„Was man macht, muss man mit Leidenschaft machen!“

Interview mit Hans-Jürgen Schwarz, Geschäftsführer der Ambulanz Mobile GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Schwarz, seit 30 Jahren entwickelt und baut Ihr Unternehmen Spezialfahrzeuge. Wie hat sich die Firma in dieser Zeit entwickelt?

Hans-Jürgen Schwarz: Ambulanz Mobile wurde am 1. Juli 1991 gegründet. Wir haben damals mit sechs Mitarbeitern begonnen und sind heute etwas mehr als 320. Wir beschäftigen uns mit Kranken- und Rettungswagen, Notarzteinsatzfahrzeugen sowie Fahrzeugen für mobilitätseingeschränkte Personen. Pro Jahr bauen wir rund 1.600 Spezialfahrzeuge. Wenn ich auf die vergangenen 30 Jahre zurückblicke, dann haben wir 2004 mit der kompletten Entwicklung von Krankenwagen begonnen, angefangen beim Design bis hin zum gesamten Innenausbau. Unsere erste eigene Produktionshalle haben wir 2002 fertiggestellt, eine weitere, größere Halle für die Endmontage der Kranken- und Rettungswagen kam 2007 hinzu. 2015 haben wir ein weiteres Gelände mit Halle hinzugekauft, wo unsere Notarzt-einsatzfahrzeuge gebaut werden. Seit dem 1. Januar 2020 gibt es zudem eine 100%-ige Tochterfirma in Österreich, die Ambulanz Mobile Austria. Ohne zu sehr in Eigenlob zu verfallen, möchte ich schon sagen, dass wir in diesen 30 Jahren zum Technologieführer der Branche geworden sind.

Wirtschaftsforum: Stichwort Technologieführer. Nennen Sie uns doch bitte ein Beispiel für eine von Ihrem Unternehmen angestoßene technologische Entwicklung.

Hans-Jürgen Schwarz: Gerne. So haben wir mit unseren in das Dach integrierten Blaulichtern eine ganze Branche in Deutschland, Europa und weltweit verändert. Dank dieser Technologie hat sich der Windwiderstand der Fahrzeuge deutlich verbessert. Eine ganz neue Entwicklung ist auch, dass wir auf Kundenwunsch eine Viren-Luftfilterungs- und -reinigungsanlage für den Patientenraum entwickelt haben. Außerdem haben wir zusammen mit Daimler einen neuen Krankenwagen entwickelt, der komplett elektrisch angetrieben wird. Dieser Wagen ist jetzt gerade in der praktischen Erprobung.

Wirtschaftsforum: Wo liegen Ihre persönlichen Schwerpunkte innerhalb des Unternehmens?

Hans-Jürgen Schwarz: Die strategische Planung und die Produktentwicklung sind meine Hobbys. Dazu muss in dieser Branche auch etwas ‘blaues Blut’ durch Ihre Adern fließen, das heißt, Sie müssen blaulichtaffin sein.

Wirtschaftsforum: Inwieweit beschäftigen Sie sich mit dem Thema Telemedizin?

Hans-Jürgen Schwarz: Wir sind seit rund zwei Jahren auf diesem Gebiet aktiv und dieses Thema wird sich sicherlich weiterentwickeln. Mittels Telemedizin können Bilder und Daten aus dem Rettungswagen direkt an einen Arzt in der Klinik übermittelt werden. Die werden von ihm ausgewertet und er kann mehrere Einsätze gleichzeitig betreuen, ohne selbst vor Ort zu sein.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Abnehmer?

Hans-Jürgen Schwarz: In den großen Städten sind es vielfach die Kommunen mit ihren Berufsfeuerwehren. Darüber hinaus zählen Hilfsorganisationen wie Malteser Hilfsdienst, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfall-Hilfe und Deutsches Rotes Kreuz zu unseren Kunden. Des Weiteren werden unsere Fahrzeuge auch von privaten Krankentransportfirmen sowie Krankenhäusern und unsere Fahrzeuge für mobilitätseingeschränkte Menschen von Taxiunternehmen gekauft.

Wirtschaftsforum: Wie hoch ist Ihr Umsatz und wie viel davon machen Exporte aus?

Hans-Jürgen Schwarz: 2020 haben wir einen Umsatz von 62 Millionen EUR erwirtschaftet. Davon machen die Exporte rund 30% bis 40% aus. Unser Ziel für die kommenden Jahre ist jedoch eine Steigerung der Exportquote auf 50%.

Wirtschaftsforum: Was macht für Sie den Erfolg von Ambulanz Mobile aus?

Hans-Jürgen Schwarz: Wir sind ein Familienunternehmen, die nächste Generation ist schon mit dabei. Das Entscheidende ist: Was man macht, das muss man mit Leidenschaft machen. Wer nichts bewegt, kann auch keine Fehler machen. Aber aus Fehlern sollte man lernen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihre Vision für die Zukunft aus?

Hans-Jürgen Schwarz: Neben dem Fahrzeugbau möchten wir künftig auch andere Produkte entwickeln, die im weitesten Sinne mit Mobilität zu tun haben. Außer dem Fahrzeugbau wollen wir auch Dienstleistungen wie Anwendersoftware anbieten, also auf drei Standbeinen stehen.

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