„Unser Motto? Keine Angst vor großen Projekten!“

Interview mit Sven Borgel, Niels Borgel und Stefan Wagener, Geschäftsführer der Borgel Elementbau GmbH

Wirtschaftsforum: In den 22 Jahren ihres Bestehens hat sich die Borgel Elementbau GmbH in über 1.200 Projekten eine beachtliche Erfahrung in der Bauwirtschaft erarbeitet. In welchem Segment liegt dabei Ihre Kernkompetenz?

Stefan Wagener: Wir beschäftigen uns hauptsächlich mit der Dach- und Wandverkleidung von Gewerbe- und Industriegebäuden und bewegen uns dabei primär in der Papierindustrie, die aufgrund der Verwerfungen der Pandemie gerade ein besonderes Wachstum erfährt, sowie in der Errichtung von Datencentern und im Kraftwerksbau, der derzeit einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel durchmacht – weg von der Stein- und Braunkohle als Ausgangsstoff und hin zur Biomasse. Eine besondere Kompetenz haben wir uns dabei im Bereich der Trapezblech- und Sandwichelemente erarbeitet, wobei wir auf Wunsch auch schlüsselfertige Gebäudehüllen samt der vollständigen Dachabdichtung, dem Blitzschutz, den Türen, Fenstern, Lüftungsgittern und sämtlichen weiteren erforderlichen Komponenten anbieten.

Wirtschaftsforum: Ein langjähriger Bauboom trifft nun auf steigende Zinsen und eine allgegenwärtige Materialknappheit. Wie sehen Sie die Marktentwicklung perspektivisch?

Sven Borgel: Aus einer sehr guten Auftragslage heraus haben die deutlichen Preissteigerungen und die bisweilen unzureichende Baustoffverfügbarkeit auch uns getroffen. Das Tagesgeschäft war in dieser Zeit stark davon geprägt, im entsprechenden Budgetrahmen die notwendigen Komponenten zu beschaffen, als beispielsweise Stahl mitunter nur noch zu Tagespreisen handelbar war – eine Problematik, die wir bis dato nicht gekannt hatten und auf die wir entsprechend reagieren mussten, unter anderem mit der Vereinbarung von Preisgleitklauseln mit unseren Auftraggebern. Glücklicherweise sind die drei Branchen, in denen wir uns hauptsächlich engagieren, von der allgemeinen Marktlage vergleichsweise losgelöst und erleben weiterhin ein starkes Wachstum. Gleichzeitig hat uns sicherlich geholfen, dass sich unser Unternehmen in seinem Leistungsspektrum nicht allein auf die Errichtung und Übergabe von Fassaden- und Dachverkleidungen beschränkt, sondern die Gebäudehülle in ihrem gesamten Lebenszyklus betrachtet und hier entsprechend unterstützen kann.

Wirtschaftsforum: Wie früh werden Sie üblicherweise an der Entwicklung eines Projekts beteiligt?

Sven Borgel: Am liebsten so früh wie möglich. Gerade bei Rechenzentren und Kraftwerken sind wir oft schon in die Frühphase der Planungsarbeiten involviert, wenn zunächst die entsprechenden Genehmigungsverfahren anstehen. Bei Themengebieten wie Schall-, Wärme- und Brandschutz können wir unsere Kunden auf Basis unserer umfangreichen Expertise sehr umfangreich zu den bauphysikalischen Herausforderungen und Konzepten beraten, was gerne angenommen wird. Perspektivisch wird gerade die Digitalisierung in späteren Abschnitten des Gebäudelebenszyklus, insbesondere in der Wartungs- und Instandhaltungsphase, neue Möglichkeiten eröffnen.

Wirtschaftsforum: Welche neuen Wege möchten Sie dort gehen?

Niels Borgel: Im Rahmen des Building Information Modeling arbeiten wir schon heute eng mit den anderen Gewerken zusammen und setzen dort vor allem auf den sogenannten digitalen Zwilling – ein Themenkomplex, bei dem wir im Vergleich mit vielen Wettbewerbern einen deutlichen Wissensvorsprung genießen. In diesem Zuge engagieren wir uns auch im Internationalen Verband für den Metallleichtbau und leiten dort eine Arbeitsgruppe, die die BIM-Standards entsprechend weiterentwickeln möchte. Perspektivisch wird das digitale Gebäudemodell mit immer mehr Informationen verknüpft, indem dort bauphysikalische Werte wie die Wärmeleitfähigkeit und Schallschutzkennzahlen oder auch entsprechende Wartungsintervalle hinterlegt werden, was die Implementierung von Überwachungs- und Maintenace-Verfahren viel einfacher machen wird. Tritt irgendwann einmal ein Schaden auf, kann der zuständige Gebäudemanager einfach auf das betreffende Paneel im digitalen Zwilling klicken und erhält dort sämtliche Informationen, die er benötigt, um unverzüglich eine Reparatur oder anderweitige Interventionen anzustoßen. Schon heute übergeben wir dem Bauherrn nicht mehr allein die fertige, wunschgemäß errichtete Fassade, sondern auch einen entsprechenden Datensatz, der bei der Betreuung im weiteren Verlauf des Lebenszyklus‘ unterstützen soll.

