„Energiekosten steht sozialer Mehrwert gegenüber“
Interview mit Marc Dominic Cirkel, General Manager der AST Eis- und Solartechnik GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Cirkel, welche Schritte waren in der Geschichte der AST Eis- und Solartechnik GmbH besonders wichtig?
Marc Dominic Cirkel: In den 1980er-Jahren wurde AST in Tirol gegründet, um unser Kernprodukt kommerziell zu vermarkten. Dabei handelt es sich um Matten aus EPDM, einem Synthetikkautschuk, die als Solarabsorber zur Erwärmung von Schwimmbadwasser eingesetzt werden. Sie sind sehr langlebig und haben eine gute Umweltverträglichkeit. In den 1990er-Jahren erkannte man, dass sie sich auch gut für den Bau von Eisbahnen eignen. Wir haben daraufhin Tochterunternehmen in Füssen in Deutschland und Herisau in der Schweiz gegründet. Ein wichtiger Meilenstein war die Entwicklung der AST-Eisbox. In ihr können Matten für eine große Eisfläche gelagert und transportiert werden. Sie war der Durchbruch auf dem Weg zu mobilen Eisflächen. Darauf aufbauend haben wir unser SkateWay-System entwickelt, das den Bau variabler Wege und Landschaften aus Eis ermöglicht. Mit dieser Technologie sind wir Innovationsführer und aufgrund der Marktnachfrage mit ihr stark gewachsen, haben auch an zahlreichen Sport-Großevents mitgewirkt.
Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgebaut?
Marc Dominic Cirkel: Wir sind global aufgestellt und haben weitere Tochterfirmen in den USA und Kanada sowie eine Dependance in China. In unserer Zentrale in Höfen finden Entwicklung und Produktion statt. AST beschäftigt rund 50 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz zwischen 10 und 20 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Welche Auswirkungen erwarten Sie dadurch für Ihr Unternehmen?
Marc Dominic Cirkel: Im vergangenen Jahr haben wir das Energiemanagementsystem EasyCHILL herausgebracht. Es bewirkt allein bei der Pumpe 50% Energieersparnis, bei der Kältemaschine sind ähnliche Ergebnisse möglich. Ein anderer Aspekt ist, dass viele Kommunen aufgrund der Energiekrise auf synthetische Eisbahnen umsteigen. Wir erwarten deshalb keinen Umsatzeinbruch.
Wirtschaftsforum: Welche Produkte stehen bei AST im Vordergrund?
Marc Dominic Cirkel: AST steht für erstklassige Eisbahnen. Wir errichten mobile und permanente Eisbahnen für den Profisport sowie den Freizeit- und Eventbereich. Unser Angebot umfasst auch Maschinen für die Eisbearbeitung und Sportequipment. Darüber hinaus haben wir spezifisches Know-how in der Absorbertechnologie, das wir in der Entwicklung von Solaranlagen und Kunstrasenheizungen einsetzen. Unser Fokus liegt auf individuellen Lösungen. Einige Beispiele sind die Eisarena ‘Steppe-Arena’ in der Mongolei, die wir in der Coronazeit komplett remote gebaut haben, oder temporäre Eisbahnen wie in Karlsruhe am Schloss, in Essen und an der Kieler Förde.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie Ihre Aufgaben im Unternehmen?
Marc Dominic Cirkel: Eine zentrale Aufgabe ist die Ausrichtung für die nächsten Jahre. Von den aktuellen Entwicklungen ist die Eisbranche sehr betroffen, und auch bei unseren Solaranlagen für Schwimmbäder spielen die globalen Auswirkungen im Umweltbereich eine Rolle. Ich bin erst seit drei Monaten im Unternehmen und sehe meine Aufgabe auch darin, die gewohnten Denkmuster im Unternehmen im Hinblick auf die Zukunft zu hinterfragen.
Wirtschaftsforum: Welche Trends sehen Sie in der Branche?
Marc Dominic Cirkel: Energieeffizienz ist der größte Trend. Mit EasyCHILL haben wir hier eine gute Antwort. Ein weiterer Trend ist das Wintererlebnis, das sehr stark über Social Media beworben wird. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Eisbahn für junge Leute eine der wenigen kostengünstigen Möglichkeiten ist, sich in der Stadt im Freien sportlich zu betätigen. Damit liefern wir ein wichtiges soziales Angebot, das zudem dem Bewegungsmangel von Kindern entgegenwirkt.
Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für das Unternehmen?
Marc Dominic Cirkel: Als führender Solarabsorberanbieter wollen wir den Kunden in Europa helfen, gut durch die Energiekrise zu kommen. Uns ist auch wichtig, das Thema Eisbahnen richtig zu positionieren. Umgerechnet auf die Nutzer einer Eisbahn verbraucht jeder von ihnen nur ein kW Energie. Demgegenüber steht der gesundheitliche und soziale Mehrwert. Uns ist es außerdem ein Anliegen, den Ausbau von Sportstätten auch im ländlichen Bereich zu fördern, um Kindern die Möglichkeit zu geben, sich sportlich zu betätigen.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihr persönlicher Antrieb?
Marc Dominic Cirkel: Für mich ist die Sinnorientierung nach Viktor Frankl extrem wichtig. Ich möchte den Mitarbeitern Sinnmöglichkeiten bieten, um ihnen durch Selbstorganisation und Selbstentfaltung eine Erfüllung bieten zu können und Bestleistungen für unsere Kunden zu liefern.