„Stahl ist ein Produkt der Zivilisation!“

Interview mit Jürgen Nonnenmann, Geschäftsführer der BANDTEC Stahlband GmbH

Zusammen mit ihrer Schwesterfirma, der Blech- & Spaltband Service GmbH (BSS), fungiert die BANDTEC Stahlband GmbH als Stahlservice-Center. Während BANDTEC ein reines Handelsunternehmen ist, übernimmt BSS die Lohnfertigung sowohl für die Schwesterfirma wie auch für externe Auftraggeber.

Die ursprünglich in Dortmund angesiedelte Firma BANDTEC wurde 1999 gegründet und fünf Jahre später von Geschäftsführer Jürgen Nonnenmann und einem Partner übernommen „Wir sind nach Mülheim an der Ruhr umgezogen, haben die Anlagen mit neuer Elektrik und Hydraulik modernisiert und auch die Immobilie erworben“, beschreibt Jürgen Nonnenmann die Anfangsphase. „Anschließend haben wir uns im SSC-Bereich vorgestellt und Kunden akquiriert.“

Gesellschafter von BANDTEC und BSS sind die Nonnenmann Beteiligungs GmbH und die Firma Nado (Eisen + Stahl Service Center GmbH). Neben BANDTEC leitet Jürgen Nonnenmann auch die BSS. Während BANDTEC elf Beschäftigte zählt, sind bei BSS 60 Mitarbeiter tätig. Der aktuelle Gesamtumsatz beider Firmen liegt bei 45 Millionen EUR.

120.000 t Stahl pro Jahr

„Wir sind das Bindeglied zwischen ArcelorMittal, Tata Steel und ThyssenKrupp und der weiterverarbeitenden Industrie“, erläutert der Geschäftsführer die Tätigkeit des Unternehmens. „Wir fertigen aus Warmbreitband Spaltband und Zuschnitte. Das heißt, wir konfektionieren dieses Rohmaterial, das in Form von Coils – in Rollen aufgewickelter Stahl – bei uns angeliefert wird. Pro Jahr verarbeiten wir rund 120.000 t Stahl.“

Für die Kunden von BANDTEC sind die angelieferten Spaltbänder und Zuschnitte wiederum Rohmaterial. Sie fertigen daraus unter anderem Kabelträgersysteme, Scharniere sowie Halterungen für Räderrollen in der Industrie. Ein ganz wichtiges Kundensegment mit einem Anteil von 40% ist die Automotivindustrie.

Automobilzulieferer fertigen aus den von BANDTEC gelieferten Komponenten unter anderem Cabrioverdecksysteme, Sitzsysteme, Pressteile oder Bügel für Kofferraumverschlüsse, die dann letztlich an die Automobilhersteller gehen. Weitere Kunden sind vor allem die allgemeine Industrie und die Bauindustrie. Sie produzieren aus den Zuschnitten unter anderem Rohre und Straßenleitplanken.

Eigener Gleis- und Wasseranschluss

Während der größte Teil der Produkte innerhalb Deutschlands verkauft wird, machen Exporte rund 15% des Umsatzes aus. Hier beliefert BANDTEC Kunden in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Österreich und Polen. „Wir verfügen über einen Anlegeplatz für Binnenschiffe und können die Ware auf dem Wasserweg transportieren“, sagt Jürgen Nonnenmann. „Außerdem haben wir einen Gleisanschluss in der Halle und natürlich auch die Möglichkeit des Lkw-Transports. Wir können unsere Produkte also auf dem Wasser sowie über Schiene und Straße versenden und so natürlich auch unser Rohmaterial beziehen.“

Umsatzwachstum

„Bedingt durch die Pandemie gab es bei uns von April bis Juli 2020 einen Stillstand und wir mussten teilweise Kurzarbeit in Anspruch nehmen“, beschreibt der Geschäftsführer. „Diese Zeit wurde genutzt um intern umzubauen. Die Stahlerzeugung hat die Produktion deutlich reduziert und es gab einen Rückgang auch auf der Anbieterseite. Im September, als die Nachfrage wieder anstieg, kam es dann zu einem Lieferengpass. China hat nicht mehr exportiert, die Nachfrage aus den USA zog an. So entwickelte sich in Europa ein Verkäufermarkt, da aktuell die Nachfrage deutlich größer als das Angebot ist. Das ging mit einem starken Preisanstieg einher. Diese Entwicklung führte zu einem Drittel mehr Quantität. Der Umsatz hat sich verdoppelt und der Gewinn hat sich ebenfalls sehr positiv entwickelt. Es ist eines unserer besten Jahre.“

Auch andere Ereignisse – zum Beispiel die Flutkatastrophe – unterstützen die Entwicklung des Marktes. Für BANDTEC zeigt sich parallel dazu ein weiteres Phänomen, wie der Geschäftsführer aufzeigt: „Wir müssen unseren Lagerbestand deutlich erhöhen. Ein größerer Lagerbestand erfordert aber auch mehr Liquidität und damit erhöht sich unser Bedarf an Bankkrediten. Das ist heute jedoch eine wahre Herausforderung.“

Nachfolge gesichert

Für Jürgen Nonnenmann sind die Erfahrung des Unternehmens, seine geografische Lage sowie die Logistik und die Kontakte wichtige Garanten des Erfolgs. Dafür, dass dieser Erfolg auch in Zukunft möglich ist, wurden die Weichen bereits gestellt. Sein 31-jähriger Sohn ist ebenfalls im Unternehmen und soll den Betrieb später in zweiter Generation leiten.

Stahl ist ein Material mit Perspektive, steht für den Geschäftsführer fest: „Stahl ist ein Produkt der Zivilisation und wird auch in Zukunft benötigt werden. Daher sind wir heute zuversichtlich für den Fortbestand unseres Unternehmens.“ Ein wenig Kopfschmerzen bereitet dem engagierten Mittelständler jedoch das aktuelle Geschäftsgebaren der Banken: „Obwohl es immer wieder diese Lippenbekenntnisse zur Unterstützung des Mittelstands gibt, werden die Hürden immer höher. Um Wachstum zu finanzieren, brauchen wir Kredite. Obwohl die Zinsen zurzeit niedrig sind, wird der administrative Aufwand immer höher und es werden außerdem immer mehr Nachweise verlangt. Das vereinfacht die Entwicklung eines mittelständischen Unternehmens nicht. Ganz im Gegenteil: Es erschwert sie sogar erheblich.“

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