Es fließt – schneller, besser, intelligenter
Interview mit Martin Gräb, Geschäftsführer der BSS Bohnenberg GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Gräb, BSS ist Synonym für intelligente Intralogistiksysteme. Wie kam es dazu?
Martin Gräb: Wir sind seit über 30 Jahren am Markt und haben uns konsequent weiterentwickelt. BSS wurde 1991 von Harald Bohnenberg gegründet, konzentrierte sich zunächst mit fünf Mitarbeitern auf Automationslösungen für Hochregale, bis 1994 der Entschluss reifte, mehr zu bieten, als die Gründungsidee beinhaltete. So wurden erste Schritte Richtung echte Generalunternehmerschaft gemacht – ein Weg, der kontinuierlich verfolgt wurde, sodass wir heute Generalplaner und -unternehmer sind. BSS agiert als Generalist, ohne seine Wurzeln, Automatisierungstechnik und Lagerverwaltungssysteme, zu vergessen.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich diese Entwicklung auf die Unternehmensstruktur ausgewirkt?
Martin Gräb: Harald Bohnenberg hat 2006 die mehrheitlichen Unternehmensanteile an die Rofa AG abgegeben und ist 2014 aus dem Unternehmen ausgestiegen. Heute sind wir eine 100%ige Tochtergesellschaft der ROFA AG, haben 160 Mitarbeiter und setzen zwischen 60 und 70 Millionen EUR um. Im thüringischen Ilmenau gibt es einen weiteren Standort, ein Ingenieurbüro, mit fünf Mitarbeitern. Seit 2020 ist das Geschäftsfeld Logistiksysteme in der AG zum Vorstandsresort geworden, was seine wachsende Bedeutung unterstreicht.
Wirtschaftsforum: Was macht BSS anders als andere?
Martin Gräb: Anders als die meisten Wettbewerber möchten wir uns nicht auf eine Technologie konzentrieren, sondern Kunden ein komplettes Spektrum bieten. Wir sind der Meinung, dass es wenig hilfreich ist, nur die Logistikanlage auszuführen, wenn es noch weiteren Bedarf gibt; zum Beispiel ein Hochregallager, eine Sonderanlage oder eine Sprinkleranlage, die eingebaut werden muss. Deshalb haben wir sehr früh den Pfad der reinen Logistik verlassen und Peripheriedienstleistungen und -gewerke in das Portfolio integriert. BSS ist ein eingetragenes Bauunternehmen, das auch komplette Bauleistungen anbietet; damit setzen wir uns vom Markt ab. Weil wir als Systemintegrator zum Teil zukaufen, sind unsere Marktkenntnisse von großem Vorteil. Am Ende liefern wir Anlagen, die wie aus einem Guss erscheinen. Typisch für BSS ist auch, Kunden nach Abschluss eines Projektes nicht allein zu lassen, zum Beispiel bei Störungen oder Wartungen. Auch nach 20 Jahren verstehen wir uns als ihr Partner.
Wirtschaftsforum: Wie sieht diese Partnerschaft aus?
Martin Gräb: Für uns zählt der direkte Kontakt. Wir planen und errichten Anlagen, mit deren Hilfe Kunden ihre Stückgüter automatisch lagern, sortieren, fördern und kommissionieren können. Bei diesen hoch technisierten Anlagen ist es wichtig, vor Ort zu sein, sich dort umzusehen, das Produkt zu kennen und die Abläufe zu sehen und zu verstehen. Das geht nur vor Ort und nicht per Teams.
Wirtschaftsforum: Der Auftragseingang des Unternehmens steigt kontinuierlich um 5% jährlich. Woran liegt das?
Martin Gräb: Unser Erfolg hängt nicht allein von unseren Mitarbeitern, wettbewerbsfähigen Preisen und konkurrenzfähigen Konzepten ab, sondern auch von unserem fundierten Markt-Know-how. Wir sind eingebettet in ein Netz ausgewählter Lieferanten und Dienstleister, die uns unterstützen. Als Komplettanbieter legen wir größten Wert auf Services; Ersatzteilbeschaffung, Wartung, eigene Hotline und Schulungen sind Teil des Angebots. Dank schlanker Hierarchien sind wir reaktionsschnell und auch die Unternehmensspitze ist nach wie vor eng in die Projekte eingebunden. Hinzu kommt, dass Automation und Lagerverwaltungssysteme im Hintergrund entscheiden, wie gut eine Anlage läuft. Da sehe ich BSS mit an der Spitze des Marktes. Die Intralogistik ist ein recht junges Feld und BSS eines der etabliertesten Unternehmen mit großer Erfahrung. Diese Rolle wollen wir weiter festigen.