Unsere Mission: Menschen mit seltenen Erkrankungen besser versorgen

Interview mit Andrea Passalacqua, VP, General Manager der Alexion Pharma Germany GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Passalacqua, was genau ist die Mission von Alexion?

Andrea Passalacqua: Unsere Mission ist es, Menschen mit seltenen Erkrankungen zu helfen, ihr Leben zu verbessern oder zu verlängern. Durch unsere Medikamente, aber auch durch Aktivitäten wie zum Beispiel die Initiative change4RARE (www.change4RARE.com). Hier versuchen wir, mit allen Stakeholdern des deutschen Gesundheitssystems zu sprechen, mehr noch, sie alle an einen Tisch zu bringen. Grundsätzlich ist das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt. Bei Alexion haben wir einen internationalen Blick und verstehen sehr gut, was das System braucht. Bedauerlicherweise arbeiten die verschiedenen Akteure im deutschen Gesundheitssystem oft nicht miteinander, sondern sogar gegeneinander. Die Politik muss mit der Wirtschaft, mit der Forschung, mit Ärzten und Kliniken an einem Strang ziehen. Die Initiative change4RARE werden wir daher in der nächsten Zeit konsequent vorantreiben. Die nächste Bundesregierung muss sich des Themas endlich annehmen: Der enorm große ungedeckte medizinsiche Bedarf bei den seltenen Erkrankungen braucht große Ideen und politischen Gestaltungswillen. 

Wirtschaftsforum: Was sind zum Beispiel solche Probleme?

Andrea Passalacqua: Die Diagnostik ist so ein Problem. Im Durchschnitt dauert es fast fünf Jahre, bis eine seltene Krankheit diagnostiziert wird. Die Betroffenen müssen oft eine Odyssee zu verschiedenen Ärzten und Kliniken machen. Und dann gibt es für über 90% der Erkrankungen keine Therapie. Das ist tragisch und wir möchten das verbessern. Deshalb betreiben wir intensiv Medical Education. Hausärzte werden meist nur ein- oder zweimal in ihrem beruflichen Leben mit einer seltenen Krankheit konfrontiert. Entsprechend schwer fällt es ihnen, diese zu erkennen.

Wirtschaftsforum: Inwieweit kann hier die Digitalisierung ein Treiber für Verbesserungen sein?

Andrea Passalacqua: Sie ist sehr wichtig, zum Beispiel für den Aufbau eines Referral-Systems. Auf der Basis von Datenbanken lassen sich anhand von Blutwerten Krankheiten identifizieren oder Ideen ableiten, in welche Richtung die Ärzte denken könnten. Auch die Ergebnisse genetischer Tests können zur Identifizierung von seltenen Krankheiten beitragen. 80% der seltenen Erkrankungen haben eine genetische Ursache. Entsprechend kommt Untersuchungen wie zum Beispiel Neugeborenenscreenings in Zukunft eine größere Bedeutung zu. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Technologien und jungen Unternehmen, oft auch Biotech-Start-Ups, die uns dabei helfen können, die Zeit bis zur Diagnose zu verkürzen. Bei all diesen Themen werden die Digitalisierung und künstliche Intelligenz in Zukunft eine große Rolle spielen.

Wirtschaftsforum: Gegen welche seltenen Erkrankungen hat Alexion bereits Medikamente entwickelt?

Andrea Passalacqua: Wir sind weltweit Marktführer auf dem Gebiet der Komplementbiologie und haben zwei Inhibitoren zur Therapie von komplementinduzierten Erkrankungen auf den Markt gebracht. Auch zwei sehr innovative Enzymersatztherapien für Patienten mit lebensbedrohlichen seltenen Stoffwechselstörungen sowie das erste Medikament überhaupt zur Behandlung von symptomatischen, inoperablen plexiformen Neurofibromen gehören zu unserem Portfolio. Und unsere Pipeline ist voll: Wir planen, bis 2030 fünf weitere Medikamente zur Behandlung seltener Erkrankungen auf den Markt zu bringen.

Wirtschaftsforum: Herr Passalacqua, Sie sind seit Januar 2024 als Geschäftsführer für Alexion Pharma Germany verantwortlich. Welche Impulse können und wollen Sie strategisch und operativ geben?

Andrea Passalacqua: Ehe ich die Geschäftsführung für Deutschland übernommen habe, war ich für verschiedene pharmazeutische Unternehmen in anderen Bereichen und Ländern tätig. Ich habe die italienische und Schweizer Staatsbürgerschaft und bereits in beiden Ländern sowie auch in Übersee, in China und in den USA, gearbeitet. Das heißt, ich kenne die Gesundheitssysteme unterschiedlicher Länder und kann vergleichen. Diese Erfahrungen möchte ich einbringen. Meine Themen sind strategischer und operativer Art. Zum Beispiel: Wie kann ein nachhaltiges Gesundheitssystem in Zukunft aussehen? Dabei muss der Patient im Zentrum aller Überlegungen stehen. Das Leben der Menschen, die mit seltenen Erkrankungen leben, zu verbessern, ist daher nicht nur der Antrieb unseres Unternehmens, sondern auch meine ganz persönliche Motivation. Entsprechend treibe ich operative und strategische Themen gleichermaßen voran, um unserer Mission gerecht zu werden.
 

