Den Dreh raus

Interview mit Martin J. Gawenda, Geschäftsführer der HEISMANN Drehtechnik GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Gawenda, HEISMANN Drehtechnik ist Synonym für Präzisionsdrehteile mit weltweiten Einsatzbereichen und ein klassischer Vertreter des deutschen Mittelstandes. Was macht das Portfolio des Unternehmens besonders?

Martin J. Gawenda: Ein wichtiges Merkmal ist, dass wir Kunden von der Planung bis zum fertigen Bauteil unterstützen. Das können wir nur dank unserer qualifizierten Mitarbeiter und unserer modernen technologischen Ausstattung. Das eröffnet uns sehr viele Möglichkeiten in der Produktion. Heute sind Drehteile mit Durchmessern zwischen 10 und 60 mm realisierbar. Wir können nicht zuletzt eine außergewöhnlich hohe geometrische Komplexität abbilden und konzentrieren uns auf mittlere und große Stückzahlen. Hinzu kommt, dass wir in punkto Qualität Maßstäbe setzen. Wir haben gerade in eine neue Reinigungsanlage investiert, die im Herbst gebaut wird. Diese konstante Verbesserung der eigenen Leistungen ist für uns die richtige Strategie für den Standort Deutschland.

Wirtschaftsforum: Das Unternehmen wurde 1918 von Rudolf Heismann und Hugo Karrenberg, zwei bekannten Velberter Unternehmern, gegründet und hat heute 130 Mitarbeiter. Gab es besondere Zäsuren während dieser langen Erfolgsgeschichte?

Martin J. Gawenda: Krisenzeiten waren natürlich die beiden Weltkriege. Die Produktion lag brach, man musste improvisieren und einen Mehrwert für die Gemeinschaft schaffen. In den 1950er-Jahren, den Zeiten des Wirtschaftswunders, ging es dann wieder bergauf. Mit Wilfried Arthecker kam es zu einem Generationenwechsel; zudem konnte mit der Automobilindustrie ein wichtiger neuer Markt erschlossen werden. Angetrieben wurde die Dynamik auch durch neue Technologien; 1984 hielt der erste CNC-Mehrspindler-Automat Einzug – ein Meilenstein. Heute umfasst der Maschinenpark 27 Mehrspindler, 7 Drehfräszentren und 10 Sondermaschinen für automatisierte Prüf- und Montageaufgaben.

Wirtschaftsforum: Sie haben im März dieses Jahres die operative Geschäftsführung übernommen. Was macht für Sie den Reiz des Unternehmens aus?

Martin J. Gawenda: Heismann ist ein traditionsreiches Unternehmen mit einem starken Fundament. Meine Ambition und Leidenschaft ist es nun aktiv unsere erfolgreiche Zukunft zu gestalten. Ich komme aus dem Maschinenbau und finde die Kombination aus operativ und strategisch extrem spannend. Mir geht es vor allem darum, Mitarbeiter intensiv einzubinden. Vor diesem Hintergrund sind für mich drei Stichwörter von besonderer Bedeutung: Transparenz, Digitalisierung und Automatisierung.

Wirtschaftsforum: Können Sie diese Begriffe näher erläutern?

Martin J. Gawenda: Transparenz ist vor allem für unsere Mitarbeiter wichtig. Sie müssen Kennzahlen und Messgrößen kennen, um sich voll mit dem Unternehmen zu identifizieren. Jeder sollte eine intrinsische Motivation und einfach Freude an der Arbeit haben. Digitalisierung bedeutet, dass wir ein Business Intelligence System einführen werden und daraus Daten ableiten, die den täglichen Arbeitstag verbessern und erleichtern. In Sachen Automatisierung sind wir hier schon sehr weit fortgeschritten und an einem guten Punkt, um Engpässe zu beseitigen und die interne Logistik zu verketten. Unsere Mitarbeiter haben das notwendige Vertrauen, um diesen kulturellen Wandel mitzutragen und keine Angst vor diesen drei großen Themen. Jedem ist klar, dass wir ohne Automatisierung keine hochmodernen Autos bauen können. Wir sind der Überzeugung, dass Transparenz, Automatisierung und Digitalisierung den Grundstein für Innovationen bilden.

Wirtschaftsforum: Gibt es neben diesen drei Schlagworten eine besondere Unternehmensmaxime?

Martin J. Gawenda: Für uns steht im Vordergrund, Kunden Lösungen anzubieten und Entwicklungspartner zu sein; über diesen Anspruch definieren und differenzieren wir uns. Wir machen nicht einfach nur Drehteile, sondern lösen Kundenprobleme und schaffen Mehrwert. Dafür stehen uns langjährige Mitarbeiter mit unglaublichem Knowhow zur Verfügung.

Wirtschaftsforum: Das Unternehmen wurde 1918 in einer Krisenzeit gegründet. Mit Corona sind wir aktuell in einer neuen Krise. Wie beurteilen Sie Zukunftsperspektiven?

