Mit System das Klima retten

Interview mit Friedhelm Enslin, Geschäftsführer der BayWa r.e. Solar Energy Systems GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Enslin, die noch gar nicht so alte Solarbranche hat schon einige Aufs und Abs erlebt. Wie ist BayWa r.e. damit umgegangen?

Friedhelm Enslin: In unserer Branche haben immer wieder politische Diskussionen und Abhängigkeiten zu Unsicherheiten geführt. Unsere Stärke ist, dass wir zu jeder Zeit in der Lage waren, darauf Antworten zu finden. In den frühen Phasen des Unternehmens wusste niemand so richtig, wie man Photovoltaik installiert und was das eigentlich ist. Hier waren unsere Ingenieure gefragt, die das erklären und technisch umsetzen konnten. Es gab auch viele regulatorische Anforderungen, die wir insbesondere mit den Energieversorgern lösen mussten. Gerade in der Zeit, als alles neu war und es viele Unsicherheiten gab, waren gute Netzwerke zu den Lieferanten wichtig. Sowohl Endkunden als auch Installateure brauchten Mut, um sich an das Thema zu wagen. Umso wichtiger waren daher Zuverlässigkeit und Vertrauen. Diese Werte haben wir bis heute beibehalten. Eine wichtige Kompetenz resultiert auch schon aus den Anfängen der Photovoltaik: Weil es keine vernünftigen Lösungen gab, die Module auf das Dach zu bekommen, haben wir ein Montagesystem entwickelt. Uns ist es auch gelungen, die ganze Bandbreite anzubieten: von kleinen Anlagen für den kleinen Handwerker bis hin zu großen Anlagen für das spezialisierte PV-Unternehmen.. Diese Breite ist nach wie vor eine unserer Stärken.

Wirtschaftsforum: Mussten Sie viel Überzeugungsarbeit leisten?

Friedhelm Enslin: Ja, absolut. Zum Beispiel als das Thema Eigenverbrauch aufkam. Vorher war die Rechnung einfach: man hat Strom ins Netz eingespeist und bekam dafür einen bestimmten monetären Betrag. Den Eigenverbrauch des Stroms zu kalkulieren, ist viel schwieriger, noch dazu verändert sich die Ersparnis mit dem Strompreis. Auch als die ersten Speicher auf den Markt kamen, mussten wir intensiv Überzeugungsarbeit leisten, um Vertrauen in diese Modelle zu schaffen. Aber wir waren immer in der Lage, aus den Veränderungen neue Geschäftsmodelle abzuleiten.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Produktportfolio im Einzelnen aus?

Friedhelm Enslin: Wir sind nicht nur Lieferant von Solarmodulen und Wechselrichtern, sondern ein Systemhaus, kombinieren also die Komponenten in unterschiedlichsten Konstellationen und für unterschiedlichste Anwendungen. Alle Projekte sind gewissermaßen Unikate, denn die Dächer sind unterschiedlich und auch die Bedürfnisse der Kunden. Wir designen ein maßgeschneidertes Projekt. Dazu entwickelt unser Schwesterunternehmen novotegra innovative Produkte im Bereich der Montagesysteme. Aktuell beschäftigen wir uns mit der Sektorenkopplung im Gewerbebereich. Hier sammelt die Branche noch Erfahrungen.

Wirtschaftsforum: Welche Themen werden Sie in Zukunft besonders beschäftigen?

Friedhelm Enslin: Wir befinden uns in der Phase, in der es darum geht, das Thema Sektorenkopplung in alle Bereiche zu bringen. Wir wissen, dass es technisch und von den Produkten her umsetzbar ist. Die Herausforderung besteht darin, auch die Kritiker zu erreichen und davon zu überzeugen, dass die Sektorenkopplung gelingen kann. Dann werden viele Dinge zu Selbstläufern. Unser Ziel ist nicht nur, das Vertrauen in Elektromobilität und Wärmepumpen zu erhöhen, sondern auch in Speichertechnologien und intelligente Energiemanagementsysteme, mit denen wir das Stromnetz stabil halten können. Für uns stellt sich also die Frage, wie wir Vertrauen schaffen, dass Solarenergie in allen Sektoren effizienter eingesetzt werden kann, ohne dass sie uns irgendwo fehlt und wir zum Beispiel nur noch kalt duschen können.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihr persönlicher Antrieb für das, was Sie tun?

Friedhelm Enslin: Für mich war es schon während meines Physikstudiums wichtig, Dinge zu tun, die sinnhaft sind. Damals habe ich mich bereits mit erneuerbaren Energien beschäftigt. Solarenergie auf jedes Haus zu bringen für eine nachhaltige Zukunft, das ist mein Antrieb. Ich gehe jeden Tag mit dem Wissen nach Hause, dass ich wieder Komponenten für PV-Anlagen ausgeliefert habe, die in den nächsten 30 oder 40 Jahren erneuerbaren Strom liefern. Die Wichtigkeit der Energiewende steht ja als Teil eines nachhaltigen Wirtschaftens völlig außer Frage. Ich war kürzlich in China, wo mir noch mehr bewusst wurde: Wenn so viele Menschen weiter konsumieren wollen, geht das nur mit nachhaltigen Ideen im Bereich Energie, aber auch zu anderen Themen. Diesen Grundsatz sollten wir alle weiterverfolgen, damit auch kommende Generationen etwas von unserer Umwelt haben.

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