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Gesundheit, Medizin & Pharma

Mit Microneedling zu neuer Lebensqualität

Interview mit Michael Tomerius, CEO der Dermaroller GmbH

Mit Microneedling zu neuer Lebensqualität

Schönheitspflege ist längst mehr als ein flüchtiger Trend. Immer mehr Menschen setzen auf effektive und zugleich schonende Verfahren, um Hautbild und Ausstrahlung zu verbessern. Neben klassischen Kosmetikbehandlungen hat sich insbesondere…

„Neu heißt nicht gleich gut.“

Interview mit Dr. med. Sonja Sattler, Geschäftsführerin der Rosenparkklinik GmbH

„Neu heißt nicht gleich gut.“

Die Rosenparkklinik GmbH in Darmstadt ist eine Fachklinik für ästhetisch-operative Dermatologie und eine der ersten Adressen für minimalinvasive Gesichtsverjüngung, Fettabsaugung und Plastische Chirurgie in Deutschland. Geschäftsführerin Dr. med. Sonja Sattler…

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Interview mit Agnieszka Mierzejewska, COO der aap Implantate AG

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Trotz der Multikrise aus hohen Energiepreisen und Rohstoffknappheit konnte der Berliner Medizinproduktehersteller aap Implantate bei seinem zentralen Entwicklungsprojekt wichtige Fortschritte erzielen: Seine innovativen, antibakteriell oberflächenbehandelten Implantate sollen das Infektionsrisiko deutlich…

Spannendes aus der Region München

Mehr als ein Koffer: ein Statement

Interview mit Bernd Georgi, Geschäftsführer der Floyd GmbH

Mehr als ein Koffer: ein Statement

Als Bernd Georgi 2019 gemeinsam mit Geschäftspartner Horst Kern die ersten Koffer unter der Marke Floyd auf den Markt brachte, stand die Welt kurz vor einer Pandemie – ein denkbar…

„Ohne Mikrodosierung könnte kein Smartphone gebaut werden“

Interview mit Kaoru Okuyama Geschäftsführer der Musashi Engineering Europe GmbH

„Ohne Mikrodosierung könnte kein Smartphone gebaut werden“

Ob Smartphones, Leiterplatten für Elektroautos oder hochkomplexe Sensortechnik: Wo kleinste Bauteile miteinander verbunden werden müssen, sind verlässliche Mikrodosierungsverfahren zur Auftragung des Klebstoffs unverzichtbar. Das mittelständische japanische Unternehmen Musashi Engineering verfügt…

Hinschauen, bemerken, wertschätzen

Interview mit Felix Schmidt, Geschäftsführer der Herrmann & Schmidt Dienstleistungen GmbH & Co. KG

Hinschauen, bemerken, wertschätzen

Die Gebäudereinigung ist weit mehr als nur Sauberkeit – sie ist ein essenzieller Handwerksberuf, der für Hygiene, Werterhalt und Sicherheit von Immobilien sorgt. Ob Bürogebäude, Krankenhäuser oder Industrieanlagen – professionelle…

Das könnte Sie auch interessieren

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Interview mit Agnieszka Mierzejewska, COO der aap Implantate AG

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Trotz der Multikrise aus hohen Energiepreisen und Rohstoffknappheit konnte der Berliner Medizinproduktehersteller aap Implantate bei seinem zentralen Entwicklungsprojekt wichtige Fortschritte erzielen: Seine innovativen, antibakteriell oberflächenbehandelten Implantate sollen das Infektionsrisiko deutlich…

Spitzenmedizin aus Wien – weltweit gefragt & geschätzt

Interview mit Thomas-Peter Ebm, Geschäftsführer der Wiener Privatklinik Betriebs-Ges.m.b.H. & Co. KG

Spitzenmedizin aus Wien – weltweit gefragt & geschätzt

Repräsentativer Standort im Herzen Wiens: Die traditionsreiche Wiener Privatklinik verbindet eindrucksvolle Architektur aus der Kaiserzeit mit moderner Infrastruktur für Spitzenmedizin auf internationalem Niveau…

Mit Microneedling zu neuer Lebensqualität

Interview mit Michael Tomerius, CEO der Dermaroller GmbH

Mit Microneedling zu neuer Lebensqualität

Schönheitspflege ist längst mehr als ein flüchtiger Trend. Immer mehr Menschen setzen auf effektive und zugleich schonende Verfahren, um Hautbild und Ausstrahlung zu verbessern. Neben klassischen Kosmetikbehandlungen hat sich insbesondere…

TOP