„Ins Büro kommen und Leute treffen, die ich mag“
Interview mit Patrick Benner, Geschäftsführer der ARTUS interactive GmbH

„Ich hatte nie geplant, ein Unternehmen zu gründen, um Unternehmer zu sein – denn das bin ich im herkömmlichen Sinne nicht. Ich wollte einfach Projekte machen. Das ist bis heute so: Am liebsten arbeite ich immer noch an den Projekten selbst und freue mich, dass ich heute Menschen um mich habe, die sich um die Finanzen und die administrativen Themen kümmern“, beschreibt Patrick Benner, was ihm an seinem Beruf nach wie vor am meisten Freude macht.
Große Marken mit Strahlkraft
Der Durchbruch kam, als ARTUS interactive mit einer kleinen Agentur fusionierte, die für die Gillette-Gruppe arbeitete. „Das waren Gillette, Braun und Oral B, große Marken, für die wir plötzlich digitales Marketing machen durften“, erzählt der Geschäftsführer. „Und ohne dass wir als Agentur etwas dazu beigetragen hätten, folgte 2005 der nächste wichtige Schritt, als die Gillette-Gruppe vom Procter & Gamble-Konzern übernommen wurde. Plötzlich waren wir eine Agentur von Procter & Gamble und hatten damit die Möglichkeit, für den Top-Werbespender zu arbeiten, mit unfassbar vielen Marken, die für uns interessant waren. Wir arbeiten heute für alle Procter & Gamble-Marken, für die digitales Marketing eine Bedeutung hat. Immer noch sind das Gillette, Braun und Oral B, aber auch Always, Head & Shoulders, Pantene, Pampers und andere. Das ist bis heute ein großer Teil unseres Geschäfts.“
Ur-Frankfurter mit einem Faible für regionale Projekte
Heute liest sich das Kundenspektrum von ARTUS interactive wie das Who’s who der deutschen Wirtschaft; es ist hauptsächlich das Big Size Business, dem die Agentur ihre Dienstleistungen anbietet. „Wir arbeiten fast gar nicht für Mittelständler – nicht, weil wir uns das so ausgesucht hätten; es hat sich einfach so ergeben“, sagt Patrick Benner. Ausnahmen gibt es eigentlich nur bei Unternehmen aus Frankfurt und Umgebung: „Ich bin Ur-Frankfurter, hier geboren und wohne hier. Da wir so viel international arbeiten, bin ich manchmal ganz glücklich, wenn ein Unternehmen aus der Region bei uns anfragt, ob Museum oder Anwaltskanzlei oder gemeinnützige Projekte. Das hat dann diesen regionalen Charakter, und das gefällt uns an solchen Projekten besonders.“
Flexibel und mitarbeitergetrieben
Die Art und Weise, wie Patrick Benner sein Unternehmen führt, unterscheidet sich in manchem deutlich von dem Führungsstil klassischen Unternehmertums. „Ich würde das als employee-driven, mitarbeitergetrieben, bezeichnen“, sagt er. „Das fängt schon damit an, dass wir sehr transparent sind, auch was die Zahlen angeht: Ausgaben, Einnahmen, wo Geld hinfließt. Die ganze administrative Entwicklung der Agentur versuchen wir so weit es irgend geht gemeinsam zu lenken, Entscheidungen zu Themen wie Homeoffice, Überstundenvergütung, Sonderurlaubstage, etc. gemeinsam und einstimmig zu treffen. Das geht so weit, dass wir 25% des Überschusses, den die Agentur erwirtschaftet, an unsere Mitarbeiter ausschütten. Ich selber bin nicht der Typ, der den anderen sagt, wo es langgeht; ich laufe glaube ich eher so ein bisschen hinterher und wenn etwas kaputt geht, räume ich es auf. Flexibilität ist das, was uns aus unternehmerischer Sicht wohl am meisten auszeichnet und was angesichts dessen, was derzeit alles in der Welt passiert, deutlich wertvoller ist als Planung.“
Doch auch mit Blick auf die Zukunft ist es Patrick Benner wichtig, dass seine Mitarbeiter mit Freude und Motivation bei der Sache sind. „Mein Zukunftsbild ist sehr darauf fokussiert, was ich selbst tun kann, damit die Mitarbeiter zufrieden sind und wirklich Freude an dem haben, was sie hier tun. Und da gibt es natürlich Dinge, die ich angehen möchte. Es ist toll, dass wir für viele Marken schon 10, 20 Jahre lang arbeiten, aber Mitarbeiter, die schon länger bei uns sind, wünschen sich vielleicht auch mehr Vielfalt bei ihrer Arbeit. Insofern könnte eine noch breitere Aufstellung bei unseren Kunden der Agentur guttun, weil sie den Mitarbeitern neue Anreize bietet. Das würde ihnen sicher gefallen.“ Patrick Benner selbst beschreibt das, was ihn bei seiner Arbeit antreibt, ähnlich, wie er es sich auch für seine Mitarbeiter wünscht: „Ich könnte jetzt sagen, dass man als Unternehmer ja wirtschaftliche Ziele und all das haben muss, aber das ist tatsächlich nebensächlich. Es ist auch so alles prima, wie es ist. Ich möchte morgens ins Büro kommen, Leute treffen, die ich mag und gemeinsam coole Sachen gestalten. Für mich ist das die größte Vision von allen und auf jeden Fall wichtiger als zweistelliges Wachstum.“