Wir transportieren Werte

Interview mit Alexander Barth, Mitglied der Geschäftsleitung der BARTH+CO SPEDITION GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Barth, was ist heute das Kerngeschäft von BARTH+CO?

Alexander Barth: Wir organisieren Transporte weltweit. Besonders im Bereich der Textillogistik decken wir die gesamte Wertschöpfungskette ab, von den Beschaffungstransporten aus den Produktionsländern in Osteuropa, der Türkei und Asien, das Warehousing (inklusive zum Beispiel Qualitätskontrolle oder Kommissionierung), bis hin zur Feinverteilung der Ware in die Stores oder mit zeitgeführten Touren zu den größeren Kaufhäusern. Unser Ursprung liegt zwar im Fashion Bereich, allerdings haben wir schon seit Jahrzehnten unser Angebot diversifiziert. Zu unserem Portfolio gehören unter anderem Transporte aus dem Bereich Automotive, erneuerbare Energien und Elektronikprodukte.

Wirtschaftsforum: Welche Trends stellen Sie aktuell am Markt fest?

Alexander Barth: Unsere Kunden aus dem Fashion-Bereich entwickeln sich zunehmend von Herstellern zu Beschaffungsunternehmen. Heutzutage werden nicht mehr nur zwei, sondern oft bis zu zwölf Kollektionen pro Jahr herausgebracht. Entsprechend wird die internationale Beschaffung komplexer und steht zunehmend unter Zeitdruck. Da der Trend in Richtung Casual-Kleidung geht, wird zudem immer weniger hängend transportiert. Gleichzeitig haben die Kunden auch ein größeres Produktportfolio. Zudem geht der Trend vom stationären Handel weiter Richtung E-Commerce. Hier spielt die Verknüpfung der unterschiedlichen Vertriebskanäle eine zen-trale Rolle. Durch die Lockdowns verzeichnen wir signifikante Rückgänge in den Mengen, vor allem bei der Winterware. Bei den höherwertigeren Labels und den Luxusmarken allerdings stellen wir eine positive Entwicklung fest. Wir sehen in allen Branchen in denen wir bereits sehr erfolgreich sind, wie zum Beispiel bei der Beschaffung oder Logistik von Fahrrädern, vielversprechendes Wachstumspotenzial und möchten diese Geschäftsfelder weiter ausbauen. Unsere breite Produktpalette hat im vergangenen Jahr die schlimmsten Auswirkungen der Pandemie verhindert.

Wirtschaftsforum: Sie agieren in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt. Was unterscheidet BARTH+CO von Wettbewerbern?

Alexander Barth: Wir haben über 60 Jahre Erfahrung am Markt und eine entsprechend fundierte Expertise. Für einige Branchen wie zum Beispiel Textil- oder Fahrradbranche sind wir einer der wenigen Anbieter am Markt, die tatsächlich alles aus der berühmten ‘einen Hand’ anbieten können, inklusive der Beschaffung aus Fernost und Europa sowie der Lagerlogistik und Store-Belieferung. Hierbei zeichnet uns besonders aus, dass wir in der Lage sind, die extremen Schwankungen der Termine und Volumen zu bewältigen.

Wirtschaftsforum: Sie sagen, die Abläufe werden immer komplexer. Inwieweit schafft die Digitalisierung hier Erleichterung?

Alexander Barth: Die Digitalisierung ist in der Logistik schon seit Langem ein zentral treibendes Element. Viele Abläufe wären analog gar nicht oder nur schwer darstellbar. Dank der digitalen Tools können wir entlang der gesamten Supply Chain Produktivität, Zuverlässigkeit und Effizienz garantieren. Unsere Softwareprogramme können flexibel agieren. Via Interface können wir mit unseren Kunden interagieren und alle relevanten Informationen und Reportings in Echtzeit zur Verfügung stellen. Dies ermöglicht uns, auf die unterschiedlichen Anforderungen unserer Kunden einzugehen.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Branche und bei BARTH+CO?

Alexander Barth: Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in der Branche. Wir haben uns hier schon lange engagiert, noch bevor das Thema in der Öffentlichkeit in den Vordergrund gerückt ist. Wir sind ein Familienunternehmen, denken also langfristig. Deshalb ist Nachhaltigkeit für uns kein Lippenbekenntnis, sondern eine Herzensangelegenheit. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf die Themen Umweltschutz und soziales Miteinander. 2012 haben wir auf unserem Hauptgebäude eine Fotovoltaikanlage installiert. Dadurch haben wir bis heute 2.000 Tonnen CO2 eingespart. Wir haben auf LEDs umgestellt und im Nahverkehr setzen wir bereits seit 2015 Elektrofahrzeuge ein. Für den Langstreckenverkehr gibt es leider noch keine zufriedenstellende alternative Lösung. Seit September letzten Jahres sind wir Partner von ‘Plant for the planet’. Das Ziel der Initiative ist es, eine Billionen Bäume zu pflanzen. Wir spenden regelmäßig an die Organisation. Rund 60% der Spenden gehen direkt in die Baumpflanzungen, 40% in die faire Bezahlung der Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Apropos Mitarbeiter: Die Branche leidet seit Langem unter Fachkräftemangel. Wir wirken Sie diesem entgegen?

Alexander Barth: Wir spüren den Fachkräftemangel schon seit Jahren. Wir wirken hier mit verschiedenen Mitteln entgegen. Wir bilden selbst aus und ein großer Teil unserer Auszubildenden bleibt nach der Lehre auch bei uns. Zum Teil sind Mitarbeiter seit 30 oder sogar 40 Jahren bei uns. Wir geben ihnen viele verschiedene Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Darüber hinaus versuchen wir, unsere Arbeitsatmosphäre so angenehm und motivierend wie möglich zu gestalten. Zum Beispiel gibt es Obst und Fitnesskurse kostenlos. In Kürze starten wir eine Kooperation mit einem Dienstleister für Fahrrad-Leasing. All dies sind Incentives, um unsere Mitarbeiter langfristig an uns zu binden.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für die nächste Zeit für BARTH+CO?

Alexander Barth: Wir möchten vor allem im E-Commerce noch stärker werden und haben einen weiteren Lagerstandort in Nürnberg eröffnet, um unsere Lagerkapazitäten zu erweitern. Wir verfolgen aktuell zwei neue E-Commerce-Großprojekte, im Textil- und Spirituosenbereich. Wir sind sicher, dass der E-Commerce zulasten des Einzelhandels weiterwachsen wird. Darüber hinaus werden wir das Thema Nachhaltigkeit weiter vorantreiben. Wir haben bereits Elektroladesäulen im Einsatz sowie unseren ersten Elektro-Pkw. Langfristig möchten wir unsere internationale Marktposition, unter anderem über unsere Standorte in Rumänien und Hongkong stärken und weltweit kontinuierlich als professionell etablierter Anbieter wachsen.

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