„Wir sorgen dafür, dass die Verbindung niemals abreißt!“

Interview mit Dr. Joachim Kalcher, Geschäftsführer der Scotty Group Austria GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Kalcher, getreu ihrem Leitbild „secure, reliable, trusted“ konzentriert sich die Scotty Group klar auf Kommunikationslösungen im sicherheitskritischen Umfeld – welche besonderen Herausforderungen müssen Sie in diesem Kontext bewältigen? 

Dr. Joachim Kalcher: Wir richten uns mit unserem Leistungsspektrum üblicherweise an Behörden und behördennahe Organisationen, etwa das Rettungswesen und die Feuerwehr, liefern aber auch in militärische Umgebungen hinein. In all diesen Anwendungsfeldern bestehen naturgemäß besonders hohe Beanspruchungen im Hinblick auf die jeweiligen Geräte: Ein Kommunikationssystem in einem Hubschrauber ist etwa hohen Vibrationen sowie sich schnell ändernden Temperaturbereichen ausgesetzt, und noch dazu sind all die durchlaufenen Flugmanöver für die Position der Antennen eher ungünstig – man löst also durch das Gerät selbst einen Funkschatten aus, und die Rotoren zerhacken das Übertragungssignal im wahrsten Sinne des Wortes. Doch dieses Pro-blem besteht natürlich nicht nur in der Luft – auch am Boden ist die Funkabdeckung in bebauten Gebieten oft nicht die beste, wie jeder selbst feststellen kann, der einmal durch eine Unterführung fährt und dabei mit dem Handy telefoniert; das geht meist nicht lange gut. In sicherheitskritischen Umgebungen darf die Verbindung aber niemals abreißen. Deshalb benötigen wir entsprechende Protokolle, die in diesen Fällen korrigierend eingreifen, um weiterhin eine stabile Datenübertragung zu gewährleisten. 

Wirtschaftsforum: Wie genau sorgen Sie dafür? 

Dr. Joachim Kalcher: Durch einen guten Mix aus einer Vielzahl an ausgewählten Komponenten, die der Markt zu bieten hat und die wir dann mit unserer eigenen Hardware und Software anreichern. So verwenden wir etwa bei der Videokomprimierung einen eigenen Codec, der auch mit hohen Latenzzeiten bei der Satellitenkommunikation problemlos zurechtkommt sowie mit der Problemstellung, dass die Daten am anderen Ende bisweilen nicht vollständig ankommen. Bei der Hardware setzen wir derweil häufig Mesh-Komponenten ein, damit die Position antennenunabhängiger wird und wir die umgebende Struktur besser abdecken können. 

Wirtschaftsforum: Mit welchen technologischen Innovationen beschäftigen Sie sich gerade? 

Dr. Joachim Kalcher: Wir verfolgen derzeit zahlreiche Möglichkeiten, um auf applikatorischer Ebene darauf hinwirken zu können, dass alle Einsatzkräfte stets das gleiche Bild von der aktuellen Lage haben – das ist schließlich nicht nur für ihre persönliche Sicherheit, sondern auch für ihr effizientes Eingreifen von essenzieller Bedeutung. Dazu arbeiten wir unter anderem an der Integration von Visualisierungen von Datenströmen aus unterschiedlichsten Quellen – im Feuerwehrkontext kann es sich dabei etwa um Abgaswerte oder Rauchgasanalysen handeln, die so auf niedrigschwelliger Ebene immer im Blick behalten werden können. Sofern gewünscht, können mit dem Einverständnis der jeweiligen Personen auch biometrische Daten in das System einfließen, damit die anderen Einsatzkräfte sofort eingreifen können, wenn sich etwa bei einem Kollegen eine Rauchgasvergiftung anbahnt. Um eine noch größere Resilienz unserer Systeme gewährleisten zu können, setzen wir zudem inzwischen auf eine Architektur ohne zentrale Komponenten, in der die einzelnen Knotenpunkte die koordinierenden Rollen übernehmen – fällt einer aus, kann direkt ein anderer einspringen. 

Wirtschaftsforum: Neben Verlässlichkeit spielt auch Sicherheit eine essenzielle Rolle bei jeder Kommunikationslösung. 

Dr. Joachim Kalcher: Wir arbeiten grundsätzlich mit europäischen Lösungen, bei denen keinerlei Verbindung zu Interessen von Drittstaaten besteht. Die Kommunikationsmittel, die wir unserem Kunden zur Verfügung stellen, liegen damit ausschließlich in seiner Hand und sind vollkommen unabhängig von sämtlichen Drittparteien. Die individuelle Ausgestaltung erarbeiten wir dann gerne gemeinsam mit unseren Auftraggebern. Gerade im staatlichen Kontext bestehen hierzu natürlich auch enge gesetzliche Vorgaben zu den einzelnen Komponenten und Verschlüsselungssystemen. Wenn wir das als gewachsenes Produkthaus einmal nicht alleine umsetzen können, arbeiten wir gerne mit starken Implementierungspartnern zusammen. 

Wirtschaftsforum: Welche Impulse möchten Sie für die Zukunft setzen? 

Dr. Joachim Kalcher: Wir sind überzeugt, dass Information die wesentliche Handlungsgrundlage ist – im Einsatz und darüber hinaus. Dieser Mission wollen wir auch weiterhin unsere volle Aufmerksamkeit widmen und in den nächsten Jahren kontinuierlich wachsen: in Europa, aber auch in Asien und Afrika, wo sich interessante Märkte für uns auftun. Die technologischen Anforderungen werden dabei weiterhin zunehmen – nicht nur aufgrund der deutlich komplexeren Cybersicherheitslage, sondern auch im Hinblick auf die Ansprüche der Anwender, die aus ihrem privaten Umfeld – in technischer Hinsicht eine Schönwetterumgebung – von Videokonferenzen bis Streaming mittlerweile eine völlig nahtlose Kommunikationserfahrung gewöhnt sind. Gleichzeitig wollen wir als österreichischer Anbieter weiterhin jeden Tag aufs Neue den Beweis erbringen, dass technologische Innovationen nicht nur aus Übersee kommen, sondern auch im Herzen Europas entstehen.

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