Martin J. Gawenda: Wir sind stark von der Corona-Krise betroffen, da wir sehr eng mit der Automobilindustrie zusammenarbeiten. Wir vergessen jedoch nicht, dass wir es mit einer Phase zu tun haben, die vorübergehen wird. Unser Vorteil ist der breite Markt für Drehteile. In Deutschland haben wir es mit einem Marktvolumen von über acht Milliarden EUR zu tun. Wir wollen deshalb klar weiter wachsen, in andere Märkte gehen und die Zukunft aktiv gestalten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nach der Krise immer ein Neuanfang mit vielen Chancen möglich ist.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Pionier in nachhaltigen und effizienten Lösungen für industrielle Kühlung

Interview mit Maximilian Lennert, Mitglied der Geschäftsführung der IKS Industrielle KühlSysteme GmbH

Pionier in nachhaltigen und effizienten Lösungen für industrielle Kühlung

Die Bedeutung effektiver industrieller Kühlsysteme in verschiedenen Branchen ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, da moderne Produktionsprozesse zunehmend von präzisen und zuverlässigen Temperaturregelungen abhängig sind. Industrielle Kühlsysteme spielen eine…

30 Jahre Kompetenz in der Oberflächentechnik

Interview mit Dr. Alexander Nerowski, Technischer Geschäftsführer und Mark Schreckenbach, Kaufmännischer Geschäftsführer der Nehlsen-BWB Flugzeug- Galvanik Dresden GmbH & Co. KG

30 Jahre Kompetenz in der Oberflächentechnik

Seit dem 1. Juli 2023 bilden Dr. Alexander Nerowski und Mark Schreckenbach das Geschäftsführer-Duo der Nehlsen-BWB Flugzeug-Galvanik GmbH & Co. KG. Mit Wirtschaftsforum sprachen sie über diesen Generationswechsel und damit…

Automatisierungstechnik im Baukastensystem

Interview mit Jörg Herre, Leiter Vertrieb und Marketing der Friedemann Wagner GmbH

Automatisierungstechnik im Baukastensystem

Hier passt alles zusammen: Als Qualitätshersteller in der Automatisierungstechnik konstruiert und fertigt die Friedemann Wagner GmbH in Gosheim seit fast 45 Jahren pneumatische Module im Baukastensystem. Das Familienunternehmen hat seinen…

Spannendes aus der Region Kreis Mettmann

Unsere Werkzeuge bewegen die Welt

Interview mit Udo Clever, Inhaber und Geschäftsführer der Clever Diamond GmbH

Unsere Werkzeuge bewegen die Welt

Diamanten zählen zu den härtesten Materialien auf der Welt. Entsprechend bieten Diamantwerkzeuge eine Reihe von Bearbeitungsvorteilen, wie zum Beispiel Härte, Schneidleistung, Hitzebeständigkeit und Präzision. Die Clever Diamond GmbH aus Remscheid…

Wie man starke Verbindungen schafft

Interview mit Daniel Gellert, Geschäftsführer der WASI GmbH

Wie man starke Verbindungen schafft

Bis vor Kurzem waren Schrauben und andere Verbindungselemente das Hauptgeschäft der WASI GmbH. Doch inzwischen entwickelt sich das mittelständische Familienunternehmen immer mehr in Richtung Zulieferer für den Wachstumsmarkt Erneuerbare Energien,…

Das könnte Sie auch interessieren

Leuchtende Ergebnisse in der Autoreparatur

Interview mit Michael Siegel, Betriebsleiter der Brillant GmbH

Leuchtende Ergebnisse in der Autoreparatur

Die Automobilbranche erlebt stetige Wandlung und dennoch bleiben gewisse Aspekte beständig. Trotz der Wende zur E-Mobility gibt es Unfallschäden und Instandsetzung. Die Brillant GmbH in Köln ist ein glänzendes Beispiel…

Seit Jahrzehnten auf der richtigen Spur

Interview mit Karl Diehm, Geschäftsführender Gesellschafter der Robert Kunzmann GmbH & Co. KG

Seit Jahrzehnten auf der richtigen Spur

Die Automobilbranche befindet sich im Wandel; Mobilität wird neu gedacht. Autos werden auch in Zukunft einen festen Platz im Mobilitätsmix haben, werden klimafreundlich und smart sein und autonom fahren. Bei…

Zwei Kulturen, ein Spirit

Interview mit Christian Fritz, Geschäftsführer der CTEK Smart Chargers GmbH

Zwei Kulturen, ein Spirit

Die Mobilitätswende ist in vollem Gange. Hohe Kraftstoffpreise und ein gesteigertes Umweltbewusstsein lassen die Nachfrage nach alternativen Fahrzeugantrieben steigen. Die CTEK Smart Chargers GmbH aus Hannover ist von diesem Paradigmenwechsel…

TOP