Wirtschaftsforum: Niels und Sven, Sie haben im April dieses Jahres die Nachfolge Ihres Vaters in der Geschäftsführung angetreten. Was wird vom Wirken der vorherigen Generation bleiben?

Niels Borgel: Mein Vater hatte nie Angst vor großen Projekten oder neuen technologischen Herausforderungen. Entsprechend blicken wir mit demselben Optimismus in die Zukunft und freuen uns darauf, die Erfolgsgeschichte von Borgel Elementbau weiterzuschreiben.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Bau

„Vielseitigkeit ist unsere Konstante“

Interview mit Manuel Weißenberger, Geschäftsführer der K. Weißenberger Bedachungen GmbH

„Vielseitigkeit ist unsere Konstante“

Zukunft braucht Substanz – und Menschen, die sie mutig und innovativ gestalten. Die K. Weißenberger Bedachungen GmbH mit Sitz in unterfränkischen Arnstein steht seit über drei Jahrzehnten für Qualität im…

Digitale Impulse im Maschinenbau

Interview mit Jil Evertz, Mitgesellschafterin und Prokuristin der Egon Evertz GmbH & Co.KG

Digitale Impulse im Maschinenbau

Seit fast 70 Jahren steht der Name Evertz für Innovation, Qualität und Kontinuität im Maschinen- und Stahlanlagenbau. Was 1956 mit einer pfiffigen Idee zur Reparatur von Kokillen begann, ist heute…

Mit Hochdruck zum Erfolg

Interview mit Dipl.-Ing. Frank Ackermann, Geschäftsführer der Fritz Wiedemann & Sohn GmbH

Mit Hochdruck zum Erfolg

Das Hochdruckwasserstrahlen hat sich in den letzten Jahren als unverzichtbare Technologie in der Bauwerksinstandsetzung etabliert. Mit Wasserdrücken von bis zu 3.000 bar werden Betonoberflächen schonend und dennoch effektiv abgetragen oder…

Spannendes aus der Region Kreis Steinfurt

Die digitale Migration: Wie Unternehmen ihren Platz in der Cloud finden

Interview mit Marc Eismann, Vorstand der group24 AG

Die digitale Migration: Wie Unternehmen ihren Platz in der Cloud finden

Die Möglichkeiten der Digitalisierung in vollem Umfang zu nutzen, fällt manch einem Unternehmen noch immer schwer. In einem sich rasant verändernden Markt hat sich die group24 AG als innovativer Anbieter…

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Interview mit Michael Kösters, Geschäftsführer über Möbel Ewald Kösters GmbH

„Möbel muss man anfassen, fühlen, ausprobieren“

Michael Kösters ist in einem Möbelhaus groß geworden – wortwörtlich. Heute führt er die Möbel Ewald Kösters GmbH in dritter Generation. Im Gespräch erzählt er, warum er trotz starker Konkurrenz…

Kontrolliert und geregelt

Interview mit Thomas Zirk, CEO der AuCom MCS GmbH & Co. KG

Kontrolliert und geregelt

In vielen Unternehmen sind sie nach wie vor Standard: Motoren ohne geregelten Antrieb, die mehr Energie verbrauchen als nötig. Präzise Drehzahlregelungen lassen sich mit Frequenzumrichtern optimal lösen – sie sorgen…

Das könnte Sie auch interessieren

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Interview mit André Schulze Forsthövel, geschäftsführender Gesellschafter der Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH

Sicherheit, die wächst – Brandschutz mit Erfahrung,Vision & Verantwortung

Brandschutz ist mehr als nur Technik - er ist Sicherheit, Verantwortung und Vertrauen. Genau dafür steht die Brandschutz-Center Münster Brinck GmbH, die seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner in der Region…

Mit Rückenwind in die Zukunft der Mobilität

Interview mit Stefan Page, Geschäftsführer der BusinessBike GmbH

Mit Rückenwind in die Zukunft der Mobilität

Ob steigende Benzinpreise, verstopfte Innenstädte oder der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit: Das Thema Mobilität beschäftigt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wie selten zuvor. Die BusinessBike GmbH aus Herzogenaurach bietet mit ihrem…

Fenster zur Zukunft

Interview mit Miriam Berzen, Geschäftsführerin der Klaes GmbH & Co. KG

Fenster zur Zukunft

Als Horst Klaes 1983 eine Softwarelösung für die freie Fensterkonstruktion entwickelte, legte er damit den Grundstein für ein Unternehmen, das heute weltweit führend in der Softwareentwicklung für die Fenster-, Türen-,…

TOP