussiert werden.
Wirtschaftsforum: Sie haben vor einiger Zeit Kompetenzzentren innerhalb des Unternehmens eingerichtet. Was verbirgt sich dahinter?
Olaf Furtmeier: Wir haben uns organisatorisch neu aufgestellt mit Kompetenzzentren und Verantwortlichen, um näher am Kunden sein zu können. Wir wollen noch besser verstehen, was der Kunde möchte, und dies entsprechend umsetzen. Nicht nur in Stahl und Eisen, sondern auch in Bits und Bytes. Also Customizing auf den Punkt, wir können gut zuhören.
Wirtschaftsforum: Was würden Sie als Ihre wichtigsten Erfolgsfaktoren bezeichnen?
Olaf Furtmeier: Das umfassende Verständnis für das Thema Werkzeugmaschinen, das ist tief im Team verankert. Und unsere Mannschaft, die Ausbildung, Weitergabe des Know-how und Akkumulation des Wissens. Wir haben immer wieder neue Entwicklungen mitgemacht, waren immer groß genug für internationales Geschäft, aber klein genug, um Wandel immer wieder mitzumachen und uns neu zu erfinden.
Wirtschaftsforum: Welche Themen stehen für das Jahr 2022 ganz oben?
Olaf Furtmeier: Wir wollen weiter die Potenziale der Digitalisierung heben. Am Fertigungsstandort Deutschland mit seinen hohen Personalkosten muss man automatisieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Außerdem wollen wir uns noch intensiver der Gesamtsituation stellen, der VUKA-Welt, die von wachsender Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität gekennzeichnet ist. Es gilt, die Zukunft vorauszudenken.